Hatte eben ein längeres Telefongespräch mit jemanden, der die Politszene in Bern doch recht gut kennt. Seine Version der Zuppinger-Affäre ist die, dass die „Fraktion der reinen Lehre“ rund um Blocher den Herrn Zuppinger bewusst habe auffliegen lassen.
Um ihn zu verhindern und „die Konsensfraktion“ zu schwächen.
Denn es sei doch völlig klar, dass Herr Blocher et al schon mindestens seit einer Woche wüssten, was die WELTWOCHE schreiben wird, inkl. Titelbild.
Der Angriff der SVP bei den kommenden Bundesratswahlen gelte gar nicht Herrn Schneider, sondern Herrn Burkhaltär. Mit dem Kandidaten Rime.
Das könnte ja durchaus so sein. Nur erschliesst sich mir der Sinn nicht.
Und es wäre irgendwie doch ziemlich krank. Es kann doch niemand ernsthaft meinen, sich selbst ins Bein zu schiessen, sei ein kluger Schachzug. Ausser man liegt eingekesselt in einem Schützengraben vor Stalingrad.
Dieser Vorgang wird die SVP erschüttern. So oder so. Parteiübertritte sind nicht auszuschliessen.
Ich denke, das mit den zwei Sitzen ist gelaufen.
War das ein Komplott von Herrn Blocher?
- Na klar doch, so denkt dieser Mann. (54%, 59 Votes)
- Dummer Mist, das ist eine Panne erster Güte. (46%, 51 Votes)
Total Voters: 110

max meint
Vielleicht ist die Wahrheit aber auch etwas einfacher. Zuppiger ist vielleicht ämtligeiler als er nach aussen wirkt. Und hat deshalb die Fraktion und das Parteipräsidium nicht vollständig informiert. Und vielleicht war die Antwort der Anwaltskanzlei, die Baader auf seine den Vorgang betreffende Frage bekam, nicht vollständig.
Abgesehen davon könnte es vielleicht auch sein, dass sich Leute, die meinen, sie seien Journalisten einmal ihrem Beruf widmen sollten, statt dauernd unbelegte Behauptungen zu wiederholen (nicht wahr, Herr Seibt?). Und vielleicht sollten Leute, die Blocher bei jeder Gelegenheit meinen dämonisieren zu müssen, einmal einen Arzt aufsuchen (man stelle sich mal einen Anschlag auf Blocher vor: wer da nachher alles „geistiger Brandstifter“ wäre….).
Aber eben nur vielleicht. Nichts genaues weiss man nicht. Vielleicht muss ich auch einmal mit jemandem telefonieren, der die Szene in Bundesbern ziemlich genau kennt.
Constantin Seibt meint
Nun ja. Herr Blocher scheint ja persönlich auch zu zweifeln. Wenn nicht an seinem Verstand, dann an seinem Ruf. Im Fall BaZ hat Christoph Blocher ja ausgerechnet Herrn Ospel als Eigentümer vorgeschoben, um bessere Figur zu machen. Ich meine: Was für eine Reputation hat man, wenn Herr Ospel eine bessere hat?
Hans meint
Soviel ist sicher: Der Autor des Weltwoche-Artikels hat vor wenigen Wochen gefordert, die SVP müsse sich konsequenterweise aus dem Bundesrat verabschieden. Sicher ist ebenfalls: Der Wunschkandidat Blochers war Baader. Und nicht Zuppiger.
Warum soll die SVP denn unbedingt im Bundesrat mittun? Mit einem halben Bundesrat? Jedes Mal, wenn die SVP den BR kritisiert, sagen dann alle, die SVP-Bundesräte hätten dies mitbestimmt. Kann dies ein Blocher wollen? Nein.
Die SVP gewinnt politisch-psychologisch mehr (so lange die rechtskonservativen Kräfte in der Unterzahl sind), wenn sie sagen können: Wir kritisieren aus einer Unterlegenen-Haltung. Wir haben den Reinheits-Bonus des Opfers.
Anton Keller meint
Brunner, Baader und Blocher werden sich nun überlegen müssen, wie sie der Parteibasis erklären, dass bei a. BR Samuel Schmid gefordert wurde genau hinzuschauen, bei ihnen selbst aber genau diesselben Fehler passierten. Personen die Stillschweigen vereinbaren sollen grundsätzlich nicht vorgeschlagen oder gewählt werden.
herby meint
Was Blocher zugetraut wird und was wirklich hinter den Kulissen passiert (ist) kann nur Gegenstand von Spekulationen sein. Diese bringen aber nichts. Es fast wie Schach spielen; vieles ist möglich, aber ausgeführt wird nur ein Bruchteil davon. Die SVP kann meiner Meinung nach davon in keiner Art und Weise profitieren. Warum sollte sie so was inizieren? Allenfalls höchstens als Schadensbegrenzung? Persönlich glaube ich aber, dass die Weltwoche unabhängig agierte. Zurück zu Zuppiger: Wer den Einleitungsartikel im ZGB d.h. die Grundlage unseres Geschäftens nach Treu und Glauben so mit Füssen tritt und vermutlich eine Strafverfolgung nur im allerletzten Moment mit Aufgabe fast aller Forderungen (Akzept der CHF 5,000 als Honorar)und Leistung finanzieller Wiedergutmachung (alle Zinsen seit 10 Jahren nebst Rückzahlung) abwenden kann, sollte nicht geschont werden, vor allem wenn keine Einsicht und keine Besserung zu erwarten ist sowie ein Unrechtsbewusstsein abgeht. Abgesehen der politischen Freunde und Gegner kann jemand, der so aktiv Klienten und Geschäftspartner zu hintergehen sucht, nicht gedeckt werden und gehört weg von der Politik und wenn möglich auch vom Geschäftsleben. Aktuell ist wahrscheinlich mit viel Glück der monetäre Schaden für die betroffenen gemeinnützigen Organisationen verhindert worden, aber das nicht monetäre Unheil ist sowieso angerichtet, egal wann das publik geworden wäre, garantiert spätestens mit seinem nächsten vergleichbaren Gebaren. Und mit diesem müsste wohl gerechnet werden.
Gotte meint
das gerücht, dass blocher ein guter taktierer sei, bewirkt nun, dass man denkt, dass das alles inszeniert sei: ich glaube auch, dass der blocher das durchaus sehenden auges in kauf genommen hat. aber ich schliesse daraus, dass die idee, dass er ein guter taktierer sei, eben tatsächlich ein blosses gerücht ist. blochers zenith als stratege ist definitiv vorbei – wie die zeit der svp. es ist jetzt nicht mehr nur „nach blocher die sintflut“ sondern „mit blocher die sintflut“.
Rainmaker meint
Kann ja doch vielleicht schon auch Zufall sein, dass die Weltwoche nach Jahren erstmals gegen einen SVP’ler schiesst…..
Henry Berger meint
Das ganze Manöver, nur um Herrn Rime zu bevorzugen? Das hätte man doch einfacher haben können: Z.B. durch das Aufstellen eines unbekannten, chancenlosen Kandidaten neben Herrn Zuppiger!
Henry Berger meint
Ist eigentlich schon schockierend und zutiefst undemokratisch: Da kann also einer – gemäss dem Zürcher Führungskreis der Partei – nur SVP-Bundesrat werden, wenn er 1000% auf der Linie des Führers aus Herrliberg ist?
(Das Fehlverhalten von Herrn Zuppiger hier einmal ausgeklammert)
Mein Vorschlag: Herrn Blocher sofort klonen!
Bin auch gespannt,welche Dynamik dieser Fall noch bekommt!
Er zeigt jedoch bereits jetzt eklatant auf, an welchen innerparteilichen Demokratiedefiziten diese Partei krankt! NR der eigenen Partei werden teilweise zu Stimmvieh degradiert!