Es gibt da diesen Running Gag: Neuer Chef, neues Unternehmenslogo.
Neuer Chef ist nach einer Weile weg, Logo bleibt.
Die BLT hat einen neuen Chef, was begrüssenswert ist, schliesslich war der Vorgänger bedeutend länger im Amt als die gefühlten Ewigkanzler Merkel und Kohl.
Erste Amtshandlung des Neuen gemäss Medien: Eine Umfrage beim Personal, wie er dieses für sich gewinnen könne, (was eine etwas eigenartige Frage ist).
Rausgekommen ist wohl das, was immer rauskommt, (sage das aus Erfahrung):
WIR WOLLEN GRATISKAFFEE.
Seither gibt es für alle Gratiskaffee. Über den Daumen gepeilt, kostet der das Unternehmen einen mehrfach fünfstelligen Betrag im Jahr.
Kann man machen, umso mehr, weil wir den 480 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der BLT ihren Gratiskaffee von Herzen gönnen.
(Und damit die Diskussion mit der Mehrwertsteuer-Aufsicht wegfällt. Der Kaffee-Batzen ins Kässel ist nämlich MwSt-pflichtig, was viele Unternehmen erst dann merken, wenn die Revision im Haus ist.)
Doch zurück zum neuen Logo, das gestern vorgestellt wurde. (Man wird sich daran gewöhnen, eine gefällt-mir-oder-nicht-Diskussion erübrigt sich deshalb.)
Es geht wohl eher darum: Ein neuer Chef will seine (Duft-)Marke setzen.
Weshalb man fragen kann, ob das auch Sinn macht.
Ich meine in dem Sinn, ob sich mit dem neuen Logo mehr Leute in die BLT-Busse und -Trams drängen werden.
Weil sie sich endlich optisch angesprochen fühlen, besonders die Frauen. Weil die BLT gemäss dem neuen Chef „weiblicher“ werden wollen.
Mit dem Logo.
(Ich habe mal in den Anfangsjahren bei einer Präsentation eines neuen Firmenlogos auf die Frage des CEO, was das neue Logo ausdrücken wolle, gesagt: „Nichts. Der Entwurf gefällt mir einfach“. Was gar nicht gut angekommen ist. Mit dieser Erfahrung haben wir dann immer eine tiefsinnige Bedeutung zum Besten gegeben. Mit Erfolg, wenn man nicht übertreibt. Deshalb von mir aus halt „weiblich“.)
Die Einführung eines neuen Logos ist teuer.
Und aufwändig.
Und absorbiert Ressourcen.
Es sind ja nicht nur die Trams und Busse, die neu beschriftet werden, sondern das geht runter bis zum Garderobekästli. Und dann noch das Briefpapier und all die Formulare.
Kurz – es ist erstaunlich, wo sich so ein Logo über die Jahrzehnte hinweg überall einnistet.
Weil man also nicht genau weiss, wo überall der alte Schriftzug ersetzt werden muss, hat man, so wird kolportiert, eigens eine neue Stelle geschaffen, mit der genau das nun abgeklärt werden soll.
Womit wir bei den Kosten für die Übung wären.
Der Chef sagt gegenüber den Medien, die „Konzeptkosten“ hätten rund 100’000 Franken betragen. Der BLT-Marketingchef sagt, die „Umsetzungskosten“ beliefen sich auf rund 100’000 Franken.
Wie auch immer, aufgrund von Erfahrungswerten bei vergleichbaren Übungen kann man schätzen, dass die Aktion „Neues Logo“ die BLT 2.5 bis 3 Mio. Franken kosten wird.
Wie sagte doch der scheidende Direktor des Bundesamts für Verkehr, Peter Füglistaler, zu seinem Abschied den CH-Medien?
Die ÖV-Branche habe ob dem stetig anschwellenden Subventionsregen „das Verhältnis zu Geld verloren“, sagt er
(Der Kanton Basaelland hat für dieses Jahr rund 100 Mio. Franken für den Öffentlichen Verkehr ins Budget eingestellt.)
(Disclaimer: Ich kenne die BLT recht gut, weil ich über lange Jahre hinweg immer mal wieder bei einzelnen Kommunikationsprojekten mitgearbeitet habe. Die BLT ist ein tolles Unternehmen mit engagierten Frauen und Männern. Egal mit welchem Logo.)
Herrmann Elig meint
Was für ein seltsamer Artikel. Man könnte auch sagen: jedes Logo ist ein Produkt seiner Zeit. Irgendwann wirkt es verstaubt, was beim BLT-Logo zweifellos der Fall ist . Das alte hat seinen Dienst lange genug getan, es ist mehr als amortisiert! Auch Banknoten, Pässe oder Kantonslogos (nicht Wappen) werden von Zeit zu Zeit ersetzt. So what. Ich kann mich da wirklich nicht drüber aufregen.
Wenn die Busse unpünktlich wären und man das Image statt dem Service verbessern würde wäre das eine andere Geschichte. Aber so ist mir das ziemlich quadratisch
Raffael Schumacher meint
Und die BLKB versenkt 120 Mio. Franken Volksvermögen in Zürich mit Radicant.
U. Haller meint
Das war auch mein Ärger, als ich diesen Bullshit gelesen habe.
Was macht denn die Corporate Identity eines Unternehmens wie der BLT aus?
Pünktlich, saubere Trams. Mehr braucht es nicht. Ob vorne eine Frau oder das männliche Pendant den Steuerknüppel hält, ist mir letztendlich egal.
Aber »weiblich«? Der neue soll doch mal eine Umfrage unter den Trampassagieren (die Trampassagierinnen sind übrigens mitgemeint) zu diesem Thema machen. Die werden nur verständnislos den Kopf schütteln.
Dass jeder neue CEO so besessen ist, sich vom alten durch ein neues Logo abzugrenzen, grenzt an Selbstüberschätzung. Es gäbe bestimmt andere Themen, um mit diesen unnötig verschleuderten Mitteln das Personal bei der Stange zu halten.