Niemand kann die Zukunft voraussagen. Und trotzdem manövrieren wir uns immer wieder in Situationen, in denen wir meinen, die Weichen für die Zukunft stellen zu müssen.
Das bereitet Lust, weil wir in solchen Momenten ernsthaft daran glauben, Herr unserer Zukunft zu sein.
Wir Schweizer sind geradezu süchtig nach solchen Momenten.
Deshalb gelingt es uns immer wieder neue Themen zu finden, über die wir abstimmen können, um wenigstens einen Sonntagnachmittag lang Herrchen und Dämchen über unser Schicksal zu sein.
Wer schon nach den ersten Hochrechnungen auf der Verliererseite steht, sieht in den Abgrund, was genauso lustvoll sein kann.
Die Schweizer lieben das Abstimmungsspiel, weil es vier Wochen lang politische Aufregung verspricht.
Ohne allzugrosses Risiko.
Leidenschaftlich simulieren wir mit unseren vier Abstimmungsterminen während fast der Hälfte des Jahres den Untergang des Landes.
Ein eidg. Schwingfest in der SRF-Arena.
Das spannende am Brexit ist, dass hier eine Volksabstimmung tatsächlich die Weichen für die Zukunft völlig neu gestellt hat.
Keiner weiss, wohin die Reise führt.
Anders als die Schweizer mit all ihren Abstimmungen sind die Briten mit ihrer Once-in-a-lifetime-Entscheidung mit Karacho ins Risiko geschlittert.
Das Briten-Referendum war kein Abstimmungsspiel.
Da werden jetzt Notvorräte angelegt und Armeeeineinheiten aufgeboten, Frachtschiffe angemietet und Fabriken stillgelegt.
Die Financial Times hat die aktuelle Stimmung auf den Punkt gebracht:
We may applaud the Blitz spirit but no one actually voted for bombing.
altro due elle meint
… und so gab es folgerichtig auch noch keine „Operation Libero“, um diese Brexit-Abstimmung zu bodigen …