Dieser Leserbrief in der heutigen Basellandschaftlichen Zeitung ist mein absoluter Favorit zur laufenden Theaterkreditdiskussion im Kanton Basel-Landschaft.
Die Leserbriefschreiberin „Sandra Ziegler, Landratskandidatin SVP, Zunzgen“ hat es geschafft, den ganzen Schwachsinn und die Dummheit der Oberbaselbieter Landkulturanhänger auf lediglich 17 Zeitungszeilen zusammenzufassen.
Eine reife Leistung.
Deshalb wollen und können wir unserer Leserschaft diesen argumentativen Leckerbissen nicht vorenthalten:
M.M. meint
@mittelmass: Sie driften in bedenkliche Argumentationslinien ab.
Müsste ich mit Ihnen auf diesem Niveau tatsächlich diskutieren, würde ich jetzt festhalten, dass Ihnen der kulturelle Hintergrund für diese Debatte fehlt.
Aber ich bin ja ein höflicher Mensch und sage deshalb: Herrn Broder finde ich witzig.
M.M. meint
@h.s. Super Rechnung. In dieser Konsequenz müsste man all die vielen Ausgabenposten in BL sich angucken.
Aber wie immer: Ihre Argumentation liegt auf einer Ebene, die mich überhaupt nicht überzeugt.
Und der Vergleich mit dem Musical Theater ist so abgedroschen, wie der mit dem Häbsetheater.
Also was soll’s. Die Frage ist schlicht und einfach die: Wollen wir dieses Theater – und damit meine ich unser Theater und nicht „deren ihr“ Theater – oder wollen wir das nicht.
Ich bin der Meinung, dass das Theater Basel ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens ist, das mich interessiert und das zur Lebensqualität der Arlesheimer beiträgt.
Dass man das in Zunzgen anders sieht, verstehe ich. Die leben ja auch von unseren Steuergeldern. 🙂
Gotte meint
es ist wie es ist und wie mm es richtig sieht. die goldesel-plakate zeigen die realitätsverweigerung der baselbieter bürgerlichen, die sich alle vier jahre um den kmu-leader aus liestal-altmarkt schart. „bewährtes“ ist im diesjährigen wahlkampf zu lesen als: pfründenverwaltung statt politische vision, defizitverheimlichung statt finanztransparenz, hülfteschanz statt dynamische wirtschaftsregion, klientelbegünstigung statt kosteneffizienz. wie gesagt: nackenhaare runter, alternativen wählen!
quer meint
„….klientelbegünstigung statt kosteneffizienz.“
….war und bleibt das herausragende Merkmal sozialistischer Volksbeglücker. Was also ist „alternativ“? Geht das mal konkreter? Kosteneffizienz erkenne ich als typisch bürgerlich, um nicht zu sagen konservativ. Manchmal kommen einem schon die Etiketten durcheinander. Wahlen sind ja auch irgendwie verwirend.
Gotte meint
es gehört zu den absurditäten der baselbieter politik, dass umverteilung und unhaushälterisches gebaren als sozialistisch bezeichnet werden – das baselbiet blickt auf 150 jahre bürgerlichkeit zurück! kantonsspital liestal, 9. stadion, umfahrung liestal, ruine bruderholz, – – – die kosten aller öffentlicher bauten laufen aus dem ruder, kmu-heimatschutz garantiert immer noch solide monopolrenten im austausch für politisch-finanziellen support um den gewerbedirektor. dass rot-grüne regierungen einiges besser haushalten als zuvor die bürgerlichen zeigt übrigens ein blick auf basel-stadt. vielleicht sollten sich die baselbieter mal fragen, warum es ihrer BÜRGERLICHEN regierung in den letzten jahrzehnten nicht gelungen ist, firmen ins baselbiet zu locken: nur 10% der steuereinnahmen stammen von juristischen personen! wahnsinn! und sicher nicht goldesel.
quer meint
„…Man könnte sich mit dem Gedanken anfreunden, eine Segregation nach Einkommen zu machen.“
Genau das wäre falsch und von mir auch nicht angesprochen. Meine provozierende Frage würde im Falle des Falles lediglich die Leidenschaft Auswärtiger zum BS-Theater aufdecken. Nichts mehr, und nichts weniger. Für wirklich Gutes und Unverzichtbares zahlt man eben gern den realen Preis. Und das wäre allemal noch billiger, als z.B. nach Zürich oder gar München zu fahren. Nicht wahr?
PS: Ähnliche Diskussionen und Erwägungen finden in allen Großstädten und zu allen Zeiten regelmäßig statt. Motto: Wer zahlt hier eigentlich für wen?
l.h. meint
„Wenn die Stadt kein Geld für SEIN Luxustheater hat…“ Es wird ersichtlich, warum die gute Frau Ziegler aus der Transferleistungsempfängergemeinde Zunzgen mit dem Theater nichts anfangen kann, wenn ihr schon die Rechtschreibung zu elitär ist.
quer meint
MM, offenbar liegt Ihnen diese Meinung im Magen. Nun kann man aber ganz provokant fragen, warum BS meint, mit seinem Theater auch (kostenmäßig) BL zwangszubeglücken. Sollten die Musen nicht ein freiwilliger Genuß sein von denen, die sie nutzen? Pragmatisch gesehen, könnte sich das Theater beim Kartenerwerb auch den Ausweis zeigenlassen. Leute von außerhalb BS zahlen dann halt das fünffache. Dann würde die Wertschätzung des BS-Theaters wirklich erkennbar.
M.M. meint
Die Sache ist halt die: Wenn ich in Zürich bin oder sonst wo im Ausland, dann komme ich aus Basel. Basel-Landschaft oder Liestal liegen nicht auf meinem Befindlichkeitsradarschirm.
Deshalb ist das auch nicht denen ihr Theater, sondern auch meines. Und so denken die Hälfte der Basler Theater Besucher eben auch.
Aber bitte, ich akzeptiere, dass es Leute gibt, die anders denken. Ich kann mit dem nur nichts anfangen. Vor allem das Feindbild aus Zunzgen entspricht in keiner Art und Weise meiner Lebensrealität. Ich habe fast mein ganzes bisheriges Berufsleben in Basel verbracht.
Die Zwangsbeglückung mittels Transferzahlungen aus Arlese nach Zunzgen stört mich eigentlich, um ehrlich zu sein, mehr.
Aber Ihren Gedanken finde ich schon interessant: Man könnte sich mit dem Gedanken anfreunden, eine Segregation nach Einkommen zu machen. Theater nur noch für die Wohlhabenden, für die, die es sich leisten können.
Interessant.
Beim Arlesheimer Bädli, das auch subventioniert wird, könnte man das auch einführen, dann wären wir auch dort unter uns.
Vor allem wären dann endlich diese Mütter mit ihren lärmenden Kindern draussen.
Ich hoffe, Ihre Stuss, den Sie hier schreiben, wird deutlich.
PS: Die Diskussion hatten wir übrigens schon in den 6oern geführt.
Mittelmass meint
Die muss ich mir merken! Ich werde sie dann auf dem Wahlzettel kummulieren.
Spass bei Seite. „Sparen“, dieses Wort kennt BS nicht wirklich. Und die Theaterleute erst recht nicht.
M.M. meint
Die öffentliche Meinung ist so träge zu bewegen, wie ein Hochseetanker. Ihre Bemerkung wäre 2008 noch völlig okay gewesen.
So wie ich das sehe, ist BL finanziell schwer angeschlagen und nicht BS, ist BL zu keinem Sparprogramm fähig. Äh, das nehme ich wieder zurück. Die wollen das erst machen, wenn die Wahlen vorbei sind.
Es könnte ja plötzlich eine politische Diskussion entstehen und die Parteien müssten Farbe bekennen. Wer will das schon, so kurz vor den Wahlen.
Mittelmass meint
In dem nachfolgenden Artikel in der WW wird behauptet, dass BS die höchsten Steuereinnahmen hat. Was passiert mit all diesem Geld?
http://www.weltwoche.ch/weiche/artikel-fuer-abonnenten.html?hidID=539764
(ich gehe davon aus, dass Sie sich einloggen und den Artikel lesen können, ansonsten kann ich es Ihnen auch mailen)
Mittelmass meint
In der neuesten WW steht interessantes über „Kulturschaffer“ und wieviel sie kosten.
BS gibt z.B. pro Kopf das meiste Geld aus, nähmlich 777.–, dahinter liegt GE mit 696.–. Alle anderen Kantone liegen unter 300.– pro Kopf, mit einer Ausnahme, welches bei knapp 400.– liegt.
Aber BS hat anscheinend immer noch genug Geld. Sie kommen ja mit immer neueren – unnötigen – Verkehrskonzepten gar nicht mehr nach.
Für mich ist klar: Der Kredit wird abgelehnt.
Baresi meint
Kanton Genf und Basel-Stadt? Könnte es sein, dass bei der Statistik vergessen ging, dass beides Stadtkantone ohne Umland sind? Dann wäre es nicht weiter überraschend, wenn der pro Kopf Betrag höher ausfällt als zum Beispiel im Kanton Zürich (1’3 Mio Einwohner).
Auch sind die Höhe der Steuereinnahmen bei Ihrem vorangehenden Kommentar im Falle des Theaterkredits wenig relevant. Es geht um den Lastenausgleich. In etwa die Hälfte der Theaterbesucher leben im Kanton Baselland.
Bevor Sie nun die falschen Schlüsse ziehen: ich lebe wie Sie im Kanton Baselland.
M.M. meint
Die Sache mit der Theaterdiskussion ist doch die, dass man eigentlich stolz darauf sein müsste, so viel für Kultur ausgeben zu können.
So ein Satz: Wir geben in dieser Region am meisten Geld aller Kantone für Kultur aus – der ist doch etwas Besonderes.
Dass die Urner oder Glarner oder Bündner da nicht mithalten können, liegt in der Natur der Sache.
Es mangelt uns ja an nichts. Und wir leiden auch nicht unter Geldmangel.
Unser derzeitiges Problem ist ja einzig, dass die Kartellregierung die Finanzen nicht im Griff hat.
Aber die Geisteshaltung in Zunzgen ist schon so, wie man sie gar nicht anders erwartet: Jeder Franken für Kultur ist einen Franken zuviel.
h.s. meint
Das Theater Basel hat kaum Zuschauer. Das Musicaltheater Basel hat in etwa gleich viele Zuschauer und braucht keine Subvention. Eine Subvention von bereits 42,4 Mio pro Jahr stehen Einnahmen von 9,7 Mio durch Zuschauer entgegen. Dazu noch 0,5 Mio verlust. Sogar wenn alle Vorstellungen restlos ausverkauft werden muss 34 Mio Subvention gegeben werden. Weil die Löhne steigen sollen und die Anzahl an stellen steigen soll braucht es wieder mehr Geld. 4,4 Mio diesmal. Dann stehen 46,8 Mio an Steuerngeld, 9,7 Mio an Zuschauereinnahmen entgegen. Fast 5:1. 46,8 Mio an Subvention nur für das Theater. Jahr für Jahr.
l.h meint
– Theater Basel 179 000 Zuschauer Spielzeit 2009/2010 bei 599 Vorstellungen. Weitere rund 70 000 an weiteren Veranstaltungen des Theaters.
– Musical Theater Basel 115 900 Besucher 2009, bei 112 Veranstaltungen.
Der wesentliche Unterschied: Im Musical Theater finden Fremdveranstaltungen statt, die durch externe Veranstalter organisiert werden (publicum, fbm,…). Dabei handelt es sich durchwegs um kommerzielle Erfolgsprodukte, die sich aber nicht an kulturellen Ansprüchen messen müssen, sondern an ihrem Ertrag. Hinzu kommt, dass das Musical Theater primär die Infrastruktur bereits stellt, damit diese von anderen bespielt werden kann. Die Messe Schweiz (Eigentümerin) hat kein eigenes Schauspielensemble und Dramaturgen, Bühnen-, Maskenbildner, Ballet, Orchester, Chor und Solistenteam zu bezahlen, die sämtliche Musicals selbst aufführen täten.
Die beiden Häuser lassen sich also nicht vergleichen.
M.M. meint
Das Musical Theater wurde seinerzeit vom BS-Steuerzahler bezahlt.
Mittelmass meint
Selbst wenn der BL-Haushalt ausgeglichen oder sogar im Plus wäre, bin ich gegen zusätzliche Subventionen, weil:
-es wurde eine Kulturvertragspauschale abgemacht. Diese will man nun zusätzlich allitmentieren
-der Kostendeckungsgrad des Theaters beträgt nur 24% aber ans Sparen denkt niemand
-die Theaterleute meist die freie Wirtschaft verachten und dem Sozialismus näher stehen aber sich nicht zu Schade sind von eben dieser Wirtschaft Geld zu fordern
-auch wenn die Hälfte der Theaterbesucher aus BL kommt, das Theater doch ein Standortvorteil für BS generiert
-unter dem Deckmantel Kultur einiges schief läuft
Der liebe Henryk M. Broder sagte mal im Interview, wo es auch ums Theater ging: „Nein, ich gehe nie ins Theater oder in die Oper. Es reicht mir völlig, dass ich diese mit meinem Steuergeld subventioniere.“
Ausserdem glaube ich nicht, dass das Theater am Abgrund steht. Die drücken nur ein bisschen auf die Tränendüse. Nachher werden die auf wundersame Art und Weise die Kosten senken, natürlich werden dann diese Einsparungen theatralisch vermarktet werden. Vorhang.