So wie es aussieht, haben wir also punkto Iran die Wahl zwischen Markus Somm und alt-Bundesrätin Calmy-Rey.
Sie vertreten die beiden Theorien, wie man das Mullah-Regime in die Knie zwingen könnte, die schon seit Jahren als einzige Alternativen das politische Handeln bestimmen: Man erkauft sich Zugeständnisse mit mehr Handel oder man zwingt sie mit harten Wirtschaftssanktionen plus militärischen Drohungen in die Knie.
Beides zielt auf Reaktionen der Bevölkerung ab: Ein besserer Lebensstandard weckt liberale Geister, so glaubt man, und die Angst, das wenige das man nun mehr hat, könnte man wieder verlieren. Weshalb man zu militärischen Abenteuern weniger Lust verspürt.
Oder: die Mangelwirtschaft plus Gewalt bringt die Menschen derart in Rage, dass sie sich gegen das Regime auflehnen, weil sie nichts mehr zu verlieren haben.
Und dann wird der Iran demokratisch.
Nun ist es so, dass viele Diktaturen zeigen, dass sich Autokratenregime und wirtschaftlicher Wohlstand nicht ausschliessen. Im Gegenteil sind viele Menschen auf diesem Planeten inzwischen der Meinung, dass die Demokratie nichts als Unruhe und damit Unsicherheit bringt.
Weil sich die Parteien ja eh nie einigen können.
Zu glauben, der Iran werde sich in absehbarer Zeit dem demokratischen System annähernd westlicher Prägung zuwenden, ist wohl der Glaube ans Einhorn.
Klar verstehe ich Calmy Rey mit ihrer europäischen Mainstream-Einschätzung der Lage.
Europa ist militärisch ein Nichts.
Und der Wille, sich zu verteidigen ist praktisch Null. Weil man angeblich keine Feinde mehr an seiner Aussengrenze hat.
Welch ein Irrtum, wenn man Aussengrenze nicht aus dem überkommenen nationalstaatlichen Blickwinkel definiert. Unser Kontinent ist im Süden und Osten von ziemlich feindseligen Mächten eingekreist.
Und für die USA gilt, dass Länder keine Freunde haben sondern höchstens gemeinsame Interessen mit den anderen.
Wenn Europa auf der Weltbühne künftig eine Rolle spielen will, dann geht das nur, wenn man massiv ins Militär investiert. Gilt übrigens auch für die Schweiz.
Weil Wirtschaftsmacht ohne starkes Militär diejenigen wenig beeindruckt, die nicht das Geld haben, unsere Waren zu kaufen.
Ob nun Somm recht hat oder Calmy-Rey werden wir sehen.
Derzeit geht es auch nicht um die Europäer.
Ohne die Aufkündung des Atomvertrags mit dem Iran hätte Israel die Iraner in Syrien nicht angreifen können. Und die sind dort eine ganz reale Bedrohung für das Land. Ganz ohne Atomwaffen.
tim meier meint
Luftangriff? Israel hat auf den iranischen Raketenbeschuss aus Syrien entsprechend reagiert. Nur weil die Mainstreammedien einfach die iranische Aggression weglassen, wird die Story nicht wahrer.
Andrea Müller meint
Warum sind die Iraner eine „ganz reale Bedrohung“ für Syrien?
Und wenn es denn so wäre: entsteht daraus eine Legitimität Israels, Luftangriffe auf syrisches Territorium zu führen?