Das ist wohl die Meldung dieser Nacht: Steve Jobs ist im Alter von gerade mal 56 Jahren gestorben.
„Gerade mal“ ist deshalb treffend, weil wir Babyboomer inzwischen auf eine Lebenserwartung von weit über 80 Jahre hoffen können.
Und jeden Tag werden es sechs Stunden mehr.
Für mich war Steve Jobs DER Babyboomer schlechthin. Zum einen haben wir das Privileg, in einer der prosperierendsten und friedlichsten Zeiten zu leben, die unser Kulturkreis je erlebt hat.
Und zum anderen ist ein zentraler Impuls dieser Generation, sich das Leben so komfortabel wie möglich einzurichten, mit schier unbegrenzten, individuellen Gestaltungsfreiheiten.
Design your life – was nicht gleichzusetzen ist mit protziger Völlerei.
Vielmehr ist die Freiheit gemeint, sich sein Leben „reduced to the max“, wie ein anderer Babyboomer dieses Lebensgefühl auf den Punkt getextet hat, zu gestalten.
Steve Jobs ist das Exempel.
Ein wesentliches Element im Leben der Babyboomer ist die Musik, die überall und ständig verfügbare Musik.
Ich hatte einen ersten Plattenspieler gerade zu der Zeit geschenkt bekommen, als die Single ein Verkaufschlager wurde und die Beatles ihre ersten Alben veröffentlichten.
Zwei Jahre später kaufte ich mir von meinem Lehrlingslohn ein Kofferradio, mit dem unter dem Kopfkissen ich dann jeden Abend eingeschlafen bin. Mit Radio Luxemburg. Nur die spielten bis spät in die Nacht und nicht nur einmal die Woche „unsere“ Musik.
Mit dem 2CV kam der Kasettenrekorder und dieser ewige Bandsalat. Mit der Citroen GS der CD-Player und mit dem Saab 900 der Kasettenwechsler.
Doch war man dann unterwegs nach Marokko oder nach Griechenland, war es halt immer so, dass man die falsche Musik dabei hatte. Oder der Musikvorrat zu klein.
Steve Jobs hat uns von dieser objektiv vorhandenen Not erlöst.
Als er den iPod lancierte, war ich einer der ersten Käufer. Die dreiwöchige Autofahrt durch Polen bleibt mir auch deshalb in Erinnerung, weil wir erstmals unsere gesamte Musiksammlung mit dabei hatten.
Das iPhone war auch so ein Gerät, auf das ich schon länger gewartet hatte: Nokia plus Palm plus Garmin plus iPod waren bis zu dem Zeitpunkt eine die Hosen- und Sakkotaschen ausbeulende Schlepperei.
Mit dem iPad hat er dann die kühnsten Träume eines aktiven und passiven Newsjunkies wie mich übertroffen.
Ich verneige mich. Dankbar.
(Geschrieben auf meinem iPad, kurz vor sechs im Bett, nachdem ich die Nachricht auf verschiedenen Onlinekanälen gelesen hatte.)
Michael Przewrocki meint
Bei der Ferienlager-Carfahrt durch Polen in den 70ern(Secondos aus ganz Europa) war das Miniatur-Tonband DER Schlager. Bandsalate dominierten nicht aber die ewige Band-und Batterei-Wechslerei. Jobs Ableben ist ein weiteres Warnzeichen vernünftig mit sich und anderen umzugehen.