Ich schreibe kaum etwas zum Krieg in der Ukraine.
Was nicht heisst, dass ich in der in- und vor allem der ausländischen Presse nicht ziemlich alles lese, was geschrieben wird.
Für diejenigen, die an etwas historischem Hintergrund interessiert sind, kann ich nochmals Karl Schlögels Buch „Entscheidung in Kiew; Ukrainische Lektionen“ empfehlen.
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Zu diesem Thema gibt es wie bei Corona inzwischen jede Menge Experten.
Nach deren Erklärungen man meistens zum Schluss gelangt: Genaues weiss man nicht.
Eine der wenigen Ausnahmen: die deutsche Politwissenschaftlerin und Sicherheitsexpertin Claudia Major. Sehr kompetent, sehr glaubwürdig, sehr sachlich.
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Was ich nicht mehr hören kann: Die Deutsche Friedensdebatte und das Schweizer Nautralitätsgeschwurbel.
Was beide gemein haben: die verzweifelte Suche nach dem verloren gegangenen Standpunkt, jetzt wo nicht mehr gilt, was gestern noch gegolten hat.
Die Schweiz wird Farbe bekennen müssen.
Auf Druck von aussen.
Wie immer.
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Apropos Standpunkt: Vor Jahren habe ich mal einem originellen Typen ein kreisrundes, schwarzes Stück Papier abgekauft.
Hat mich fünf Franken gekostet.
Da könne man sich daraufstellen, wenn man einen Standpunkt braucht, meinte er.
Die Investition hat sich gelohnt, wie man sieht.
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Man redet ja immer von Leopard-Lieferungen; jetzt gerade wieder über die in der Schweiz eingemotteten Exemplare.
Dabei vergisst man die eigentliche Materialschlacht in diesem Krieg und die enormen Verluste an Menschen.
Dazu zwei Sätze aus der NYT:
In Bakhmut verlieren die Russen beim Vorrücken um ein paar hundert Meter 50 bis 70 Männer.
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Was mich an die britische Serie „Blackadder“ erinnert.
General Melchett beugt sich über ein Modell, das den aktuellen Geländegewinn der britischen Armee zeigt. „Welchen Massstab hat dieses Modell“, wird der General von Colthurst gefragt.
Melchett schaut fragend zu seinem Adjutanten Darling rüber.
Der antwortet: „Massstab 1:1 Sir!“ (ab 2:26)
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Zur Materialschlacht:
Der Krieg hat bereits die Produktion von Stinger-Flugabwehrraketen für 13 Jahre und von Javelin-Raketen für fünf Jahre aufgebraucht.
Die Schweiz setzt derweil mit ihrem Neutralitätsgeschwurbel ihre Rüstungsindustrie aufs Spiel.
Marianne Huber meint
Und Karl Schlögel hält im Rahmen der Dürrenmatt-Literaturvorlesungen an der Uni Bern eine Vorlesung zu Osteuropa. Jeden Mittwoch, 16h15 bis 18h bis am 31. Mai. Bern, Unitobler, Hörsaal F022.