Manchmal wird man das Gefühl nicht los, dass so ein Regierungsamt ein Jekami-Job sei.
Attraktiv für Leute also, die sonst keine berufliche Karriere machen können oder in einer privaten Sackgasse hocken. Wem solches widerfährt, nennt sich gerne „Politiker“.
Wer über genügend gesunden Menschenverstand verfügt, würde einfach sagen, dass es sich bei dieser Kandidatenkategorie um Spinner handelt. Oftmals sind diese in Kleinstparteien verortet.
Nehmen wir beispielsweise diese Frau Bernasconi, die, ich gebe es zu, persönlich nicht kenne.
Womit ich mich in der sicheren Mehrheit weiss. Ich erinnere mich, dass da mal was mit Tröten war, sie wissen schon, diese Lärmtüten aus Südafrika. Weshalb sie in Journalistenkreisen als „Tröten-Martina“ bezeichnet wird.
Journalisten sind gemein.
Zitieren wir die TagesWoche, wo eine hoffnungsfrohe Nachwuchsschreiberin sich an einem Portrait versucht hat.
Was ihr ziemlich gut gelungen ist, wenn man es als Psychogramm einer Frau versteht, die sich schon seit Jahren in einer Midlife-Krise befindet.
Mit ihrer Regierungsratskandidatur für den Sitz des zurücktretenden Gesundheitsdirektors Carlo Conti (CVP) sucht sie nun die Erlösung von dieser beruflichen Existenz. «Philosophie ist eigentlich kein Beruf, sie ist eine Lebenseinstellung – meine Leidenschaft. Rückblickend würde ich dieses Fach deshalb nicht mehr studieren, sondern Jus, wie ich es ursprünglich mit 20 Jahren geplant hatte», sagt Bernasconi.
In der Tat ist es so, dass diese Frau bis heute noch nie wirklich gearbeitet hat. Gut, sie hat nach langen Jahren der Aus- und Weiterbildung ein Beraterunternehmen für Philosophie gegründet, bietet philosophische Auftritte bei Abdankungen und Heiraten an.
Aber sonst?
Nun ist es keineswegs so, dass die Selbstdarstellerin Bernasconi („In und für die Öffentlichkeit da zu sein, bedeutet mir viel.“) völlig chancenlos ist, ab Juli im Kanton Basel-Stadt als zweite Frau in der Regierung zu sitzen.
Wie wir schon mal ausgeführt haben, sind Regierungsratswahlen keine Persönlichkeitswahlen, was am hier dargelegten Beispiel erneut dargelegt wird.
Regierungsratswahlen sind in erster Linie Lagerwahlen.
Die Linke und die Bürgerlichen sind im Kanton Basel-Stadt mit 43 Prozent Wählerpotenzial ungefähr gleich stark.
Die GLP bringt ungefähr fünf Prozent und die EVP weitere vier Prozent auf die Waage, die BDP liegt bei einem Prozent.
Die restlichen vier Prozent gehen in Basel aus Tradition immer an irgendwelche Wirrköpfeparteien.
Was folgendes Bild ergibt: Frau Bernasconi ist dank der Linken und der GLP in einem kompakten 48-Prozent-Lager verankert, während sich CVP-Kandidat Engelberger und SVP-Kandidat Egloff um die 43-Prozent bürgerlichen Wähler balgen müssen.
Nun können wir davon ausgehen, dass die SVP ohne Steigbügelhalten der übrigen bürgerlichen Parteien nie und nimmer einen Regierungsrat stellen wird. Aber 18, 20 Prozent kann Herr Egloff im ersten Durchgang sehr wohl erreichen.
Was bedeutet, dass der CVP-Kandidat keine Chance hat, im ersten Wahlgang gewählt zu werden.
Was jedoch durchaus Frau Bernasconi gelingen könnte.
Frau, Mitte, Umwelt, religionsneutrale philosophische Abdankungsfeiern – das sind Themen, die beispielsweise auch EVP-Wähler begeistern können. Und die linken Wähler_Innen haben nun eine Kandidatin, die ihnen überhaupt erst ermöglicht, an diesen Wahlen teilzunehmen.
Für die CVP steht alles auf dem Spiel.
Will sie gewinnen, muss sie das Unmögliche schaffen, nämlich schon im ersten Wahlgang die SVP-Stammwähler nicht vergraulen, die seit den Riehenwahlen bedupfte EVP ins Boot holen und dazu gleichzeitig noch um linke Stimmen buhlen.
(Eine andere Möglichkeit wäre, den Wahlkampf derart langweilig zu gestalten, dass kaum jemand teilnimmt, was Herrn Engelberger nicht schwer fallen dürfte.)
Kurzum, kann die CVP den Conti-Sitz nicht mehr besetzen, wackelt der Nationalratssitz noch mehr.
Was bedeutet, dass der seit 108 Jahren existierenden Partei die Pulverisierung droht.
G. Koller meint
Perfekte Aufnahme. Wahrscheinlich eine Nilgans, ursprünglich in Afrika heimisch, hat sich dank der europäischen Gänsefreizügigkeit nun auch in unseren Breitengraden niedergelassen (Neozoen) …
Off-topic: Mit welchem Filter werden die Fotos eigentlich bearbeitet? Hat etwas Smaltoartiges, nicht-Wirkliches, eine eigenartige, fast gespenstische Brillanz.
M.M. meint
Nutze Snapseed (Gratis-App) auf iPad. Fotografiere mit Sony RX100II, die genügend gute Rohdaten speichert, um die Bilder zu bearbeiten. Mir geht es, wie schon ausgeführt, nicht um das Abbild der Wirklichkeit (ist ja auch kein unbearbeites Bild), sondern eine bestimmte, gewollte Stimmung wiederzugeben.
isaac reber meint
stimme h.s. zu, für Einzel- und Gesamterneuerungswahlen gelten nicht diesselben Mechanismen und Regeln.
Rainmaker meint
Hängt wohl viel davon ab, ob die SP effektiv eine Kandidatenempfehlung abgeben wird oder nicht…..
Siro meint
Ich glaube Ihre These stimmt, dass grundsätzlch nur Kandidaten gewählt werden, die eine genug grosse Partei hinter sich haben (oder eine höchst aussgerwöhnliche Bekanntheit aufweisen). Deshalb glaube ich auch nicht, dass das linke Lager trotz inhaltlicher Nähe die GLP-Kandidaten unterstützt. Denn Emmanuel Ullmann – den ich kenne, schätze und der etwas auf dem Kasten hat – hat bei der letzten RR-Gesamterneuerungswahl als GLP-Kandidat mit rund 5’700 Stimmen Platz 11 erreicht. Gemäss dem von Ihnen beschriebenen Muster, hätte er gewählt werden müssen. Wie so oft wird wohl die Mobilisierung der eigenen Gruppe ausschlaggebend sein.
h.s. meint
Gesamterneuerungswahl und Einzelwahl sind nicht zu vergleichen. Bei den letzten Gesamterneuerungswahlen in Basel-Stadt haben viele Linke nur ihre Kandidaten eingelegt um ihre 4 Sitzen zu sichern. Nun ergibt sich die Möglichkeit die CVP durch die GLP zu ersetzen, ohne dass die eigenen Sitze zu bedrohen.
Dazu in naher Zukunft noch die Möglichkeit eines „Bürger(liche)kriegs“ in der Mitte (Rückeroberung des Grünen Nationalratssitzes), sowie ein Futtertrogkrieg unter den Bürgerlichen bei der Gesamterneuerungswahl in 2016.