Der Rücktritt von Frau Gaugler ist nicht mehr zu verhindern. Weder von ihr noch von ihrer Partei. Die Frage ist nur noch, wann sie ihren Rücktritt aus dem Landrat bekannt gibt.
Der schlechteste Zeitpunkt für einen Rücktritt wäre dieses Treffen der Fraktionschefs von nächster Woche. Frau Gaugler wird auf dem heissen Stuhl sitzen und die drumherum werden gehörig Dampf ablassen. Öffentlichkeitswirksam, versteht sich. Wer da nicht lautstrak „köpft sie“ ruft, dem wird selbst das grosse G auf den Rücken geheftet.
Klammer: Gestern ging die Einladung für diese Sitzung an die Fraktionschefs und die Büromitglieder und von dort, klar doch, sofort auch an die Medien. Was solche Affären auszeichnet, ist, dass immer auch ein Journalist am Tisch sitzt. Was zur Folge hat, dass es nicht möglich ist, offen und abwägend miteinander zu diskutieren, denn jeder muss damit rechnen, was immer er auch sagt, steht morgen – aus dem Zusammenhang gerissen – in der Zeitung. Klammer zu.
Wäre ich der Berater von Frau Gaugler, würde ich ihr sagen: Verschicken Sie heute um 18:00 Uhr ihre Rücktrittserklärung. Unten fügen Sie den Vermerk an: Wir stehen den Medien für weitere Fragen nicht mehr zur Verfügung.
Dann ist der Albtraum, zu dem sich diese B&B-Sache für das Ehepaar G entwickelt hat, vorbei.
Klammer: Der Auftritt dieser Psychologin gestern auf Telebasel markiert den Tiefpunkt dieser Auch-Medien-Affäre und kann journalistisch mit nichts gerechtfertigt werden. So etwas nennt man im allgemeinen Sprachgebrauch Hetzjagd. Dieser Beitrag müsste interne Konsequenzen haben. Klammer zu.
Was die Landrätinnen und Landräte aus dem Fall in aller erster Linie lernen sollten, ist nicht wie man dieses oder jenes geschickter formulieren kann. Sondern die Erkenntnis müsste reifen: Es kann jeden Einzelnen von uns treffen.
Wie sich Parlamentarier verhalten, welche diese Erkenntnis bereits verinnerlicht haben, zeigt der Fall Geri Müller. In Bundesbern schlossen sich die Reihen über alle Fraktionen hinweg. Kommentare wurden verweigert und die Teilnahme an Umfragen abgelehnt.
Geri Müller war schon einen Tag später kein Thema mehr.
Die Vertreterinnen und Vertreter im Landrat müssen sich bewusst werden: Wer heute im Brustton der Überzeugung öffentlich überhöhte moralische Ansprüche an andere stellt, den kann schon morgen die Moralkeule mit voller Wucht am Hinterkopf treffen.
Was auch noch auffällt: Die Lust dieses Parlaments, sich selbst zu demontieren, sich vor allem mit sich selbst und seinen Affären zu beschäftigen, hat in den letzten beiden Jahren ein erschreckendes Ausmass angenommen. Wir stellen fest: Es gibt jede Menge Politiker, welche die masochistische Lust ausleben, dem Volk zu beweisen, dass Politik ein Dreckgeschäft ist.
Nun gut.
Gehen wir also davon aus, dass die Landratspräsidentin zurücktritt. Entweder jetzt oder dann nach dieser ausserordentlichen Ratskonferenz.
Dann kommt das nächste Problem: Ein (freiwilliger) Rücktritt eines amtierenden Landratspräsidenten ist nirgendwo vorgesehen, weshalb es keine Regelung gibt, wer denn in einem solchen Fall Nachfolger werden kann. Nun wird man als Laie annehmen, klar doch, der Vizepräsident rückt nach.
Dem ist jedoch keineswegs so. Denn Vizepräsident Franz Meyer aus Grellingen gehört der CVP an. Und die ist in diesem seit Jahrzehnten austarierten System erst nächsten Sommer dran.
Klammer: Der Herr Meyer möchte wahrscheinlich schon gerne nachrücken, weil er möglicherweise im nächsten Sommer gar nicht zum höchsten Baselbieter gewählt werden kann. Denn in seinem Wahlkreis tritt CVP-Präsident Marc Scherrer an, was das Aus von Herrn Meyer bedeutet. Wie allgemein angenommen wird. Das Präsidentenamt könnte ihm jedoch Flügel verleihen. Man sieht, so ein Rücktritt wirft heikle Fragen auf. Klammer zu.
So wie die ungeschriebenen Regeln lauten, „gehört“ dieses Amt bis nächsten Sommer der SVP. Die könnte entweder Fraktionschef Dominik Straumann, den glücklosen Fastregierungsratskandidaten auf den Präsidentenstuhl setzen oder das Büromitglied Roman Klauser, den Ehrenpräsidenten des Malermeisterverbandes Basel-Stadt.
Kurzkommentar: Beide sind dieser vertrackten Situation in keiner Art und Weise gewachsen.
Die SVP muss also jemanden aus der allerersten Reihe ins Amt hieven. Einen, dem es durch souveränes Autreten sofort gelingt, die Wogen zu glätten, seine Vorgängerin vergessen zu machen und der vor allem den Ratsbetrieb wieder in geordnete Bahnen zurückführt.
Ich sehe nur einen in der SVP, der dazu das Format hat: Oskar Kämpfer.
Trashbarg meint
„Es gibt jede Menge Politiker, welche die masochistische Lust ausleben, dem Volk zu beweisen, dass Politik ein Dreckgeschäft ist.“
Dazu passt, was mir vor ein paar Tagen ein ehemaliger SVP Nationalraat unter vier Augen, wörtlich, gesagt hat:
„Es wird nirgends soviel gelogen wie in der Politik“.
Henry Berger meint
P.S. schönes Foto – erzbischöfliches Ordinariat in Freiburg/Brsg. – nicht wahr? Stehe immer wieder staunend vor diesem Gebäude, welches wirklich in einem ganz, ganz besonderen Stil gebaut ist.
Trashbarg meint
Ja, das waren noch Zeiten, die „Vor Tebartz van Elst“ Zeiten, da konnten Bischöfe noch so richtig klotzen und niemand wagte zu motzen!
U. Haller meint
http://www.lausen.ch/dl.php/de/543f7877a732d/Medienmitteilung_Stellungnahme_des_Gemeinderates_Lausen_zur_Liegenschaft_Kanalstrasse_17_des_Ehepaares_Daniela_und_Christoph_Gaugler.pdf
Henry Berger meint
…als nächstes kann ja TeleBasel für Frau Gaugler Tarotkarten legen lassen! Muss Ihnen hier beipflichten – eine weitere journalistische Meisterleistung von Telebasel – für mich immer ein etwas mediokrer Sender!
…und passt Frau Gaugler nicht wunderbar zu „diesem“ Kanton?
Chienbäsebärti meint
?,,, wer den Schaden hat, braucht für Spott nicht zu sorgen. Eine Retourkutsche wird nicht ausbleiben.