Haben Sie die gelesen, diese Ode an die Freiheit von BaZ-Verleger Moritz Suter in der Samstags-Basler Zeitung?
Nicht? Spielt keine Rolle. Sie haben nicht viel verpasst.
Es ist ein ziemlich geschwätziges Stück Schreibarbeit, das der BaZ-Verleger abgeliefert hat, wobei mich zwischendurch der Verdacht beschlich, da habe ihm ein Ghost etwas in den Computer gegriffen.
Kurzer Inhalt des langen Beitrags:
- Herr Somm darf schreiben, was er will, es handelt sich jedes Mal um einen Akt der verteidigten Meinungsfreiheit und Gleiches gilt auch für Herrn Borner.
- Der Feind heisst Behörde, die eine schwache Exekutive Regierung mimen lässt.
- Die Waffe der Behörde ist das Papier, das unsere Briefkästen mit Beamtenneusprech verstopft.
Nun sind diese seine Feststellungen so originell, wie etwa wenn ich schreibe: Alle Wörter in diesem Post setzen sich aus einzelnen Buchstaben zusammen.
Das wird auch nicht besser, wenn Herr Suter tief in den Zitatesack greift und Bonmots von Cicero über Thomas von Aquin bis zu George Orwell – die Herren machen sich immer gut, wenn Intellektualität demonstriert werden muss – in seinen Aufsatz streut.
Herr Suter lenkt von Wesentlichem ab: nämlich dass das, was er einfordert auf Vertrauen und Transparenz baut. Aber wie kann man einem Strohmann vertrauen schenken, der Meinungsfreiheit reklamiert und nicht sagt, in wessen Namen er das tut?
Nun ist es ja durchaus so, dass mich mit Herrn Somm eine grössere Schnittmenge an Übereinstimmung verbindet, als mit seinem Vorgänger, Herrn Geering.
Dass ich meine, er könnte seine Ausfallschritte etwas eleganter führen, ist möglicherweise einfach nur geschmäcklerisch.
Das Unbehagen über den Verleger des Basler Zeitung und dessen Chefredaktors rührt vielmehr daher, dass man die Intention zu erahnen beginnt.
Und da geht es nun mal nicht um die liberale Freiheit, die man vorgibt, zu verteidigen, sondern um eine nationalkonservative Revolution, die im Gange ist, und bei der die BaZ eine nicht unbedeutende Rolle spielt.
Es geht hier nicht um eine Verschwörungstheorie sondern um die politische Wirklichkeit im Jahr 2011. Wem es gelingt, innerhalb von nur zwanzig Jahren eine liberale Partei zu marginalisieren, der wird es in weiteren zehn Jahren schaffen, eine nationalkonservative Medienlandschaft auf die Beine zu stellen.
Ich muss nicht mal hingehen und jede Menge Medien zusammenkaufen.
Ich brauche dafür lediglich zwei, drei gute Titel, um zum einen Nachwuchs nach nationalkonservativem Gusto heranzuziehen und zum anderen die Art und Weise, wie man mit politischen Gegnern umgeht und wie man Institutionen als Bedrohung verteufelt, salonfähig zu machen.
Es ist ein probates Mittel von Rechts und Links, die Beschränkung der Freiheit der anderen mit der eigenen, vermeintlich bedrohten Freiheit zu kaschieren.
In Abwandlung von George Orwells „Krieg bedeutet Frieden“ gilt für die Nationalkonservativen, die im Herbst antreten, die Dreissigprozentmarke zu knacken, „Isolation bedeutet Freiheit“.
Das ist denn auch der höchst einfache Nenner, auf den sich praktisch jeder Leitartikel des Herrn Somm (und von Herrn Köppel) herunterbrechen lässt.
Martin Müller meint
Wer steckt dahinter? Was ist an dieser Frage so interessant? Was nützt es mir, all die Coninx‘, Wanners, Lebrumants, Riniers und wie alle heissen einem Medium korrekt zuweisen zu können? Kennen tue ich ohnehin nur die Namen, nicht die Personen und schon gar nicht deren Gesinnung. Aus was für Gründen auch immer ein Coninx in linken Mainstream inverstiert, er hat bestimmt eine andere Gesinnung, als die in seinem Blatt vertretene. Ist Michael Ringier wirklich der Philantrop, als den er oft dargestellt wird, oder nicht doch eher einfach knallharter Multiplikator des Familinesilbers? All diese Fragen müssen offen bleiben. Aber dies zeigt: Wer steckt dahinter? ist nicht relevant. „Bin ich fähig, national-konservative und linksgerichete Schreibe zu verstehen und aus beiden das für mich richtige heraus zu lesen?“ dann schon eher.
Ravasi meint
Über den Inhalt des Artikels, für den Herr Suter seinen Namen her gibt, ist alles gesagt, was es zu sagen gibt. Dass Herr Suter in seiner Rolle als BAZ-Käufer von Anfang an unglaubwürdig war, scheint ihn nicht zu stören. Deshalb setzt er noch einen drauf und gibt nn auch vor, er habe diesen Artikel selbst geschrieben. Offensichtlich hat er ihn vor der Drucklegung nicht einmal gelesen, sonst wäre ihm aufgefallen, dass ein Basler als Autor wohl kaum *Chüddertonne“ schreiben würde, wenn er den Mistkübel meint.
Martin Fischer meint
Soso.Die BaZ fährt einen national-konservativen Kurs. Uiuiui! Aber hey, where is the problem? Anstatt ständig zu nörgeln, und den grossen Manitu anzurufen, dass sich unsere Welt doch noch einem schlimmen Ende nähert, kann man ja die Tagi Suppe löffeln und sich in seinem Weltbild bestätigt sehen oder sich einfach in die Sonne legen – aber nur um rot zu werden, aber ja nicht braun, gelle.
Wahrsager meint
Meisterwerke der Freiheitsphilosophie gibts im Form von vier Brevieren im NZZ-Buchverlag.zb. der Raymond-Aron-Brevier-Im Kampf gegen die modernen Tyranneien.
Osservatore Profano meint
Du bringst es auf den Punkt: „Isolation bedeutet Freiheit“. Traurig ist vor allem, dass die Liberalen vor lauter Faszination für den Erfolg der National-„Konservativen“ sich dauernd in die Hose machen und ihre Kernpositionen vergessen und dass die Linke als Trittbrettfahrerin mit den Wölfen heult Und wenn wir schon bei Editorials sind: Wohin der Nationalismus führen kann – und nicht nur im ehemaligen Jugoslawien – zeigt der Beitrag von Cyrill Stieger Beitrag auf Seite 1 der heutigen NZZ..
Patrix meint
Vielleicht sollte man auch noch hinzufügen, dass sich besagte liberale Partei praktisch im Alleingang marginalisiert. Wer in aktuellen Fragen wie der Atomenergie kollektive Stimmenthaltung beschliesst, hat entweder keine Meinung oder kein Rückgrat. Beide Gründe machen die Parteivertreter im Herbst nicht wählbarer.
Blindtext meint
Der Text offenbart das Hauptproblem der BaZ. Man fragt sich stets: Wer steht dahinter?
In diesem Fall: Wer war der Ghostwriter von Moritz Suter? War es Markus Somm?
Wie auch immer: Der Text hat neben den oben erwähnten Botschaften noch eine weitere. Nämlich: Die BaZ ist unendlich viel besser geworden unter Suter/Somm. Sie sei kein Schlafmittel mehr, heisst es da.
Eine gute Zeitung, das bedeutet für die neuen BaZ-Macher, eine Zeitung, die primär von Gastbeiträgen, Schein-Debatten (zum Beispiel jene über die politische Mitte, gähn!) und Kommentaren lebt und nicht primär von journalistischen Recherchen. Wobei das auf der Hand liegt: Ein Journalist nach dem anderen wirft das Handtuch. Ob dies jedoch dazu führt, dass dem ach so bösen Staat und seinen Repräsentanten auf die Finger geschaut wird, wage ich mal schwer zu bezweifeln.
h.s. meint
Die Frage kann naturlich auch lauten: Wieso ist es ein Problem wenn wir in die Schweiz neben eine international-liberale Zeitung (NZZ), ein international links-liberal Medienblock (Tamedia), noch weitere geistliche Strömungen ansprechen? Ich, für meine Person liebe es deswegen aus unterschiedlichste Seiten ein Problem erörtert zu kriegen, weil die selbst erfundene Wahrheit meist Ansichtssache ist. Ein bisschen Meinungsverschiedenheit in die Schweizer Medienlandschaft ist nur zu unterstutzen. Und wenn es die BaZ gelingt die SVP-Wählerschaft als Klientel zu gewinnen, dann gibt es vielleicht noch Hoffnung für den Medienlandschaft in Basel. Zumindest ein grosse Arbeitgeber gerettet. Ich bin der Ansicht, dass ein überleben der BaZ nur möglich ist wenn Sie klientel jenseits des Juras anspricht. Und weder Marktanteile zu erobern von Tamedia, Blick, AZ-Medien oder NZZ verspricht erfolg. Nur ein eigenen Imago ermöglicht erweiterung. Bei alle gejammer seitens den Volksfront aus SP und Grünen, vergisst man schnell: die Hagemann-Geering-Buess BaZ verlor jedes Jahr Abonnenten und war ein Defizitgeschäft. Scheinbar möchte Herr Kirchmayr nur sein Weltvision sehen, lesen und hören, aber bezahlen sollen es anderen. Ein Vorschlag wie eine Volksfrontzeitung rentieren kann habe ich noch nicht gehört. Vielleicht erinnert sich Herr Kirchmayr noch an die Untergang der Basler AZ. Anstelle die Geldschatullen der Gewerkschaften ein zu setzen für die Rettung einer eigene Zeitung, verlegt man sich auf Wahlkampagnen, setztt SP-ler und Grunen auf die Lohnliste, finanziert somit mit mio die Linke und beschwert sich darüber dass der Kapitalist nicht mehr bereit ist den Strick zu verkaufen womit man ihm aufhängt.
Klaus Kirchmayr meint
schlüssig und scharf analysiert.
…sind die erwähnten Hintermänner wirklich so intelligent? Falls ja würde sich damit die Frage stellen, in welchem ethischen / moralischen Koordinatensystem die wohl zuhause sind??