Die Lage am Donnerstag:
Die Wahl ist gelaufen, Jans ist Bundesrat, ab heute ist Alltag.
Was konkret bedeutet: Das Baselbiet wird für die nächsten 50 Jahre keinen Bundesrat stellen.
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Herr Rohr hat wieder zugeschlagen – Herz, Schmerz, Schluchz.
Mit einem Kommentar also, zum Fremdschämen. Für die Journis der BaZ, die unter einem solchen Chef Texte schreiben müssen.
Ich hab seinen Text, ich schwörs, vom Anfang bis zum Schluss gelesen.
Unter Schmerzen.
Das Bild: Rohr hat beim Schreiben geweint vor Rührung.
Meine Lieblingsstelle übrigens: „Im Gegensatz zu Eva Herzog erreicht Jans mit seinen Worten die Herzen der Menschen“.
Ach wie süss – Jans, der Prinz der Herzen, Herzog, die böse Königin.
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Ich bleibe dabei: Nach dem Hearing bei den Bauern war im bürgerlichen Lager der Entscheid gefällt: Jans wird Bundesrat.
Wir wissen nicht, was der Basler den Bauern alles erzählt hat, aber mit dem Stichwort „Kreide“ kommt man der Sache wohl recht nahe.
Ist auch egal.
Auf alle Fälle war den Bauern nach dem Hearing klar: Den haben wir im Griff.
Und Pult nicht.
Und so wird es denn auch sein.
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Ich gebe es zu, ich habe bislang lediglich den politischen Jans gekannt. Was mir genügte, weil es mir möglich machte, auf der rationalen Ebene ein paar seiner Ideen gut zu finden und andere halt nicht.
Bin schliesslich kein Sozi.
Aber weil sich gestern seine Berater ans Mikrofon drängten und in den letzten Tagen einige Medien auf Schweizer Illu-Homestory machten, muss man als Citoyen Dinge zur Kenntnis nehmen, die einem im Grunde nicht interessieren.
Zum Beispiel das mit Tracy.
Und so war plötzlich dieses andere Bild da: Jans ist weniger Politiker als vielmehr ein Ich-weiss-von-wem-Berufener. Ein Schwärmer, der mit bald mal 60 noch immer davon beseelt ist, die Welt verbessern müssen.
Dss kann man gut finden, muss man aber nicht.
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Der bodenständige Bauernchef Ritter hat das erkannt. Gewogen und für leicht befunden, kamen die Bauern (und die Bürgerlichen) zum Schluss: Ja nu denn halt.
So wie bei dessen Kollegin Baume-Schneider, die in den letzten Wochen mit ihren Zuwanderungsplänen (weniger Fachleute aus Drittstaaten) und ihrer Flüchtlingspolitik den totalen Schiffbruch erlitten hat.
Böse Zungen behaupten gar, sie sei von ihren Kolleginnen und Kollegen im Bundesrat regelrecht entmachtet worden.
Die Erwartung: Jans wird schöne Reden halten. Über Träume, die nicht realisierbar sind.
Die Einschätzung: Jans ist kein Macher, sondern ein Zauderer.
Beat Jans – der Brücken-Bauer.
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Nun kann man, ich gebe es durchaus zu, am Tag 2 nicht alle Hoffnungen begraben.
Selbst bei der Europafrage nicht, wo Jans entgegen der Erwartungen, keine Stricke zerreissen wird. Jans vertritt die Minimalposition: Wir müssen mit der EU den Rank finden.
Mehr ist da nicht.
Mit Pult hätten Nussbaumer & Co. tatsächlich einen überzeugten Europäer (mit italienischen Pass) im Bundesrat gehabt.
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Messen wir ihn deshalb an seinen künftigen Taten, denn Jans hat im EDI – gehen wir mal davon aus, dass es ihn dorthin verschlägt – jede Menge Probleme zu lösen.
Probleme, die in der Bevölkerung (und bei der Politik scheinbar) in ihrer Tragweite noch gar nicht so richtig angekommen sind.
- Europa droht der demographische Kollaps (es gibt Zahlen, wonach bis 2035 mit einem Schwund von 50 Mio. Arbeitskräften gerechnet wird). Die Schweiz ist dank der Personenfreizügigkeit derzeit noch eine Insel des Bevölkerungswachstums.
- Die Schweiz schlittert in ein Rentendebakel, AHV und BVG sind über kurz oder lang nicht mehr finanzierbar.
- Die Gesundheitskosten sind aus dem Ruder gelaufen. Daran wird sich, wenn keine einschneidende Veränderung erfolgen, nichts ändern.
- Die Krankenkassenprämien können von der städtischen Bevölkerung mit ihren hohen Prämien nicht mehr gestemmt werden.
Das sind die realpolitischen Aufgaben, die der Basler Jans sofort anpacken muss und an denen seine politischen Fähigkeiten gemessen werden.
Seine bisherigen Themen Klima und 3. Welt müssen vorerst mal hintanstehen.
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PS: Was das Regierungspräsidium für Lukas Engelberger anbelangt, so gibt es zwei Probleme.
Zum einen findet er den Job in der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz ganz lässig, weil er dort Pharmapolitik (auch für Basel) machen kann.
Zum anderen: Mal Hand aufs Herz – das Präsidialdepartement ist nun echt keine ernsthafte Aufgabe. Deshalb sollte man den Jans-Rücktritt zum Anlass nehmen, über dessen Aufgabenbereich ernsthaft nachdenken. Weil – es wird sich kaum jemanden mehr finden lassen, der so begeistert wie Jans dort tätig sein will.
Um also für Engelberger den Teppich auszurollen, könnte beispielsweise die Justiz von der Polizei zum Präsidium wechseln. Was durchaus Sinn machen würde.
Auch für andere Anwärter.
Rampass meint
Seit gestern ist bekannt, dass die Jurassierin die obengenannten Probleme im EDI selber lösen will. Na dann, viel Spass.
Und der Basler darf sich mit dem Asylchaos beschäftigen. Wie im Nebelspalter zu lesen war, betreibt Flixbus mehrmals täglich die Linie Schweiz – Ukraine. Also von Basel nach Kiew und zurück. Passt irgendwie nicht ganz zum Schutzstatus S. Das Basler zum Sightseeing nach Kiew fahren, glaubt ja wohl niemand ernsthaft.