Bei Baschi Dürr soll es die Waschmaschine sein, die ihn neben dem Regierungsamt jeden Freitag in Anspruch nehmen soll. Näheres zur Waschmaschine und andererer Themen wird man im Mai erfahren, wenn Herr Dürr seine ersten hundert Tage im Amt hinter sich gebracht hat.
Sollte im Baselbiet Herr Jourdan Regierungsrat werden, dann wählen wir jemandem mit einem direkten Draht nach oben ins Amt. Liegt ja auch irgendwie wie Hausarbeit für Männer im Trend, dieses Religionsfundizeugs.
Über Jourdans religiöses Leben findet man im Internet folgende Informationen: Er musiziert in der «Band of Worship», die gemäss ihrer Homepage «Musik für IHN» macht. Gemeint ist Gott. Auftritte hat er im «House of Prayer» an der Basler Margarethenstrasse. Dieses Gebetshaus ist ein Ableger einer charismatischen evangelischen Bewegung aus den USA. Die Basler Institution arbeitet seit einem Jahr daran, einen 24-Stunden-Gebetsbetrieb aufzubauen. Jourdan ist gemäss einem Zeitplan auf der Homepage regelmässig für die Betreuung der Betenden eingeteilt, etwa vorgestern Freitag von fünf bis sieben Uhr morgens.
Wäre da nicht das Internet, Herrn Dürrs Waschmaschine und Herrn Jordans Gebetskreis wäre in der Tat Privatsache, wie Herr Jourdan sagt. So aber müssen wir das zur Kenntnis nehmen, ob wir wollen oder nicht.
So ganz unter uns: Mir liegt die Waschmaschine des Herrn Dürr näher als das Bewegungsbeten des Herrn Jourdan.
Zwerg meint
Von der Einstellung her ist der jugendlich wirkende Jourdan 200 Jahre älter als Lauber. Religion hat in der heutigen Zeit nichts mehr zu suchen.
Moderner und jugendlicher Regierungsrat heisst: Streichung Religionsunterricht an Schulen, Beendigung der staatlichen Religionssteuer-Eintreiberei usw.
Religionsparteien (EVP, CVP, EDU) sind nicht wählbar – womit ich diesmal halt den Schafroth wähle.
Die voraussehbare Wahlschlappe von Jourdan wird zwangsläufig die politische Zukunft von Klaus Kirchmayr in Frage stellen, der die Religions-Kandidaturen Nussbaumer und Jourdan massgeblich unterstützte.
gotte meint
„Und wenn dann der Kopf fällt, sage ich: Hoppla“ – viel spass beim weiterträumen, zwergli…
Bringold Margareta meint
Ich fürchte, Sie verstehen mich falsch. Ich vertrete keine extreme Glaubensrichtungen und schon gar keine islamistischen. Ich möchte nur nochmals betonen, dass jeder sich zu einer Wahl stellen darf. Die Baselbieter Bevölkerung hat nun die Auswahl von zwei Kandidaten, die beide gute politische und berufliche Qualifikationen mitbringen. Und zwei Kandidaten sind in einer Demokratie doch allemal besser als nur einer. So ist eine echte Wahl möglich.
merlinx meint
Das stimmt, legiferiert wurde in Bern – aber vollzogen wird hier.
Im übrigen ist bekannt, zu welchen, gelinde gesagt, „eigenartigen“ Anschauungen diese freikirchlichen, aus den Staaten herkommenden Bewegungen neigen.
Starker Stoff aus dem Weinberg des Herrn.
Bringold Margareta meint
Ja – Siro – mir wäre es egal, wenn ein Islamist Regierungsrat würde. Es wäre mir auch egal, wenn er homosexuell wäre und wenn er schwarz wäre, würde es mir auch keine Rolle spielen. Er darf auch im Rollstuhl sitzen. Kein Mensch darf aufgrund seiner Religion, Rasse, sexueller Präferenz, etc. diskriminiert werden. Das heisst auch, dass jeder und jede sich zur Wahl stellen darf, ohne auf seinen Glauben oder auf andere Eigenschaften reduziert zu werden.
Baresi meint
Ich finde, Sie begeben sich auf dünnes Eis. Ob jemand radikales Gedankengut vertritt, ist seine freie Entscheidung. Im Gegensatz dazu, wie man geboren wird. Das sich (fast) jeder zur Wahl stellen darf, ist selbstverständlich. Was aber nicht bedeutet, dass jeder wählbar ist.
Henry Berger meint
Ich nehme an, dass Frau Bringold Muslim und Islamist verwechselt. Sie wird ja nich vollen Ernstes die Kandidatur einer Person vorschlagen können, die z.B. die Steinigung von Ehebrecherinnen fordert, den Frauen das Autofahren verbieten will und generell alle Frauen unter die Vormundschaft des Ehemannes stellen will – oder was da der „schönen“ Forderungen der Islamisten noch mehr sind……
U. Haller meint
Ihr Argument „Das heisst auch, dass jeder und jede sich zur Wahl stellen darf, ohne auf seinen Glauben oder auf andere Eigenschaften reduziert zu werden“, werte Frau Bringold, greift doch etwas zu kurz. Vergessen Sie nicht, dass eine fundamentalische religiöse Grundhaltung eines solchen Kandidaten auf sein Schaffen als Politiker abfärbt, ob er das nun beabsichtigt oder nicht. Da läuten bei mir Warnglocken. Man darf auch nicht die Tatsache ausblenden, dass die heutige Situation – leider keine komplette Trennung von Staat und Kirche als zusätzlicher (aber nicht alleiniger) Schutzdamm gegen fundamentalistische Strömungen – gewissen Personen oder Sekten eine Scheinlegitimation für ihren Anspruch, in der staatlichen Gesetzgebung religiöse Normen und Moralvorstellungen festschreiben zu wollen, bietet. Beispiele hierfür gibt es zuhauf, weltweit. Glaube und „andere Eigenschaften“ eines Politikers, wie Sie es ausdrücken, sind für mich durchaus auch Bemessungsgrundlagen, ob jemand überhaupt wählbar ist. Denn eine solche Wahl soll auch Vertrauen in die Person ausdrücken.
Rampasd meint
Warum um Gotteswillen soll ich einen, der ein religiöser Fanatiker zu sein scheint, wählen?!
gotte meint
tja, ich halte es mit good old rosy: „freiheit ist immer die freiheit der andersdenkenden“. ich werde die freiheit haben, mich zwischen 2 andersdenkenden zu entscheiden, denn weder lauber noch jourdan denken wie ich, beide bekennen sich durch ihre parteizugehörigkeit zu etwas, das ich nicht teile. und ich meine, etwas ökonomischer sachverstand und fundierte kenntnisse der spitalpolitik schaden nicht für die voraussichtliche nachfolge in der vgd. deshalb wähle ich jourdan. auch, weil es um einen regierungsrat geht und nicht um einen bundesrat – denn homoehe und adoption sind bundessache…! und nun noch ein wunsch: gerade wenn man den e- oder den c-anspruch nicht teilt, dass gott etwas in amtsstuben verloren hat: dann möge man das auch dadurch zeigen, dass man versucht, auch noch anderen themen im wahlkampf eine chance zu geben!
B. Regi meint
da sag und sing‘ ich nur:
Kumbaya my Lord – Kumbaya
oh, Looooooord kumbaya….
merlinx meint
Schade, der auf den ersten Blick nicht unsympathisch wirkende junge Mann ist nicht wählbar.
Da kann er noch lange sagen, Religion sei Privatsache. Als politisch Engagierter, als Amtsträger sowieso, wird er Stellung nehmen müssen, zB ob gleichgeschlechtliche Partnerschaften in allen Belangen endlich die gleichen Rechte wie die Ehe erhalten, also auch Adoption möglich sein soll. etc, etc.
Sein Standpunkte dürften vorausehbar sein. Nicht akzeptabel.
(Beruhigendes Zitat: „Die Menschen orientieren sich in ihren Wertvorstellungen immer weniger an religiösen Autoritäten, zumal sich viele Werte von ihrem religiösenUrsprung emanzipiert haben. So gelten Nächstenliebe und die Achtung vor dem Leben mittlerweile als allgemeine humanistische Werte.“
Siehe Artikel auf Telepolis, Schleichender Bedeutungsverlust des Religiösen, http://www.heise.de/tp/artikel/39/39017/1.html)
Bringold Margareta meint
Warum darf ein Landrat oder Gemeinderat glauben was er will, ein Regierungsrat hingegen nicht? Gilt Religionsfreiheit für Regierungsräte nicht?
Henry Berger meint
Ist nicht eher die Frage – verehrte Frau Bringold – wie es evangelikale Kreise mit der Religionsfreiheit halten?
Ich kann die religiöse Haltung von Herrn Th. Jourdan nicht beurteilen, auch mir scheint er ein äusserst sympathischer junger Mann, aber man setzt halt schon ein Zeichen, wenn man auf das Baugerüst seines Eigenheims ein sehr grosses Transparent anbringt, welches verkündet, dass er und sein Haus dem Herrn dienen.
Wie gesagt, es liegt mir fern die religiöse Haltung von Herrn Jourdan zu beurteilen, ich kenn sie schlicht zu wenig. Es ist jedoch bekannt, dass gewisse evangelikale Kreise halt schon manchmal einen Anspruch haben, den einzig richtigen Weg gefunden zu haben, oftmals wird bereits die katholische Kirche als „Irrweg“ bezeichnet, wobei wir eben bei der Religionsfreiheit angelangt sind: Dies bedeutet eben nicht nur, dass meine eigene Überzeugun akzeptiert wird, sondern dass man auch akzeptieren muss, dass es Menschen gibt, welche z.B. nichts Glauben oder ihren christlichen Glauben etwas weniger plakativ ausleben möchten.
Des weiteren habe ich als schwuler Mann schlicht und einfach keine Lust als „krank“ bezeichnet zu werden und hier doch auf eine erlösende persönliche Begegnung mit Jesus Christus zu hoffen. Dies ist eben eine Haltung, welche Sie in evangelikalen Kreisen häufig antrefffen.
Siro meint
Ihrer Argumenation folgend, würde dies bedeuten, dass es egal wäre, wenn ein Islamist Regierungsrat würde.
Das ist es nun wirklich nicht.
Bringold Margareta meint
Ob jemand an der Fasnacht teilnimmt oder aus welchen Gründen auch immer nicht, interessiert mich bei der Wahl zum Regierungsrat auch nur mässig. Ob jemand regelmässig zur Kirche geht oder nur an hohen Feiertagen oder gar nicht, ist für mich bei der Wahl zum Regierungsrat ebenfalls nur zweitrangig.Für mich sind die berufliche und politische Erfahrung und die Persönlichkeit wichtiger. Wenn Thomi Jourdan mit 27 Jahren zum Landrat gewählt und nach vier Jahren mit einem Superresultat wiedergewählt wird und wenn er mit einem Spitzenresultat in den Gemeinderat von Muttenz gewählt wird, sagt mir das auch, dass er für grosse Teile der Bevölkerung wählbar ist.
M.M. meint
An sich haben Sie recht. Bei Herrn Lauber ist dieses Thema auch kein Thema. Bei Herrn Jourdan ist es eines, wie die Diskussion zeigt, weil das ganz offensichtlich eines.
Warum eigentlich nicht? Ist Ihnen das unangenehm?
Ist es Ihnen unangenehm, wenn bekannt wird, dass Herr Jourdan ein ziemlich fundamentaler Christ amerikanischer Prägung ist und das dies – da müssen wir wohl nicht weiter darüber diskutieren – sein Handeln auch als Politiker bestimmt?
Was ist das nochmals, dieses „Hous of Prayer“ in Basel? Ist das ein Ableger des amerikanischen Predigers Mike Pickles.
In der Tat, ist es.
Damit wir uns richtig verstehen: Meine Toleranz gegenüber Gläubigen ist ziemlich gross, schon weil es mich nicht interessiert, wer welcher Religionsgemeinschaft angehört. Herr Jourdan darf als Landrat oder als Gemeinderat in Muttenz glauben was er auch immer will. Als Regierungsrat wird er sich jedoch erklären müssen, wenn ich solche Dinge lese:
Was genau bedeutet dieses Ziel für einen Regierungsrat Jourdan, ich meine das mit dem „Wille Gottes in der Region Basel“?
U. Haller meint
Wenn ich nur schon das hier lese: «Das langfristige Ziel von hop basel ist es, eine übergemeindliche Gebetsbewegung zu etablieren, wo Tag und Nacht angebetet und gebetet wird», da wird mir echt angst und bange. Baschis Waschmaschinentag (ich habe heute auch einen solchen…) steht auch mir wesentlich näher….
Bringold Margareta meint
Sollten Politiker nicht nach ihrer politischen Arbeit beurteilt werden? Wenn ich im Internet die politischen Spuren von Thomi Jourdan recherchiere, sehe ich alles andere als einen religiösen Fundi sondern einen pragmatischen Politiker, der Realpolitik betreibt. Heben Sie mal Ihren Blick über die Kantonsgrenze. Im Kanton Solothurn wurde vor 14 Tagen mit Remo Ankli ein ausgebildeter Theologe und gläubiger Christ in den Regierungsrat gewählt. Seine Religion war im Kanton SO nie ein Thema. Warum reduzieren Sie Thomi Jourdan auf seine Religionszugehörigkeit? Als Persönlichkeit überzeugt mich Thomi Jourdan mehr als sein CVP-Gegenkandidat. Sein politischer und beruflicher Rucksack befähigt Thomi Jourdan mit Sicherheit für das Regierungsratsamt. Er könnte eine wichtige Vermittlerrolle zwischen den beiden politischen Blöcken im Baselbiet übernehmen.
Siro meint
wenn jemand aus religösen(sic!) gründen nicht an der fasnacht teilnimmt, sollte das der wähler schon wissen.
Peter Gröflin (@Peter_Groeflin) meint
Da muss ich mir offenbar in Zukunft besser überlegen, ob es noch angemessen ist, in aller Öffentlichkeit im Kirchgemeindehaus Suppe essen zu gehen oder sogar ab und zu mit dem Kirchenchor im sonntäglichen Gottesdienst zu singen. Auch hier droht der Stempel des bz/Sonntag-Journalisten Andreas Maurer „übt auf ungewöhnliche Weise den Glauben aus“.
M.M. meint
Sie wissen ganz genau, dass das nicht das Problem ist. Im Gegensatz zum Katholizismus – europäisches Kulturgut – wird es mir bei eine „*charismatischen evangelischen Bewegung aus den USA“ ziemlich kötzelig.
Übrigens: bei der SP gab es ein Bewegung im Untergrund, die Nussbaumer eben gerade wegen seiner „ungewöhnliche Weise der Glaubensausübung“ nicht gewählt hat.
Peter Gröflin (@Peter_Groeflin) meint
Verhältnisse wie in den USA wünsche ich mir auch auf keinen Fall!
Die evangelisch-reformierte (seit dem 16.) und die evangelisch-methodistische Kirche (seit dem 18. Jahrhundert in England) sind natürlich jünger als die römisch-katholische Kirche, würde ich aber ebenfalls als europäisches Kulturgut bezeichnen. Wobei es sicher nicht das Hauptanliegen der Kirche ist, einfach Kulturgut zu sein.
Meine erste Bemerkung weist aber dennoch auf einen Teil des Problems hin: Es braucht heutzutage teilweise wenig – manchmal ist es auch nur die traditionelle, gewöhnliche Ausübung des Glaubens – um (auch von Medien) sofort in eine suspekte Fundamentalisten- oder Frömmlerecke gestellt zu werden.
M.M. meint
Sie sagen es. Herr Jourdan wird sich erklären müssen.