Dieses französische Sprichwort ist mir kürzlich über den Bildschirm gelaufen: „Plus ça change, plus c’est la même chose.“ – Je mehr sich ändert, desto gleicher wird es (in meiner umgangssprachlichen Übersetzung).
Was, weil Altersfrage, eines meiner momentanen Lebensgefühle (bin Sternzeichen Zwillinge, oszilliere zwischen den Polen) ziemlich gut trifft.
Weil ich mich nicht (mehr) des Eindrucks erwehren kann, dass alles irgendwie immer aufs Gleiche rausläuft.
Oder wer’s gerne etwas analytischer hätte: Im Verlaufe der Jahre gesammelte Erfahrungen erlauben es einem, aufgrund gemeinsamer Eigenschaften, Zusammenhänge zu erkennen.
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Vielleicht erinnert sich noch jemand an die Documenta im letzten Jahr? Damals waren in der öffentlichen Wahrnehmung noch eher die Folgen von Corona ein Problem als Israel.
Obwohl.
Denn mit der Eröffnung der Kasseler Ausstellung im Juni 22 gab es nur noch ein Thema: Die antisemitischen Botschaften der Ausstellungsmacher aus dem „globalen Süden“.
Als wäre es eine Vorwegnahme der aktuellen Diskussion, hielt die taz fest: „Ein Israel, das sich gegen die Attacken von Islamischem Djihad und Hamas aus Gaza zur Wehr setzt, so die Botschaft in Kassel, agiere wie Hitlers Militär.“
Nach der mehrmonatigen Kontroverse musste schliesslich die verantwortliche Ausstellungsmacherin den Hut nehmen aka zurücktreten.
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Und dann der 7. Oktober 2023.
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Am 13. November hat die Basler Kunsthalle einen neuen Direktor gewählt.
Er ist schon vor Amtsantritt durch zwei Dinge aufgefallen: Er hatte im Oktober vor seiner Wahl zwei Briefe unterzeichnet, die im Kern nichts anderes besagen als: „Ein Israel, das sich gegen die Attacken von Islamischem Djihad und Hamas aus Gaza zur Wehr setzt, agiert wie Hitlers Militär.“
«Es ist ein Fehler gewesen, dass der Kulturverein Basel bei der Ankündigung der Berufung von Mohamed Almusibli nicht geprüft hat, ob und wie er sich politisch geäussert hat», stellte Basels Regierungspräsident drei Tage nach dessen Wahl in einer „klaren Ansage an den designierten Leiter der Basler Kunsthalle“ (baz) fest.
Was im Klartext heisst: Der Präsident fordert neu eine Gesinnungsprüfung für Angestellte von vom Kanton subventionierten Betrieben.
Was noch vor Monaten in der Kunstszene und darüber hinaus Entsetzen hervorgerufen hätte, führte hingegen zu einem Subito-Kotau.
Denn das ist das zweite Teil des bisherigen Auffallens: Als wäre es abgesprochen, schickte wenige Minuten nach der präsidialen Forderung der federführende Basler Kunstverein der baz eine Mitteilung: Der neue Direktor „distanziere sich entschieden von den umstrittenen Passagen in diesen Briefen.“ Er sei verurteile auch ganz klar den Antisemitismus.
Man liest den Brief und fragt sich: Von welchen Passagen genau distanziert sich der Direktor?
„….plus c’est la même chose“ – damit ist die Sache nicht ausgestanden, sondern sie markiert gemäss französischem Sprichwort den Beginn einer längeren Kontroverse.
Was auch immer der „umtriebige Kurator“ (baz) ab März in der Basler Kunsthalle tut oder unterlässt – er und Basel werden die Sache nicht loswerden.
Und am Ende der Diskussion wird er wohl zurücktreten (müssen).
Franz meint
Ist die Zahnpasta mal draussen, bekommt man sie nicht mehr in die Tube.
Und hier meint man mit ein paar dürren Zeilen sei wieder alles im grünen Bereich.
…er ist erledigt bevor er überhaupt angefangen hat.