Herr Wüthrich hat es sich nochmals überlegt.
Er tritt doch nicht zurück.
Eine diesbezügliche Mitteilung an Gott und die Welt ist in Arbeit und wird noch heute Nachmittag verschickt.
Ab heute ist der Mann politisch tot. Und seine Partei hat die Initiative bis zu den Wahlen verloren.
Hier noch ein aktuelles Rezept für die politische Opposition.
Update 15:59 Uhr: Hier noch Wüthrichs Erklärung:
Geschätzte Frau Landratspräsidentin
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen
Geschätzte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Liebe Genossinnen und Genossen
Neben Erfolgserlebnissen, Mehrheiten für politische Weichenstellungen und Unterstützung bei der Umsetzung von Vorhaben gehören Abstimmungsniederlagen und Widerstände gegen Reformen und Entwicklungsschritte zum Alltag meiner Regierungsarbeit. Diese Erfahrungen betrachte ich als Herausforderung und Auftrag, mit neuen Entscheidungsgrundlagen und intensiver Überzeugungs- arbeit neu anzutreten.
Die vom Landrat ohne Vorgabe von Eckwerten eines neuen Projektes beschlossene Rückweisung der Landratsvorlage Integrative Schulung an der Volksschule (LRV-2013-284) hat mich in doppelter Hinsicht mit grosser Betroffenheit erfüllt:
- Wenn nach sieben – zum Teil ganztätigen – Kommissionsberatungen als Begründung für den Rückweisungsantrag geltend gemacht wird, die wichtigen Fragen hätten nicht geklärt werden können, stellt die Kommission ihr eigenes Funktionieren grundsätzlich in Frage.
- Die mit grossem Engagement und hoher Professionalität von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meiner Direktion erarbeitete und vom Regierungsrat verabschiedete Landratsvorlage Integrative Schulung wurde mit zum Teil tatsachenwidrigen Behauptungen Objekt einer Scherbenhaufen-Politik auf Kosten unserer Kinder.
Konsequenterweise habe ich mir im Rahmen einer sorgfältigen Standortbestimmung, in intensiven Gesprächen mit meiner Familie, mit meiner Partei sowie mit verschiedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den letzten Tagen sehr sorgfältig die Frage gestellt, ob eine vorzeitige Stabübergabe der Führung meiner Direktion der Sicherung und Weiterentwicklung der Bildungsqualität in unserem Kanton förderlich sein könnte.
Diese Standortbestimmung sowie die zahlreichen ermutigenden und ermunternden Rückmeldungen aus der Bevölkerung führen mich zum eindeutigen Entscheid, dass ich wie angekündigt meine Verantwortung als Vorsteher der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion des Kantons Basel-Landschaft bis zum Abschluss der laufenden Amtsperiode am 30. Juni 2015 weiterführen werde.
Die anstehenden Herausforderungen und der Abschluss der laufenden Projekte erfordern Erfahrung und Kontinuität. Der Grundsatz, wie er bei der Umsetzung der Bildungsharmonisierung in unserem Kanton gelebt wird, hat auch für meinen Entscheid Gültigkeit: „Sorgfalt vor Tempo“.
Mit Zuversicht, unveränderter Energie, Hartnäckigkeit und Gestaltungswillen trete ich weiterhin für die Sicherung und Weiterentwicklung unseres Bildungsangebotes ein, im Interesse der Schülerinnen und Schüler, der Schulen und der ganzen Gesellschaft.
Freundliche Grüsse
Regierungspräsident Urs Wüthrich-Pelloli
Gerhard Schafroth meint
Lieber Urs Wüthrich
Du beklagst dich in deiner Pressemitteilung darüber, dass der Landrat deine Sonderschulvorlage ohne Eckwerte zurückgewiesen hat. Das lässt sich leicht nachholen:
Wir wollen ein kantonales Schulsystem:
a) das die Schüler mit einer im Vergleich zu anderen Kantonen sehr guten Ausbildung entlässt. Hast du bisher diesen Leistungsvergleich deshalb systematisch behindert, weil sich die Baselbieter Schulen durch eine besonders hohe Bildungsqualität der Schulabgänger auszeichnen?
b) das diese Ausbildung mit möglichst wenig finanziellen Mitteln erreicht. In manchen Bereichen, ganz besonders bei der Sonderschule, ist das Baselbiet trotz schwacher Bildungsleistung bei den teuersten in der ganzen Schweiz.
c) das den Schülern mit ihren sehr unterschiedlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten, den Eltern und den Lehrern möglichst grosse Freiheit lässt, den Weg zum Bildungsziel zu gestalten.
All das gilt auch für die Sonderschule.
Die in deiner Amtszeit systematisch betriebene Zentralisierung der Baselbieter Schulen durch eine unglaubliche Bildungsbürokratie ist gescheitert. Endlich eröffnet sich eine realistische Möglichkeit auch in diesem Kanton wieder zu einem liberalen Schulsystem zu kommen.
Dass wir uns da wegen deines derzeitigen Nicht-Rücktritts im Moment noch etwas gedulden müssen, hat auch sein Gutes:
Wir haben dadurch etwas mehr Zeit, einen neuen Leiter der Bildungsdirektion zu suchen, der die Werte unserer liberalen Gesellschaft tatsächlich vertritt.
Siro meint
@ Gerhard: Schau Dir mal diese Antworten an (http://www.baselland.ch/fileadmin/baselland/files/docs/parl-lk/vorlagen/2008/2008-341.pdf). Wir geben jedes Jahr mehr Geld unter dem Titel Bildung aus. Die Schüler sind aber nicht besser ausgebildet. Baselbieter Primarlehrer verdienen mehr als die meisten Assistenzärzte in der Schweiz. Da kann doch etwas nicht stimmen.