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Gastkommentar: DDR rechtsrum

23. November 2011 By M.M.

Passiert etwas im Ausland, folgt bei uns die obligatorische Journalistenfrage: Kann das auch bei uns passieren? So auch im Fall der sogenannten “Döner-Morde”, ein Unwort, das von unseren Medienschaffenden, ohne weiter darüber nachzudenken, übernommen wurde.
Zettel, ein vielbeachteter deutscher Blogger (Zettels Raum), hat einen lesenswerten Beitrag der anderen Art zum Thema geschrieben. Er ortet die Wurzel des rechten Übels als Nachlass der DDR: Hammer und Sichel wurden durchs Hakenkreuz ersetzt.

Manchmal sieht man vor lauter Wald die Bäume nicht.

Die Morde der Zwickauer Zelle haben – berechtigterweise – eine Debatte über den Rechtsextremismus in Deutschland entfacht. Aber Deutschland hat kein Problem des Rechtsextremismus. Dieses Problem haben fast ausschließlich diejenigen Bundesländer, die bis 1990 die DDR bildeten.

Sehen Sie sich einmal diese Grafik an. Dargestellt sind die jeweils letzten Wahlergebnisse der NPD in den Bundesländern. In keinem Land der alten Bundesrepublik hat sie auch nur 2 Prozent erreicht. In zwei Ländern auf dem Gebiet der alten DDR sitzt sie im Parlament; in den anderen hat sie zwischen 2 und 5 Prozent der Stimmen bekommen.

Der Blick auf den Wald hilft also nicht weiter. Um den Rechtsextremismus in Deutschland zu verstehen, muß man sich, statt mit dem ganzen Deutschland, mit dem Erbe der DDR befassen. Es ist kein Zufall, daß die Mörder der NSU einer Zwickauer Zelle angehörten und keiner Nürnberger oder Flensburger Zelle.

Wieso sind ausgerechnet diejenigen, die von den Kommunisten erzogen wurden, so anfällig für den Rechtsextremismus? (Uwe Mundlos war 1990 siebzehn Jahre alt, Uwe Böhnhardt dreizehn Jahre).

Eine eindeutige, als zutreffend beweisbare Antwort wird man nicht finden können. Zum einen, weil in solchen Fällen immer zahlreiche Faktoren zusammenwirken. Zweitens, weil es kaum möglich ist, in diesem Bereich Hypothesen in einem strengen Sinn zu verifizieren. Man wird nicht über das hinauskommen können, was plausibel erscheint.

Die Plausibilität des Mainstreams der Sozialwissenschaften bewegt sich in der Regel im Ökonomischen. In den Neuen Bundesländern gibt es eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. Dort sind die Perspektiven für junge Menschen schlecht; dergleichen. Also werden sie Nazis.

Aber eine solche Erklärung trägt offenkundig nicht. Warum sollte jemand, der eine schlechte Lebensperspektive hat, ausgerechnet rechtsextrem werden? Warum sollte er überhaupt, nur wegen dieser schlechten Perspektive, den Weg in die Politik suchen; gar in die politische Kriminalität? Es gibt da keinen plausiblen Zusammenhang. Es ist schlicht nicht so, daß die Verlierer dazu tendieren, rechtsextrem zu werden.

Einen plausiblen Zusammenhang wird man nur mit dem Denken, mit den Überzeugungen, mit der Mentalität finden können, die in der DDR vermittelt wurden.
Die DDR war der Nachfolgestaat des Dritten Reichs. Das wird oft nicht gesehen, weil die Kommunisten sich als die Antipoden der Nazis darstellten. Aber das waren sie nicht. Sie waren – und sind – deren feindliche Brüder.

1945 bedeutete für die drei Westzonen einen radikalen Neubeginn. Es fand vor allem in der amerikanischen Zone eine Umerziehung (“reeducation”) statt, die eminent erfolgreich war. Demokratisches Denken wurde buchstäblich auf der Schulbank eingeübt – Toleranz, Fairness gegenüber dem Andersdenkenden; die Bereitschaft, sich einer Entscheidung der Mehrheit zu beugen; die Achtung vor dem Einzelnen und seinen Rechten. Die Westdeutschen wurden in den Jahren, sagen wir, zwischen 1945 und 1960 zu Demokraten.

Die Ostdeutschen wurden das nicht. In der DDR blieb die Mentalität des Dritten Reichs ungebrochen erhalten – die absolute Herrschaft des Staats und der Partei; die Herabwürdigung des Einzelnen, der sich “in die Gemeinschaft einordnen” sollte; die Unterdrückung jeder Freiheit des Denkens.

Man kann das im einzelnen konkretisieren, wie die DDR ein Abbild des Dritten Reichs war – von der Stasi, also der Gestapo, über das KdF, entsprechend der Ferienorganisation des FDGB, bis zur Hitlerjugend, also den Junge Pionieren und der FDJ; vom Antisemitismus, der durch den Haß auf den Klassenfeind ersetzt wurde, bis zum Militarismus und dem Untertanengeist.

Es gibt eine Kontinuität der deutschen Geschichte. Sie reicht von 1933 bis 1990. In diesem halben Jahrhundert herrschte erst im ganzen Deutschland, dann in seiner östlichen Hälfte der Totalitarismus.

Seine kommunistische Variante erlitt – so schien es jedenfalls – 1989 und 1990 eine vollständige Niederlage. So mögen das auch viele gesehen haben, die in diesem Geist des Hasses, des obrigkeitsstaatlichen Denkens, der Intoleranz erzogen worden waren. Mit diesem untergegangenen System wollten sie nichts mehr zu tun haben.

Sie nahmen also eine kleine Korrektur vor. Sie ersetzten rot durch braun; Hammer und Sichel durch das Hakenkreuz; den Klassenkampf durch den Rassenkampf. Viel Umdenken war damit nicht verbunden.

Zettel

Kategorie: Einsichten Stichworte: Einsichten

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Kommentare

  1. Karl Linder meint

    23. November 2011 um 15:30

    Sogar der hackige Schritt der Armee schien sich kaum zu unterscheiden
    http://www.carpeberlin.com/uploads/RTEmagicC_NVA-Soldaten.jpg.jpg
    Die Dienstuniform war im Schnitt ähnlich wie jene vor 1945. Siehe Google.com

  2. quer meint

    23. November 2011 um 09:37

    “…Hammer und Sichel wurden durchs Hakenkreuz ersetzt.”

    Na und? Ist das etwa überraschend? Es ist nicht außergewöhnlich, daß innerhalb eines (politischen) Grundbekenntnises – hier der Sozialismus – die Fraktion gewechselt wird.

    Sozialismus der nationalen und der internationalen Fraktion trifft sich in der gleichen Sicht auf den Menschen. Also im Menschenbild und dem Bedürfnis, einen “neuen” Menschen zu schaffen. Selbst die angewandten Mittel dazu gleichen sich. Der Unterschied der Fraktionen liegt darin, daß sich jede eine andere Art von “Feind” zurechtbiegt. Sind es für die einen die Kapitalisten und Zionisten, so sind des für die anderen die jüdischen Finanzplutokraten.

    Der Braten ist der gleiche. Die Soße variiert in Nuancen.

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