Parteien sind sowas wie Wirtschaftsunternehmen. Zumindest was Wachstumsfantasien anbelangt. Während CEOs zweistellige Renditeprozentpunkte anstreben, glauben Parteipräsidenten vor jeder Wahl, sie könnten zumindest im einstelligen Bereich zulegen.
Zählt man all die Sitze zusammen, welche die Baselbieter Parteien in den anstehenden Landratswahlen ergattern wollen – man müsste die Zahl der Parlamentarier glatt verdoppeln. Plus noch ein paar Stühle für Frauen dazu.
Und sie versprechen uns, dass dieses Mal nur die Besten zur Wahl antreten werden. Zumindest was den vierten Sitz der Bürgerlichen in der Baselbieter Regierung anbelangt.
Obwohl – für die „gemeinsame vierte Kandidatur“ wird jemand gesucht, der allen passt, was ja nicht unbedingt ein Qualitätskriterium ist. Auch die anderen wurden ja immer nach dem Prinzip nominiert: wer übrig bleibt, wird in die Wahlen geschubst.
Schaut man sich die bestehende Liste der Türansteher an, dann kann man wohl kaum behaupten, hier drängle der Überdurchschnitt in die Regierung.
Überdies sind alle, die bis jetzt auf den vierten Ticketplatz hoffen, linientreue Parteisoldaten_innen.
Doch mit dem wenig beachteten Satz…
Die vierte Kandidatur wird von den drei Parteipräsidien vorbereitet und ebenfalls an den jeweiligen Nominations-Parteitagen im August zur Wahl vorgeschlagen.
…haben die Parteipräsidenten und die -in die Türe für alle bisherigen Drängler zugeschlagen. Dieser Satz deutet in Richtung überparteiliche Kandidatur. Der extremste Fall wäre gar die Kandidatur eines Parteilosen. Allerdings käme das einer Bankrotterklärung der bürgerlichen Parteien gleich.
Gesucht ist also jemand, der oder die zwar einer Partei angehört, dieses Faktum jedoch mit einer parteilosen Attitüde camufliert.
Ein Kandidat, von dem dann alle sagen, was, der ist bei der XXPe?
So ein Mann wäre Andreas Büttiker, der quirrlige Direktor der BLT.
Er ist seit 1996 im Amt, hat mit dem Unternehmen so ziemlich alles erreicht, was erreicht werden kann und ist damit reif für Neues. Zudem: mit 54 ist Herr Büttiker gerade noch jung genug, um in die Baselbieter Regierung zu wechseln.
Sissachr meint
Kann mir mal jemand sagen, mit welcher Legitimation die Bürgerlichen 4 Regierungsratssitze verlangen? Ein Regierungsratssitz erfordert – wenn man jetzt mal die Parteienstärke anguckt – 20% Wähleranteil. Wenn ich mir die Landratswahlen 2011 angucke, komme ich mit allen Mitte-Rechts-Parteien auf rund 59.5%. Das wären dann drei Sitze. Oder führen die Bürgerlichen die ausserordentlich guten Leistungen der von ihr Mehrheit seit anno Tubak geführten Regierung während der letzten Legislatur als Grund für diesen Anspruch an? Chräienbüel – abgewählt, Ballmer – weg im Chaos, Sanitätsdirektoren (alle seit Straumann) – Desaster im Spitalbereich (Kosten), Schneider, Pegoraro – Desaster im Baubereich (Strassen, Spitäler) etc., etc. Der einzige, der etwas bewegt ist zurzeit der Toni. Und auf den wird auch schon eingedrescht hier. Zudem haben die Bürgerlichen doch längst einen 4. Regierungssitz: Gysin/Buser, Wirtschaftskammer.
Chienbäse-Baerti meint
Zum „Verlangen“ benötigt man keine Legitimation! Und weil die Regierung im Majorzverfahren gewählt wird, kommt es nicht auf die (ermittelte) Parteienstärke von 59,5% an. In der Tat haben die bürgerlichen Magistratspersonen der letzten Jahren, wie beschrieben und aufgezählt, den Kanton an die Wand gefahren.
Wetten, dass dies bis im Februar vergessen ist und die tumbe Wählerschaft halt wieder die bürgerlichen Pfeifen wählt. Die Mitte/LInks hat offenbar niemanden, der das ändern könnte. Es wäre die Stunde von Mittel/Links und Baselland würde 2015 anders aussehen.