Schon seit Monaten machen hierzulande Medien aller Schattierungen mutmassliches Versagen unserer Regierungspolitiker aus.
Damit einhergehend beklagen sie die erbärmliche Performance des Staatsapparates in der Corona-Krise.
Die Schweiz sei nicht mehr Spitze, sondern nur noch klägliches Mittelmass.
Mittelmass!
Offensichtlich haben fleissige Journalisten und unterbeschäftigte Bundespolitiker, um solches beurteilen zu können, einen Eichstrich am Daumen.
Wenn sie ihn in den Rückspiegel halten.
Doch was sie sehen, ist nicht ein Staats- oder Politikerversagen, sondern die Diskrepanz zwischen eidgenössischem Selbstbild und schweizerischer Realität.
Und die ist nun mal mittelmässig.
Weil unser System weder in den Redaktionen noch in der Politik Leute über dem Durchnitt zulässt.
Wer über den Horizont ragt, wird aufs Mittelmass zurechtgestutzt. Oder zum Spinner erklärt.
Würden wir uns in einem Anflug von ehrlicher Einsicht eingestehen, dass die Schweiz keineswegs herausragend, sondern lediglich mittelmässig ist, würde das vieles erleichtern.
Zum Beispiel unser Verhältnis zu unseren Nachbarn in Europa, die ja alle auch nur mittelmässig sind.
Wie Corona tagtäglich offenlegt.
Immer Klassenbester sein zu wollen, ist nicht nur anstrengend, sondern schlicht nicht erreichbar.
Was nicht ausschliesst, dass man in manchen Dingen tatächlich überdurchschnittlich gut ist.
Und in anderen Bereichen halt unterdurchschnittlich schlecht.
So hält man eine gesunde Balance.
Weil’s zum Thema passt: Impfweltmeister Israel wird von Pfizer nicht mehr beliefert. Weil die Israelis ihre Impfstoffrechnungen nicht bezahlen.
Rechnungen nicht bezahlen – würde die Schweiz nie tun.
Oder?
Karl meint
Wenn wir nur noch Mittelmass sind, und uns damit abfinden, dann ist der Schritt zur wirtschaftlichen Mittelmässigkeit auch nicht mehr weit. Würden das alle gut finden, dann entspr. weniger zu verdienen? Mittelmass von Europa, so Eur 1’200 netto in der Lohntüte?
Rampass meint
Da stimmt die Balance schon lange nicht mehr: https://www.nzz.ch/schweiz/gesundheitskosten-die-schweiz-steht-an-der-spitze-in-europa-ld.1589880?reduced=true
Performance? Liefert Rampass‘ Biturbo, sicher nicht der Staatsapparat. 8 Jahre Berset & EDI: erzählt dauernd was von zu hohen Medikamentenpreisen. „Lösung“: Abschaffen der KK-Kollektivversicherungen. Die Prämien haben damit zwar für sehr viele Leute einen kräftigen Sprung nach oben gemacht, sind gemäss gängiger SP-Doktrin jedoch „gerechter“.