Ich denke, die Erkenntnis muss sich gelegentlich durchsetzen, dass es Putin gar nicht um die Ukraine geht.
Oder die Nato.
Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass Krieg zu führen, ist zur Raison d’Être des russischen Regimes geworden ist.
Wir sollten uns darauf einstellen, dass dies gut und gerne noch weitere zehn, zwanzig Jahre so bleibt.
Vielleicht auch noch viel länger.
Roms Krieg gegen die Vandalen hat 105 Jahre gedauert. Danach ging es gleich weiter – zwanzig Jahre gegen die Ostgoten.
Dann war Rom erledigt.
********
Unsere Raison d’Être ist es, einen „Beitrag zu einer friedlichen Welt“ zu leisten, dabei unseren Wohlstand zu polieren und im übrigen allerlei eurozentrische Forderungen an die Welt zu stellen.
Und überhaupt das Klima.
Uns ist die Vorstellung abhanden gekommen, dass uns jemand wirklich böse will.
Ich meine skrupelos böse bis hin zur Vernichtung.
Es ist Zeit, den Sinn für Gefahren zu schärfen.
********
Nun ist es ja nicht so, dass die russische Armee schon im Herbst bei Liechtenstein am Rhein stehen wird.
Das kann sie nicht und will sie nicht und braucht sie nicht.
Es geht um das Einschüchterungspotenzial, über das die Russen verfügen und wir nicht.
Wir setzen auf Wirtschaftssanktionen und hoffen auf einen Umsturz.
Machen die sich deswegen in die Hose?
Die im Kreml rufen mal kurz „ATOMBOMBE!“ und die Europäer machen sich in die Hose.
Das nennt man Einschüchterungspotenzial.
********
Wenn die Schweiz meint, sie sei mit ihrer Neutralität auch dieses Mal fein raus, na dann viel Glück.
********
Die Lage ist derart ernst (und spitzt sich bis im November noch weiter zu), dass es angemessen wäre, noch vor der Sommerpause eine Sondersession zur Verteidungungspolitik der Schweiz einzuberufen.
Diese würde vor allem die Erkenntnis bringen, dass man keine Ahnung hat, wie man mit der Zeitenwende umgehen soll.
Niemand wird dieses Ergebnis ignorieren können.
W. Wernli meint
Sie haben so recht, allein mir fehlt der Glaube, dass Frau Rosenwasser oder Frau Falkenstein zusammen mit Herrn Glarner oder Herrn Jans zu irgendwelchen klugen Gedanken kommen.
Anonymus meint
Ich denke nicht, dass Ratlosigkeit das Problem ist, sondern extrem divergierende Interessen. Und wenn man sich dann mal einig wäre, ergreift irgend jemand das Referendum. Wir stehen uns selber im Weg.
Patrick meint
Wir haben in den letzten Jahren schon die Erkenntnis gewonnen, dass wir keine Ahnung haben, wie wir mit der Klimakrise umgehen sollen, trotz Debatten und Sessionen. Das Ergebnis ignorieren wir ebenfalls seit Jahren …
Soviel zu Erwartungen, dass es bezüglich Umgang mit der russischen Aggression anders sein wird.
M.M. meint
Diese Bedrohung ist konkret und jetzt.
Doch ich erwarte auch nicht mehr als die grosse Ratlosigkeit im Hühnerstall.
Aber zumindest diese Ratlosigkeit wird man nicht mehr ignorieren können.
Soviel Hoffnung muss sein.