Also wenn Herr Jermann, 69 und CVP, auf seinen Parteipräsidenten eindrischt, wie heute in der der BaZ, dann horcht das ganze Baselbiet auf.
Besonders wenn Herr Jermann, 69, CVP und mal für vier Jahre Nationalrat, einen solch tränendrüsenden Satz sagt:
Ich hatte von Marc Scherrer eine andere Politik erwartet.
Ach, der Herr Jermann.
Wer nimmt denn schon diesen politischen Bockspringer ernst?
Der frühere Baselbieter CVP-Nationalrat Walter Jermann (Dittingen) unterstützt – zum Ärger seiner Partei und zur Freude der SVP – nicht nur SVP-Nationalrat Caspar Baader in seinem Ständerats-Wahlkampf, sondern auch den prononcierten rechtsfreisinnigen Landrat Patrick Schäfli aus Pratteln in seiner Nationalrats-Kandidatur.
Man erinnert sich: Mit der Unterstützung des Ständeratskandidaten Baader stellte sich Herr Jermann öffentlich gegen die Ständeratskandidatin seiner Partei.
Herr Scherrer, damals Parteipräsident im Laufental, meinte dazu:
Jermanns Verhalten sei «nicht mehr tragbar» und füge der CVP «längerfristig» Schaden zu.
Gut, wenn wir schon beim Zitieren sind, dann wollen wir der geneigten Leserschaft auch nicht vorenthalten, was die Basler Zeitung am 4. Oktober 2005 über Herrn Jermann geschrieben hat, also vor der Zeit, als Herr Somm solche Artikel in Auftrag geben konnte:
Der Laufentaler tritt in Bern nicht in Erscheinung. Hat sich selbst im geschützten Rahmen der Kommission kaum engagiert. Wenn von ihm etwas zu vernehmen ist, dann scheint der Beitrag von dritter Hand verfasst. Stimmt getreulich auf der rechten Linie der CVP.
Die damalige Parteileitung der CVP hat den Mann denn auch folgerichtig zum Rücktritt gezwungen.
Soweit die Causa Jermann.
Was die interessierte Öffentlichkeit derzeit zur Kenntnis nimmt, ist das Faktum, dass bei der SVP und bei der FDP in Sachen eigenen Regierungskandidaten ziemliches Chaos herrscht.
Und sich die bisherigen Weber und Pegoraro bei jeder sich bietenden Gelegenheit bitter darüber beklagen, dass sie von ihren Parteileitungen geschnitten werden.
Der aktuelle Stand der Wahldinge sieht so aus, dass den Stimmbürgern nächsten Januar eine wahre Kandidatenschwemme droht.
Die SVP will mit zwei antreten, die FDP ebenfalls mit zwei, die BDP mit einem, die CVP mit einem, macht im bürgerlichen Lager bereits sechs Kandidaten für fünf Sitze.
Weil die SP sich auch nicht entscheiden kann, will sie das Endvotum ebenfalls den Wählerinnen und Wählern überlassen und gar mit drei Kandidatinnen antreten, darunter ein Mann.
Macht neun.
Ach ja, dann gibt es noch den Herrn Reber von den Grünen, der in diesem Kandidatendurcheinander als lachender Zehnter gar die Ziellinie als Erster erreichen könnte.
Angesichts dieser aktuellen Ausgangslage, könnte es sich GLP-Vordenker Herzig ja nochmals überlegen, dann wäre das Dutzend beinahe voll. Dabei haben wir die EVP genauso wenig mitgezählt, wie die SD mit ihrem Dauerkandidaten Rudolf Keller.
Was bedeutet: Dass die Parteien drauf und dran sind, eine Konstellation zu schaffen, in der jeder Bisherige über die Klinge springen könnte.
Die Bürgerlichen – und zwar alle – haben also allen Grund, ziemlich nervös zu sein.
Für uns Parteiunabhängige wäre hingegen ein solches Wahlpaket ein wahres Festessen. Denn die Citoyens hätten es dieses Mal in der Hand, ihre Regierung (mehr oder weniger) selbst zusammenzustellen.
Gerhard Schafroth meint
Toll, die Aussicht aus 10 Regierungsratskandiaten wählen zu können. Aber wie steht es mit der Qualität? Welcher dieser 10 Möchte-Gern-Regierungsräte würde in einem geordneten, seriösen Bewerbungsverfahren den Job tatsächlich erhalten? Da hab ich so meine Zweifel. Vielleicht haben ja noch ein paar weitere Baselbieter-Innen Lust auf den Job. Wer schon nur das Baselbieter Lied singen kann ist bei SVP und FDP herzlich willkommen. Und wer dazu noch einen Mediations-Kurs besucht hat und ein paar Schafe züchtet, schafft es ganz gewiss.
gotte meint
uiuiui, herr schafroth, immer noch taub, dass das volch sie verschmäht hat, damals, und ihre qualitäten nicht ausreichend gewürdigt hat? ich persönlich ziehe bei politikern die volkswahl einem „guten seriösen bewerbungsverfahren“ tausendmal vor – oder behaupten sie im ernst, dass es in „der wirtschaft“ von glühbirnen wimmelt? – eben.
Gerhard Schafroth meint
Auauauaueia – das ist mir aber peinlich. Kompliment, dass Sie das so schnell gemerkt haben. Ich wär doch sooooooooo gerne Regierungsrat!
Spass beiseite: Wie wär‘s, sich einmal ernsthaft Gedanken zu machen, was so ein Regierungsrat etwa können sollte, um seinen Job gut zu machen, damit die Wähler dann unter einigermassen qualifizierten Kandidaten auswählen können? Damit wir nicht immer und immer wieder nach einem halben Jahr merken, dass ein guter Teil der schönen Sprüche der Gewählten nur warme Luft war!
gotte meint
was ist denn ein für ein exekutivamt qualifizierter kandidat? einer, der studiert hat? einer mit managementfähigkeiten? – ich meine, es ist einer, der den politladen kennt: die gute alte ochsentour trennt mit der zeit das spreu vom weizen. ich meine, der schein der quereinsteiger ist verblasst.
eric müller meint
Wenn ich Amtsträger dieser Partei wäre, hätte ich mich auch schon zur Lethargie des neuen und wahrscheinlich überforderten Präsidenten geäussert. Ich glaube nicht, dass die SVP mit zwei RR antreten wird. Falls doch hat sie vergessen, dass im Majorz ihre Kandidaten meistens Schiffbruch erleiden. Die SVP muss schauen, dass sie T. Weber wieder in die Regierung bringt. Ich meine, dass dies nicht so einfach sein wird. Die BDP wird ganz sicher kein RR stellen, das was die machen, nenne ich „verheizen von Personen“. Die CVP und die Grünen werden ihre RR sicher über die Ziellinie bringen. Wenn die Bürgerlichen wirklich eine Regierungsmehrheit erreichen wollen, dann müssten sie mit zwei FDPler antreten (nein, ich bin kein FDPler!). Es ist doch am wahrscheinlichsten, dass das Stimmvolk zwei FDPler wählt, als ein zweiter SVPler. Wenn sich also die Bürgerlichen nicht bald einig werden, dann adieu Chance!
Chienbäsebaerti meint
Mehrfach falsch: Sicher könnte die SVP mit zwei, sogar mit mehr, Kandidaten antreten (es sollten allerdings keine Pfeifen wie der mediationsgelehrte Schäfchenhalter sein) . Nur das Majorstystem ermöglicht das. Baselland hatte früher mal eine rote Regierung mit den Herren Abegg, Kopp und Mann und ist damit sogar nicht einmal schlecht gefahren. Diese drei konnten auch mehr als nur das Baselbieterlied trällern.
Und was heisst den hier verheizen? Die meisten — auch gute — sind nicht im ersten Anlauf die die Ochsenscheune eingezogen und mussten eine Ochsentour auf sich nehmen. Alle players drücken sich um die Aufgabe und Pflicht, laufend Kandidaten dafür zu motivieren und sie entsprechend aufzubauen. Das einzig vernünftige wäre, MM-Vorschlag !, eine Amtszeitbeschränkung einzuführen, die dazu zwingen würde.
eric müller meint
Vielleicht ist Ihnen entgangen, dass die SVP in der ganzen Schweiz Mühe hat, ihre Kandidierenden im Majorz in ein Amt wählen zu lassen. Das ist eine Tatsache, zumindest bis zum heutigen Tag. Für den Kandidaten der BDP finde ich leider keine andere Ausdrucksweise. Ich bin eben der Meinung, dass für ein RR-Amt politische Kenntnisse und Erfahrungen wichtig sind. Ebenso gehört für mich auch eine solide und gute Ausbildung dazu. Bitte nicht falsch interpretieren, das ist nicht gegen den Kandidaten der BDP gerichtet, da ich ihn nicht persönlich kenne.