Früher war es das Rütli, der Ort, der den Eidgenossen Freiheit bedeutete.
Der ist in der Innerschweiz.
Heute ist es die Terrasse, der Ort, der den Zeitgenossen Freiheit bedeutet.
Der ist überall.
Eine Regierung, die das Recht der Bürger auf die Terrasse unterbindet, ist eine Diktatur.
Anonymus meint
Es wird niemand gezwungen, in eine Gartenbeiz zu gehen. Die Restaurants haben gute Schutzkonzepte. Es wirkt etwas seltsam, dass man im vollen Speisesaal eines Hotels essen kann, aber nicht in einer Gartenbeiz. Zudem ist erwiesen, dass das Risiko sich draussen anzustecken, sehr klein ist.
gotte meint
das ist völlig richtig, niemand wird gezwungen, in die beiz zu gehen. aber der indivualistische ansatz versagt in einer pandemie. das runterfahren des gesellschaftlichen lebens hat nicht nur mit individuellen ansteckungsrisiken zu tun, sondern auch damit, dass es generell um die einschränkung der kontake geht (die schäden werden mit 40 mrd abgegolten, obwohl im epidemiengesetz davon keine rede ist). es ist klar, wie das gestrige signal des bundesrates verstanden werden wird und es ist klar, dass die fallzahlen jetzt wieder in die höhe schnellen werden (wir befinden uns, by the way, ja bereits in einem exponentiellen wachstum). es ist leider nicht so, dass das „sich-anstecken“ eine individuelle präferenz ist: erstens leben wir in einer gesellschaft, die allen, auch den unverantwortlichen, zu recht medizinische leistungen anbietet. und zweitens führt das sich-anstecken-lassen auch dazu, dass es immer weitere, gefährlichere mutationen gibt (siehe brasilien). und drittens sind auch die impfstoffe „nur“ zu 90% sicher – bei 30’000 ansteckungen pro tag wären das immerhin 3000 geimpfte personen, bei denen die impfung nicht nützt. aber eigentlich wissen Sie das sicher auch alles schon. die frage ist, ob man es zur kenntnis nehmen möchte. mit „glauben“ hat nämlich wissenschaft, so meine ich, spätestens seit kant nicht mehr viel zu tun.
Baresi meint
… aber eigentlich wissen Sie das sicher auch alles schon. …
Das ist der Punkt. Viele wissen Vieles, aber keiner weiss wie man als Gesellschaft am besten aus der Sache wieder rauskommt. Eine 90% sichere Impfung bedeutet zum Beispiel nicht zwingend einen schweren Verlauf, wenn man sich trotzdem ansteckt.
Anonymus meint
Die Fallzahlen sind keine brauchbare Grösse, es sind die schweren Verläufe. Wir müssen mit dem Virus leben lernen, sonst sind am Schluss alle gesund, aber keiner hat mehr Arbeit und die nachfolgenden Generationen einen riesigen Schuldenberg!
gotte meint
fallzahlen und schwere verläufe korrelieren nun einmal nach dem prinzip „je mehr, desto mehr“ – ja, wir müssen mit dem virus (und sehr vielen weiteren viren) leben lernen. aus meiner sicht heisst aber „leben lernen“ etwas anderes, als explodierende fallzahlen in kauf nehmen. eine sinnvolle art, „mit dem virus leben zu lernen“ wäre vielmehr, sich darüber gedanken zu machen, wie man die gefahr weiterer pandemien eindämmen könnte: leider geht das nicht, ohne dass wir uns über unseren fleischkonsum und die globale fleischindustrie unterhalten, denn bei den pandemien handelt es sich immer um zoonosen (übrigens: die vogelgrippe ist in diesen tagen im oberbaselbiet angekommen und setzt hühner in quarantäne). zu „leben lernen mit dem virus“ gehört für mich auch, dass wir uns gedanken machen über unsere mobilität. das hemmungslose rumgedüse in der welt trägt massgeblich dazu bei, dass sich viren und ihre ableger noch schneller verbreiten als lucky luke seinen colt zieht. das wäre eine sinnvolle art, um den spruch „mit dem virus leben lernen“ mit inhalt zu füllen. das andere ist eher „mit dem sterben der andern leben“.
Anonymus meint
Absolut einverstanden! Nur: es stecken sich nach meiner Beobachtung Leute an, die sich nicht an die Regeln halten. Das hat mit offenen Gartenbeizen nichts zu tun, sondern damit, dass man das Problem nicht ernst nimmt.
gotte meint
wahnsinn. nachdem man 40 mrd in einem jahr verblasen hat, setzt man jetzt alles auf spiel. weil bier. weil terrasse. weil langeweile. weil dickes fudi.
Baresi meint
Und ich hätte schwören können (sic!), die Freiheit und das höchste Gut des Eidgenossen ist das Grillieren.
Michael Przewrocki meint
Genau vor allem für Jene die keine Zuhause haben oder nur mit Strassenlärm/Gestank.
Niggi Ullrich meint
Genau! Ich hätte es nicht zutreffender „herleiten“ können.