Heute Morgen ist mir im Bahnhof SBB dieses Plakat des Hilfswerks HEKS -im Wortsinn – ins Auge gestochen. Weil ich im Moment ziemlich viele Bilder von armen, wenn nicht gar notleidenden Menschen in Indien mit mir herumtrage, ging mit durch den Kopf: Welch ein Kontrast zu diesem heiteren Bild des HEKS.
Die zeigen eine nette Familie, sympathische Menschen, frisch gewaschen und gekleidet. Sind die Leute arm? Brauchen die tatsächlich unsere Hilfe?
Doch das HEKS weiss: Schweizer wollen nun mal zur Weihnachtszeit kein Elend sehen. Das passt nicht zur Weihnachtsbeleuchtung, zur besinnlichen Stimmung.
Die Realität zu zeigen überlässt man lieber Benetton.
Denn die Marketingleute vom HEKS wissen, dass bei einem solchen Bild Frau Schweizerin überzeugt ist, dass sich bei diesen sichtbar liebenswerten Bauern doch jeder Rappen lohnt, den sie denen via HEKS nach Afrika schicken. Oder?
Das HEKS weiss: Schweizer wollen, wenn schon, sympathische Arme sehen.
Nur – in der Realität ist Armut schockierend, ekelerregend, stinkend, zum Wegsehen. Sie zeigt sich in Bildern – beim Vorbeifahren, im Vorbeigehen – die für uns ausserhalb jeglicher Erfahrung liegen. Armut hat nichts liebenswürdiges an sich. Armut ist unangenehm, unappetitlich, unerträglich, abstossend.
Doch so ein Hilfsunternehmen ist halt auch nur ein Lifestyle-Unternehmen.
Deshalb wirbt es auch so, wie es wirbt. Dabei ist schon längst klar: Das HEKS und die anderen Hilfswerke könnte man morgen abschaffen. Es würde sich in Afrika und an anderen Orten Welt nichts zum Schlechten verändern. Die brauchen uns nämlich gar nicht.
Ernesto Sirolli weiss, wie’s läuft.
Urs Gygli meint
Sind die Leute in Afrika wirklich so dumme Negerleins , dass sie ohne Entwicklungshilfe keine tropischen Früchte ernten können?
Robert Schiess meint
Was für ein Shit-Kommentar
Robert Schiess meint
Ich war schon x-mal in Schwarzafrika, in Tansania, Tschad und Kamerun. Und ich widerspreche Herrn Sirolli. Ich habe dort erfahren, dass Hilfe zur Selbshilfe nützlich ist und die Leute selbständig werden lässt.
Hier ein paar Fakten:
– In Schwarzafrika besass vor rund 60 Jahre weniger als 1% der Bevölkerung eine höhere Ausbildung (d.h. ein Sekundarabschluss)
– Ein Schwarzafrikaner war in der Vergangenheit nie gezwungen, Vorräte anzulegen, und so mit seinen Ressourcen zu haushalten – Haushalten war unbekannt.
– Europa brauchte Jahrhunderte, um das heutige Niveau zu erreichen.
– Europa schaffte dies nur mit vielen Kriegen, Hungersnöten, Pandemien.
– Schwarzafrikaner kennen das europäische Luxusleben aus dem Fernsehen. Wer will ihnen verübeln, auch ähnliches zu erreichen?
– Die Frauen in Schwarzafrika tragen wesentlich zum Überleben der Familien bei. Die Männer sind häufig unproduktive Drohnen.
– Clanwirtschaft ist in Afrika familenerhaltend – dies bedeutet, dass das, was die „(selbst?)gerechten“ Weissen als Korruption bezeichnen , eben Familien versorgt. Anzukreiden aber ist, wenn das Geld aus diesen Korruptionsfällen nicht im eigenen Land investiert wird, sondern auf Konten in Europa landet. (Zwischenfrage: Wie war das im 12.-19. Jahrhundert mit dem europäischen Adel?)
– Schwarzafrika ist nicht rückständig, sondern Schwarzafrika besitzt eine andere Kultur. Es ist für sie nicht einfach, sich in die westliche Kultur einzuleben.
– Hilfe zur Selbsthilfe ist der Weg, der die Entwicklung in Schwarzafrika weiterführt.
– Auch heute noch profitieren europäische und amerikanische Unternehmen in ungeheurem Ausmass von den Ressourcen Schwarzafrikas, Beispiel: Glencore.
– usw., usw.
Dani Brandt meint
Autor Alan Posener beschrieb eine typische HEKS-Mitarbeiterin so: „Von ihrem eisengrauen Kurzhaarschnitt bis zu den flachen Sohlen ihrer Gesundheitsschuhe ist Frau Schmidt – nennen wir sie einmal so – die Verkörperung eines tätigen Christenmenschen. Wer sie kommen sieht, mit ihrer Bluse aus Naturbaumwolle, ihrem kratzigen Wollrock, ihren weißen Strümpfen, ihren stahlblauen Augen, ihrem grimmig geschürzten Mund, der weiß:
Hier kommt das gute Gewissen und will dir ein schlechtes machen.“