Wer dieser Tage sich allein mit der Basellandschaftlichen Zeitung als Nachrichtenquelle begnügt, lebt im Ostblock. Zur politisch brisantesten Geschichte dieser Woche schreibt das Blatt schon seit zwei Tagen keine Zeile mehr.
Das mag den Betroffenen, wie im Ostblock üblich, freuen. Doch wir – also sie und ich – dieseits des Sarah-Jane-Grabens wohnend, fühlen uns mit der Baselbieter-Prawda schlicht unterversorgt.
Nicht nur wegen der Eymann-Geschichte.
Den Ausland- und den Schweizteil des Blatts kann man schlicht spülen. Der Wirtschaftsteil fällt nicht auf. Und überhaupt, haben wir das alles schon längst online gelesen. Sport interessiert uns nicht, worauf man sich fragt: Was bleibt da noch?
Richtig, der Lokalteil.
Meinungsmässig sieht das so aus: Herr Dähler, der Chefredaktor des Blattes fährt an einem Tag dem Bundesrat wegen der Grippensache an den Karren, und fordert – völlig ohne Echo – eine Neuevaluation. Am nächsten Tag schreibt er, dass er lieber zu einem Fussballspiel geht als ins Theater. Weil er dort nach einem 12-Stundentag regelmässig einpennt. Tags darauf ist er gegen Latein in der Schule. Prachtsätze gleich beim Einstieg ins Thema: „Als heute 50-Jähriger bin ich von einem europäischen Weltbild geprägt.“ Ist aber toll! „Als Jugendlicher habe ich Europa bereist….“ Wow, kann man da nur sagen.
Heute sein Wochenkommentar: irgendwelches Zeugs zur Gemeindepolizei, wo man sich fragt: Ist das nun ein Kommentar, weil das so überschrieben ist, oder ein kommentiertes Berichtlein. Den Höhepunkt erreicht das Kommentarberichtlein mit dem Seufzer:
Es besteht die Gefahr, dass die Polizeikräfte zwischen den verschiedenen Auffassungen und Führungsstilen auf den verschiedenen Ebenen zerrieben werden.
Ich hab’s schon immer geahnt: die Auffassung ist ein Mühlstein, im Himmel und auf Erden. Ah ja, ausser Herrn Dähler bringt, wie er schreibt, „niemand den Mut auf, eine Einheitspolizei zu fordern.“
Dann wird ein Badeunfall auf einer ganzen Seite ausgebreitet, weil man sonst nichts hat.
Und weiter hinten lesen wir die Würdigung des Spitaldirektors des Bruderholzspitals, der seinen Job von einem Tag auf den anderen an den Nagel hängt, um jetzt mit 59 (!) in Pension zu gehen, damit er die derzeit noch geltenden grosszügigen Pensionskassenregelungen abkassieren kann. Seine Hobbys, schreibt die bz, sind Essen und Trinken. Die schreiben das einfach so dahin.
Wollt Ihr uns für dumm verkaufen?
Was grossspurig mit Analyse zum Machtwechsel in der Baselbieter Wirtschaftskammer“ überschrieben ist, ist ein ist ein lauer Furz mit dem Inhalt: Genaues weiss man jetzt noch nicht. Und überhaupt könnte es auch anders rauskommen, wobei….
Das sind übrigens auch noch so typische Baselbieter-Prawda Sätze, es geht um die Renovation der Kunsthalle. Da stellt ein Herr Heckel fest, die Candrian-Leute „wirken in ihren feinen Anzügen trotz der aufgesetzten Bauhelme fehl am Platz“.
Doch ihre Ausführungen sind präzise und fundiert.
Leute, so hat der Arnold B. Stampfli – Gott hab ihn selig – 1975 in eurem Teilvorgängerblatt „Basler Volksblatt“ geschrieben. Mit seiner Schreibmaschine.
Ich könnte jetzt noch fortfahren mit dem Titel: „Die Stadtbevölkerung ist gewachsen“. (Gegenüber der Landbevölkerung schon wieder um einen halben Kopf?) Oder mit dem anderen Titel auf dieser Seite, den ich schlicht nicht verstehe: „Museum legt enge Schlinge um Caterer“.
Kurzer Sinn der langen Schreibe: euer Blatt ist einfach schlecht.
Und täuscht euch mal nicht, gefühlt mögd ihr der BaZ ein paar tausend Leser abspengstig gemacht haben. Die realen Zahlen sehen jedoch ganz anders aus. Herr Somm hat sowohl die Abos als auch die Leserzahlen auf anständigem Niveau stabilisieren können, hört man.
Ich denke, über eher kürzer als lang fliegt ihr aus unseren iPads raus.
W.M. meint
„Herr Somm hat sowohl die Abos als auch die Leserzahlen auf anständigem Niveau stabilisieren können, hört man.“
Das liegt wohl daran, dass auf Abokündigungen nicht mehr reagiert und das Blatt unbeirrt weiter geliefert wird.
Timon meint
Aus „Die Stadtbevölkerung ist gewachsen“:
„An zweiter Stelle stehen die Inder. (…) Ebenfalls and Bedeutung gewonnen haben Asien , das übrige Europa und Nordamerika. “
M. M., Sie waren ja schon in Indien. Ist dieses Land nicht ein Teil von Asien?
Ach ja, so schlecht fand ich den Kommentar des Herrn Dählers heute nicht. Neue Ideen braucht die Region!