Morgen werde ich im Rahmen eines Workshops im Kloster Dornach einen Programmpunkt bestreiten. Das Thema – die demografische Entwicklung im Dorf.
Und die Chancen, die sich daraus ergeben.
Denn allgemein wird ja die sogenannte „Überalterung“ der Gesellschaft allein als (finanzielles) Problem betrachtet.
Ich sehe das überhaupt nicht so. Und überhaupt, was soll eigentlich diese Alterungsphobie? Die Alterung der Gesellschaft ist keine Last sondern eine Chance für neue Sichtweisen.
Die Erkenntnis könnte sich jetzt durchaus mal durchsetzen: Wir werden älter, weil wir immer länger gesund und fit bleiben. Und damit steigt auch die Lebenszeit, in der wir produktiv sein können.
Allerdings nicht so, wie es sich die paar wenigen Elite-Hochschulidioten in den Chefetagen vorstellen. Deren krankhaften Reorganisationsquatsch machen wir nicht mehr mit.
Weil wir keine Lust mehr dazu haben. „Ich möchte lieber nicht“.
Kürzlich meinten meine Krav-Maga-Kollegen – so um die Dreissig – (scherzhaft aber doch irgendwie vervorurteilt) ob ich denn überhaupt wisse, wie ein Computer funktioniere?
Ja, ja, die heutige Jugend.
Vor zehn Jahren sagte ich zu meiner Frau, sie war damals Parteipräsidentin bei der Dorf-FDP, sie könne alle Mitglieder, die keine E-Mailadresse hätten, schlicht vergessen.
Heutzutage gibt es noch ein paar weit Ü-80-Jährige, die keine E-Mailadresse besitzen.
Wir (älteren) Babyboomer haben uns mit Wordperfect, Atari-Spielen, Commodore-Konsolen herumgeschlagen, haben Psion- und Palm-Organizer genutzt, da haben die doch noch in die Windeln geschissen.
Mit unseren Kindern kommunizieren wir mit Threema.
Der Punkt ist, dass die Babyboomer noch auf Jahre hinaus das politische Geschehen (mit)bestimmen werden.
Uns wird man nicht los, in dem man versucht, uns als nur noch Kosten verursachenden Schrott zum alten Eisen zu werfen.
Weil wir diese Rolle nicht mitspielen werden.
Es ist ja keinen Dreissigjährigen weit und breit, der mit einem Blog die Baselbieter Politik auf Trab hält.
Weil die meisten Dreissigjährigen gar nicht wissen, wie man so einen Blog aufsetzt. Ganz zu schweigen von der Fähigkeit, hintereinander mehr als zwei Sätze schreiben zu können.
Schriftdeutsch.
Kürzlich las ich, dass 16-Jährige enorm Mühe bekunden, Billetautomaten zu bedienen.
Nein, um uns muss man sich keine Sorgen machen. Wir können das.
Ich kann auch dieses dummdreiste Geklöne um die Rentenfinanzierung nicht mehr hören.
Wir haben schliesslich nicht nur die AHV-Renten unserer Grosseltern und Mütter finanziert, die nie einen Rappen eingezahlt hatten, wir haben auch beim Stellenwechsel Millionen von Franken (Arbeitgeberanteil) in der jeweiligen Pensionskasse zurücklassen müssen, die den Guthaben der sesshaften Vätergeneration gutgeschrieben wurden.
Wir haben die Infrastruktur finanziert – Schulhäuser, Strassen, Schwimmbäder, Velowege, Kabelnetze, Kläranlagen, Mobilfunkmasten – auf die dieses Land weiter aufbauen kann, inklusive Gotthard-Basistunnel, der am Tag der Eröffnung auf Franken und Rappen bezahlt sein wird.
Meine Botschaft also: Wir werden in den nächsten Jahren nochmals so richtig auf die Pauke hauen, wie damals, 68.
Und mit unserer Sichtweise, Erfahrung, Einfluss, politischer Macht, mit unserem Spass am Leben, den finanziellen Möglichkeiten, unserer Neugierde auf Neues und so weiter und so fort, die Welt verändern.
Weil wir unabhängig und frei sind. Endlich wieder.
Und wenn wir genug von allem haben und der Körper partout nicht mehr will, treten wir ab.
Selbstbestimmt.
So, jetzt dreh ich mal so richtig den Jimmy Hendrix auf, der im Hintergrund läuft.
Nachtrag 11:15 Uhr: Eben ist eine Anfrage (per Mail) für die Teilnahme an einem Podiumsgespräch eingetroffen.
Yves Krebs meint
Ich finde wir haben wunderbare U30-Blogger in unserer Region. Beispiel gefällig?
http://www.jugendfuereinbasel.ch/blog
ein sonst stiller leser meint
Und dann fragt man sich, warum Fetz, Pegoraro und alle anderen Sesselkleber nicht zurücktreten wollen. Die wollen halt nochmals richtig angreifen. Oder eben auf die Pauke hauen.
h.s. meint
Immer die gleiche Leier, unsere ’68.er können es nicht lassen. Erst wussten die Alten nicht was richtig war. Nun die Jungen nicht. Die Realität hat diese Generation schon Lange aus den Augen verloren. Ihre Irre Schuldenwirtschaft womit sie diese tolle Infrastruktur bezahlt haben. Und die viele Gelder in die AHV sind gar nicht da. Die Infrastruktur verlottert.
Die nächsten Generation schaut bereits heute gegen ein AHV-Schuld von 1’000 Mia CHF an. Die heutigen Jugend darf jedes Jahr über die krankenkassenprämie die ’68-er mit 12 Mia. Querfinanzieren. Aus unsere BVG-Sparguthaben raubt man ca. 3 Mia. pro Jahr um an die grosste Generation zu geben. Alle Tendenzen steigend. Nur eine Tendenz nicht.
In Ihre Gloriejahre, haben Sie die staatsschulden aufgebaut, keine Reserven geschafft, sich selber bedient. Wir dürfen nicht nur ihre Schulden bezahlen, sondern sie schreiben uns vor nicht mehr auszugeben als eingenommen wird. Damit ist das Auskommen der „Citoyens“ durch die ’68-er 12% tiefer als in deren Gloriejahre.
Die Schulhauser für Ihre Kindern dürfen in verlotterte Zustand durch die Kindern der Jugend besucht werden. Dafür hatten Sie Kinderzulagen nicht in der Höhe von 200 CHF, sondern in heutige Franken von 450 CHF. Wir dürfen die Schulden ihre Pensionskassen bezahlen mit höhere Steuern, höhere Zugtickets und höhere Briefmarkengebühr.
Die Gewinnen des Schwarzgeld auf die Banken liegt nicht in ein Staatsfonds für alle Generationen sondern ist wegkonsumiert durch die ’68-er. Wir durfen die Bussen bezahlen für ihr verhalten. Die grösste aller Generationen wird sich tatsächlich weiter einmischen. Die Generation von Räuber wird so lange weiter rauben bis diesen Land leer ist.
Cornelis Bockemühl meint
Interessanter Punkt: Alterung als Chance für neue Sichtweisen! Und das vielleicht gerade darum weil man „Reorganisationsquatsch“ (=Profilierungs-Aktivismus) nicht mehr mitmacht und sich statt dessen so frei fühlt wie man tatsächlich auch ist??
Neue Sichtweisen schreibt man ja sonst eher der Jugend zu. Nicht zuletzt müssen wir Älteren ja permanent aussterben damit es auf der Welt Platz für Neues gibt!
Aber stimmt schon: Heute sind die Mechanismen, die die Jugend so früh wie möglich und so effizient wie möglich in ein streng autoritär organisiertes Korsett spannen – und zwar flächendeckend! – wohl so stark wie kaum jemals in früheren Zeiten. Das nennt man dann z.B. „leistungsorientiert“ und funktioniert so dass jeder kleine Furz von irgendeinem Vorgesetzten „bewertet“ wird. Was halt in erster Linie nicht unbedingt der Leistungssteigerung dient sondern der Machtsicherung eben dieses Vorgesetzten. Als ein Beispiel von vielen…
Trashbarg meint
Nur so am Rande, Sie schreiben ja auch selten zwei Sätze hintereinander. Dafür umso mehr Absätze.
Ansonsten gut gebrüllt Löwe, lassen wir die Sau raus und zeigen diesen Jungen wo der Bartli den Most holt!
M.M. meint
Ich mache derart viele Absätze zum einen, weil das so zu meinem Schreibstil geworden ist, aber zum anderen auch, weil sich so ein Text dann viel besser auf einem Smartphone lesen lässt.
Städter meint
Schöner Text, mit viel Wahrheit drin.