In Wahlkampfzeiten stellen Politiker ihr Gedächtnis auf tilt. Damit lebt es sich während den paar hektischen Wochen weitaus besser.
Weil man mit einer gelöschten Festplatte behaupten kann, was immer man auch will.
Und wenn man das, was man behauptet, fortwährend wiederholt, füllt sich der Gedächtnisspeicher in diesen Wochen mit Fantasien, mit denen es sich treffend politisieren lässt.
Das nennt man Selbsthypnose und wenn das alle tun, dann ist es eine kollektive.
Politiker konzentrieren sich ohnehin immer auf die Zukunft. Die ist immer blühend oder haben sie mal einen gehört, der gesagt hat: Leute, die Zukunft wird Scheisse, besonders im Baselbiet.
Eben.
Wen wundert’s also, dass die meisten Wahlslogan keinen Sinn ergeben. „Zukunft Baselbiet gestalten“ – sagt das bürgerliche „Regierungsteam“.
„Die Zukunft des Baselbiets gestalten“ wäre ein Satz, den man verstünde. Doch der Werber sagte „zuviele Buchstaben“ und strich sieben raus.
Origineller wäre gewesen: Zukunft. Baselbiet. Gestalten.
Mit der Zukunft hat es auch die SP: „Zukunft statt Abbau nur mit uns.“ Auch das soll mal einer verstehen. Zukunft statt Abbau? Zukunft statt Vergangenheit oder aufbauen statt abbauen – aber das ist zu konkret.
Ist ja egal.
Ich lese beim Vorbeifahren sowieso meistens „Abbau nur mit uns“. Der Rest geht bei Tempo fünfzig verloren.
„Love your Mother“ rufen uns die Grünen zu. Kann man machen.
Werber lieben Englisch, wenn es ihnen partout nicht gelingen will, eine langfädige Erklärung in einem prägnanten Slogan zusammenzufassen.
„Wir oder der Untergang“, das meinen sie tatsächlich – als Slogan ein Knaller.
Thomas Zweidler meint
Und die CVP röhrt: „Wir halten das Baselbiet zusammen“. Armes Baselbiet, das nur von der CVP zusammengehalten wird. Auch ohne CVP würde das Baselbiet nicht auseinanderbrechen!
Deren Slogan wäre besser: „Stets viel Neues von der CVP – immer wenn der Wind dreht.“
U. Haller meint
Es ist zwar etwas bissig, aber ein Körnchen Wahrheit steckt eben doch in Bismarcks bekanntem Diktum »Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.«
Niggi Ullrich meint
Schade um die guten Vorschläge von MM. Fast schon tragisch. Aber wer (zu) spät kommt, hat zwar oft recht, aber…