
Die Menschheit, zumindest in unseren Breitengraden, wundert sich immer an Ostern, weshalb sich die Leute diese Gotthardstaus antun.
Überhaupt was Herrn und Frau Schweizer und andere Niedergelassene, plus Kinder im Zwangsschlepptau, dazu bringt, an Ostern in den Süden fahren zu müssen.
Es gibt inzwischen einige psychologische Erklärungen für dieses Lemminge-Syndrom.
Ich füge eine weitere hinzu: Es hat etwas mit dem Sparkonto zu tun.
Nehmen wir an, sie hätten 4000 Franken auf ihrem Konto.
Sie möchten 500 Franken für „Irgendetwas“ ausgeben. Nebst der Vorfreude auf dieses „Irgendetwas“ schleicht sich jedoch diese vermaledeite Verlustangst ein – 500 Franken weg, dann habe ich bis nur noch 3’500 auf dem Konto.
Was wenn…
Kriege ich aber vom Staat mal auf die Schnelle 500 Franken, dann fällt es mir leicht, diese für „Irgendetwas“ auszugeben.
Der Kick „subito“ lässt man sich schliesslich nicht entgehen.
Auf dem Bankkonto wären die zusätzlichen Franken zwar nett, aber lägen dann dort ohne emotionale Wallung.
Sie wissen auf was ich hinaus will: Diese fünf Ostertage sind ein Feriengeschenk des Staates an alle Arbeitnehmer. Fünf Tage – das ist gefühlt eine zusätzliche Ferienwoche.
Was heisst: Ich kann eine Woche Ferien machen, ohne dass ich mein Erspartes, mein Jahresferienkontingent, angreifen muss.
Und weshalb verreisen die Leute, obwohl sie genau wissen, dass nicht nur am Gotthard Stau herrscht und an den Flughäfen das Chaos und überhaupt?
Weil Ferien, die wir zuhause verbringen, keine Ferien sind. Zum einen. Zum anderen – die Ostertage kann ich ja nicht mal kurz unter dem Jahr nachholen.
Entweder jetzt oder nie, lautet die Staatsferienregel.
Wer nicht verreist, so die Gefühlslage, verplempert dieser Gratistage für nichts.
Will man also den Stau am Gotthard und das übrige Gedränge sinnvoll verhindern, dann schafft man die staatlichen Feiertage ab, deren Sinn sowieso kaum noch jemand sieht.
Man überschreibt die Staatstage aufs individuelle Ferienguthabenkonto.
Fertig.
Dann kann jeder und jede samt Goofen verreisen, wann immer sie wollen.
Oder, als Gipfel des exotischen Feriengefühls, kann man einfach mal eine Woche stressfrei zuhause bleiben.
Weil man ja nicht immer weg muss.
PS: Nicht zu den Trotteln im Stau zu zählen – na ja, ist auch ein nettes Ostergefühl, gelle?
isaac reber meint
da ist auch nichts auszurichten, irgendwo ist das gewollt. ich habe ein paar schöne tage im berner jura ob dem bieler see verbracht, ein schönes wochenende in solothurn an der aare und einen schönen tag im (sissacher) rebberg, alles stress- und staufrei. es gibt durchaus gute alternativen, aber einige wollen an ostern einfach partout ins tessin fahren. da sag ich nur: machen lassen.
Urs Eberhardt meint
Du bist auf dem Punkt. Du hast recht. Aber Du hast keine Wirkung.
M.M. meint
Wer hat die schon?