Es ist ja immer alles im Fluss. Das gilt insbesondere für die Hildebrand-Blocher-Sarasin-SVP-Bankkundengeheimnisgeschichte. Vorgestern hätte ich noch nicht darauf gewettet, dass Herr Hildebrand im Amt bleibt.
Heute wette ich darauf.
Denn in dieser Sache geht es jetzt wieder um den Machtpoker zwischen ihm und Herrn Blocher, der es schon immer war. Doch in diesem Poker hat der inzwischen politisch angezählte Herr Blocher das schlechtere Blatt. Vor drei, vier oder gar zehn Jahren, wäre das noch anders gewesen.
Da wäre auch das Wirtschaftsestablishment gekuscht, hätte Hildebrand fallen lassen.
Doch jetzt, im Januar 2011, ist er uns seine Partei schwach wie nie in den letzten zwanzig Jahren.
In Zürich überholte ihn stimmenmässig gar eine junge Blondine aus einem hochsubventionierten Provinznest eine energische Nachwuchspolitikerin aus Winterthur. Sämtliche Wahlziele wurden wegen einer falschen Strategie des Chefstrategen klar verfehlt.
Herr Blocher ist angezählt. Und – er hat mehr offene Rechnungen mit dem Wirtschaftsestablishment als Herr Hildebrand.
Wenn einer wie er, der während vieler Jahre die Wirtschaftselite wie eine Gruppe von Schulbuben vor sich hergetrieben hat, angezählt ist, dann kennt das Leben keine Gnade. Da ist es in der Wirtschaftswelt ähnlich wie bei den Berggorillas in Bwindi-Wald: Irgendwann verliert der Silberrücken seinen letzten Kampf. Gegen die in die Jahre gekommenen Buben.
Und so wirkte er auch gestern Abend auf dem roten Sofa von Tele Züri. Angeschlagen, bei einem seiner letzten Kämpfe.
Verliert er den jetzt auch noch, dann lautet die Losung auch in der SVP nicht mehr, von Blocher lernen, heisst siegen lernen. Die Absatzbewegungen innerhalb seiner Partei sind augenfällig.
Das Wirtschaftsestablishment wird Herrn Hildebrand nicht fallen lassen, weder die Interessenvertreter der Banken, noch diejenigen der Exportwirtschaft. Wenn selbst Frau Leutenegger im Staatsrundfunk sagt, das sei jetzt nicht mehr Sache der Politik sondern der SNB, dann ist die Sache auch politisch gegessen. Dann gibt es auch keine politische Mehrheit für dessen Sturz.
Dieses „hätte er“, „moralisch zweifelhaft“, „wenig Fingerspitzengefühl“ und so weiter und so fort ist nur noch Buschtrommeln.
Es wird keine PUK und erst recht keine Sondersession geben. Herr Blocher wird Schiffbruch erleiden.
Und Herr Hildebrand? Ein Sonnyboy, der mal mächtig eins aufs Dach bekommen hat, ist danach ein viel zuverlässiger Partner. Keiner, der ganz oben angekommen ist, hält sich dort ohne Blessuren.
PS: Der Preis, den die Nationalbank für den Verbleib von Herrn Hildebrand bezahlen wird, lautet: Wir setzen das Währungsziel für den Schweizer Franken gegenüber dem Euro auf 1.30. Dann sind rundum alle zufrieden.
PS2: Dass die Weltwoche auch noch ihr Fett abbekommt, dafür sorgen die übrigen Blätter. Da sind auch noch einige offene Rechnungen zu begleichen. Mit Herrn Köppel. Und Herr Engeler geht jetzt in Pension.
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h.s meint
Obwohl auch ich den Meinung bin, dass Hildebrand sich halten wird, weil alles gerne Blocher eins auswischt, möchte ich doch bezweifeln ob dies richtig ist. Neuer Norm für unsere Spitzengarnitur ist gemäss Widmer-Schlumpf ob sie rechtliche Fehler begangen haben. Wenn es nur „moralische“ oder „karakterliche“ sind, gibt es kein Grund unkontrollierbaren zu entlassen. Noch für 20 Jahre war eben “ Zweifel an Moral und Karakter“ noch genügend. Dies Wertewandel bei die politische Führungsriege lasst tief in die Seele der Nation blicken. Ich glaube dass eben diese Wertewandel an der Spitze, grund ist für Littering, Graffiti und weitere Untaten. Wen nicht mal die exponenten des Staates eine höhere Latte angelegt kriegen als „Beweisbarkeit für dem Gericht“, wo sollen die kleinen dann Werte lernen?
interessant ist noch die Auffassung van PWC. Bei Börsengeschäfte gilt FIFO. Wenn ich also kürz für ein Börsenrelevante Mitteilung in gleicher Masse Aktien kaufen wie ich schon besitze und anschliessend sie wieder verkaufen ist dies kein indiz für Insiderhandel, da ich ja nicht die letztgekäufte mit gewinn verkaufen sondern die erstgekäufte.
Im weiteren ist nutzlich zu wissen dass wenn es um unser SNB-präsident und sein US-Frau geht, die Banken die konti weiterführen. Auch toll zu wissen dass Devisentransaktionen nicht im insidergesetz der Schweiz aufgenommen ist. Die Frage ist natürlich da mit dollar gehandelt ist, ob nicht der US-insidergesetzgebung angewandt werden muss. Und welcher einfluss hat dass auf unsere SNB. Letzlich stellt sich der Frage ob ein SNB-Präsident der sein Leben (gemäss Selbstdarstellung) auf 2 Länder (USA und Schweiz) stützt Zugang haben sollte zu Daten betreffende Schweizer private Banking.
Gotte meint
frau widmer hat die unterscheidung von rechtlichem und moralischem fehler im zusammenhang mit der rücktritts-frage gemacht. richtigerweise sagt sie: als spitzenbeamter gegen das gesetz verstossen geht gar nicht, dann sofort rücktritt, weil es dann nicht um einen „fehler“, sondern eben um eine „übertretung“ oder ein „delikt“ oder ein „vergehen“ oder ein „verbrechen“ geht. für einen fehler kann man sich entschuldigen, für eine rechtliche verfehlung wird man bestraft. ganz richtig hat frau widmer sodann ausgeführt, dass die rücktrittsfrage bei einem bloss moralischen fehler gegenstand der interessenabwägung sein muss. und im moment sind die verdienste und das können von herrn hildebrand einfach höher zu bewerten als das aus herrliberrg angezettelte affentheater. zur erinnerung: blocher hat, um nur ein klitzekleines beispiel zu nennen, schon mal für seinen sitznachbarn abgestimmt. von seinen neusten lügen um seine rolle im theater hildebrand wollen wir gar nicht reden, auch nicht vom erbunterschlager zuppiger. die null-toleranz-fallbeil-rhetorik ist lächerlich, ich gratuliere den politischen verantwortlichen, allen voran dem bundesrat, dass er in dieser sache rückgrat zeigt und sich nicht von medien und svp treiben lässt und medial applaudierte schnellschüsse produziert.
h.s. meint
@Gotte: Wenn ein Spitzenbeamte gegen ein Gesetz verstosst ist es kein grund ihm zu entlassen. Unmenge an Gerichtsurteile beweisen dass beamten regelmässig gegen Gesetze verstossen. Wir haben dafür Gerichte die dass korrigieren. Ein Beamte können Sie sogar nicht entlassen wenn er strafrechtlich schuldig wäre. Es gilt auch dann die Verhältnissmässigkeitsregel. Aber Frau Widmer-Schlumpf brauchte ein Argument. Für Herr Hildebrand gelten ganz hohe Normen, weil jeder Satz oder Handlung von Ihm auf den Markt interpretiert wird. Devisentransaktionen sind solche Handlungen. Daher auch den Verbot solcher für alles ausser persöhnliche Anschaffungen. Dieser Dollarankaufen diente nicht dazu. Mehr muss mann darüber nicht mehr sagen. Und gebe es den Bankkundengeheimnis nicht und der Markt wusste von Dollarankäufe durch Herr Hildenbrand wäre dies Relevant gewesen. Wenn sogar VR-mitglieder von borsenkotierte Unternehmen jede Transaktion melden mussen die Sie machen mit Anlagen ihrer Firma, hat Herr Hildenbrand ein sehr abwegiges Verständnis von seine Bedeutung. Daher muss er weg. Er begreift die Schwere seiner Funktion nicht.
Kaputt Mundi meint
Es ist doch widersinnig, ständig für Herrn H zu argumentieren, nur weil Herr B gegen ihn ist. Oder weil Herr B ja auch schon. Oder weil Herr H ja angeblich so toll ist in der Ausübung seines Amtes. Die Frage ist: Hat Herr H als SNB Präsident korrekt gehandelt oder nicht? Klar ist Herr B Partei in dieser Sache. Vielleicht ist er sogar Akteur. Aber die Sache mit Herrn H stinkt trotzdem.
Wird es Konsequenzen haben für Herrn H? Rücktritt eher nein. Denn er ist von einer Mehrheit geschützt. Erpressbar eher ja. Denn viele haben nun das Messer auf der richtigen Seite gegen ihn, weil sie ihn schützen können.
Markus Saurer meint
Genau. Jetzt ist die Gefahr noch grösser, dass die SNB auch noch höhere €-Kurse erwirken wollen wird … wie das ja fast alle unreflektiert verlangen. Die SNB, jahrelang das Vorbild an notenbänklicher Unabhängigkeit, ist gefährdet. Hildebrand muss weg.
Henri meint
Es erscheint mir reichlich unangebracht, wenn ausgerechnet Frau Widmer-Schlumpf sich dem Thema Moar auch nur auf 100m nähert.
Hätte sie das, was sie mit Ihrem Parteipräsidenten und den anderen Parteien gemacht hat, in einer Firma gemacht, wäre sie fristlos entlassen und vom Sicherheitsdienst zum Tor begleitet worden.
Dies meine 5 Rappen zu Thema Moral und Widmer-Schlumpf.
Henri meint
Sollte heissen:
Es erscheint mir reichlich unangebracht, wenn ausgerechnet Frau Widmer-Schlumpf sich dem Thema Moral auch nur auf 100m nähert.
Andreas Kyriacou meint
Die relevante Frage ist doch eher, wie lange sich der andere noch wird halten können. http://istblochernochimamt.ch gibt darüber zeitnah Auskunft.
Liberopoulos meint
In Blocher we trust. Er hat eine neue Mission gefunden. Einer gegen Hildebrand. Im übringen frage ich mich wen Blocher all die Jahre vor sich hergetrieben haben soll, den anderen ist ja schon lange der Schnauf ausgegangen.
Markus Saurer meint
M.M. auf der orthodoxen Linie… naja, kann man ja auch mal entschuldigen. Aber was ihre Wette anbelangt, werden Sie diese mit Sicherheit verlieren. Hildebrand wurde als Schaumschläger nach oben gespült. Und da hätte er jetzt besser mal auf Bescheindenheit gemacht. Wetten?
Blacky meint
Wie bitte: Urs P. Engeler soll in Pension? Und ich dachte immer, er solle ab März die BaZ-Inlandredaktion verstärken. Der diesbezügliche Informant wollte mir leider kein Interview geben…
M.M. meint
Aha, wenn Blacky das sagt….
Im Ernst – er wollte sich vor zwei Jahren pensionieren lassen und hat dann auf gut zureden von Köppel verlängert.
Wir können trotzdem gespannt sein, nach dieser Info.
C.P. meint
Nun, vorerst geht wohl der „Kampf der Titanen“ in eine weitere Runde. H.H. vom Herrliberg wird um 16h, also exakt 24Stunden nach Hildebrand eine Pressekonferenz abhalten…Herr Köppel und Herr Blocher werden ihre Empörung über den „Spektulanten“ und Gauner wortreich „erläutern“. Herr Blocher wird alle seine verflossenen Sünden in Hildebrand „austreiben“ und ihn zur Schnecke machen wollen. Mal sehen….
Liberopoulos meint
Das waren alles keine rechten SVP’ler welche die Blondine gewählt haben. Ein richtiger SVP’ler vertraut nur auf Blocher. Die verlorenen 3 % Wähler waren von dem her sicher auch keine rechten SVP’ler, auf die kann man getrost verzichten. Comprende ?!