Was hat den Mann nur geritten, habe ich mich nach der Lektüre des „Leitartikels“ von BaZ-Chefredaktor Marcel Rohr gefragt.
Was hat ihn nur geritten, über Beat Jans eine solch geballte Ladung Unsinn zu schreiben?
Peinlichen Unsinn, dabei hat er es nur gut gemeint.
Oder?
Wäre da nicht sein sprachliches Unvermögen.
Das fängt schon beim Titel an: „Und Beat Jans wäre als Bundesrat eben doch gut für Basel!„
„Eben doch“? – eine beabsichtigte Relativierung?
Der Einstieg: Weil Rohr sich und den Gegenstand seiner Betrachtung im zweiten Teil seines Aufsatzes aufplustern will, muss er Jans zuerst in die Knie zwingen.
Mit Sätzen, die er anderen unterstellt, die jedoch aus seiner begrenzten Fantasie entfleucht sind:
- Beat Jans hat niemals die Ausstrahlung von Alain Berset.
- Beat Jans hat im Präsidialdepartement in Basel drei Jahre lang nichts bewirkt.
- Beat Jans wäre als neuer Schweizer Gesundheitsminister völlig überfordert, das könnte sogar sein Basler Amtskollege Lukas Engelberger besser.
- Beat Jans kann zu wenig gut Französisch.
- Beat Jans wirkt bünzlig, er ist durch und durch ein linker Ideologe, engstirnig und verbohrt.
Den Gipfel des fantasierenden Unsinns erreicht Rohr mit Behauptung:
Beat Jans erhält keinen Support der Basler Wirtschaft. Beat Jans erhält keinen Support der Basler Wirtschaftsverbände, sie hätten halt Eva Herzog lieber.
Wer in Basel oder sonst wo hat je derartiges über Jans gesagt? Oder ist das ein Argument für die Wahl von Eva Herzog?
Und überhaupt: Nur total bescheuerte Kommunikatoren wiederholen lang und breit die Totschlagargumente des Gegners.
Einen rechten Haken verpasst Rohr dem Kandidaten – wir sind noch immer beim Einstieg – mit der Feststellung:
Selbstverständlich darf man ein Fragezeichen hinter den Politiker Beat Jans setzen, hinter der unverständlichen Strategie der SP muss man es sogar.
Rohr schreibt nicht, „darf man Fragezeichen“ setzen, er schreibt „ein Fragezeichen“, was nun mal die stärkste Form von Fragezeichen setzen bedeutet, weil mit dem Singular grundsätzlich gemeint ist.
Und dann kommt die Linke: Jans auf dem Ticket – eine unverständliche Strategie der SP, „die man hinterfragen muss.“
Die Bürgerlichen werden sich über diese Bestätigung ihrer Meinung aus Basel freuen.
Aber eben, die Dramatik der Negativismen dient einzig dazu, Jans in der zweiten Hälfte der Rohrschen Betrachtung umso stärker strahlen zu lassen.
Was gehörig abverheit.
Dass Rohr, obwohl Lokalchef der grössten Tageszeitung Basels, ganz offensichtlich wenig Ahnung hat, zeigen die vermeintlichen Pluspunkte.
Um nicht auszuufern, beschränken wir uns auf zwei Sätze.
Nr. 1:
Im Basler Präsidialdepartement hat er eine konsequente Klimapolitik vorangetrieben, die Basel vom Rest der Schweiz unterscheidet und bald als Blaupause für das ganze Land gelten wird.
Ist das jetzt so gemeint: Am fortschrittlichen Basler Wesen mag die rückständige Schweiz genesen? Oder ist das ein hämischer Gruss an die Bauernlobby?
Die weiteren Aufzählungen zeigen, dass Rohr offenbar keine Ahnung hat, was Jans in Sachen Klybeck geleistet hat. Er hat wahrscheinlich noch nie davon gehört, dass Jans bei der Digitalisierungsstrategie des Kantons federführend ist und er eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Freiburg und Mulhouse vorangetrieben hat.
Zum Beispiel.
Die übelste Stelle seines Leitartikels ist jedoch der Satz Nr. 2:
Im Nahostkrieg zwischen Israel und den Hamas agierte er im Oktober zögerlich, was ihm die Juden in Basel übel nahmen. Doch auf dem Weg nach Bern spielte das eine marginale Rolle.
Nicht genug damit, dass er diesen Quark nochmals breit treten muss, er hätte nach „zögerlich“ einfach einen Punkt setzen können.
Aber nein, da musste unbedingt noch die Befindlichkeit der Juden rein – „sie nahmen ihm das übel“.
Der Havardsche Kontext, um ein aktuelles Bild einzubringen, dieses „übel nehmen“, ist wohl allen klar.
Was den Chefredakteur nicht daran hindert, mit dem nächsten Satz bekannte Stereotypen zu bedienen: Juden spielen nur „eine marginale Rolle“, was kümmert uns also deren Befindlichkeit auf dem Weg an die Macht.
Ein antisemitischer Satz, wo der Schreiber sagen wird: Das habe ich aber so nicht gemeint!
Doch etwas Humor muss schon noch sein. Mein Lieblingssatz: „Mit 59 Jahren steht Jans im Zenit seines Schaffens.“
Super Bild, es geht von jetzt an nur noch abwärts, lol.
Am Schluss sucht Rohr etwas verzweifelt nach einer Kurve, mit Nabelschau und Pathos glaubt er sie gefunden zu haben:
…es für das Prestige und das Selbstvertrauen einer Stadt nur von Vorteil, wenn Beat Jans in die politische Königsklasse gewählt würde.
Wobei: es bitzeli Pathos darf es schon sein.
Statt mit einer fiktiven Gemütslage zu enden, hätte Rohr schreiben können: „Die Kandidatur des Basler Regierungspräsidenten Beat Jans ist das unverbrüchliche Bekenntnis des Stadtkantons zur Eidgenossenschaft.“
Das hätte man jenseits des Juras verstanden.
Phil meint
Dass Rohrs Geschreibsel irgendjemanden in Bern beeinflussen könnte, würde voraussetzen, dass dieser irgendjemand ennet des Jura die BaZ liest.
Prädikat: eher glaube ich an den Santiglaus.
M.M. meint
Stimmt, die Baz wird in Bern nicht (mehr) gelesen. Doch der Rohr-Kommentar macht die Runde.
HKBB-Präsidentin und Nationalrätin Schneider-Schneiter sah sich gezwungen, noch am Samstagmorgen auf X Jans den Rückhalt ihres Wirtschaftsverbandes zu versichern.
Ich weiss aus Rückeldungen, dass der Rohr-Kommentar in weiten Kreisen grosse Verärgerung ausgelöst hat.
U. Haller meint
Habe mich auch grün und blau über dieses Geschwurbel geärgert.
Und noch dies: Als dekadent hat er die Feier für die Ständeratspräsidenin und den Nationalratspräsidenten im BaZ-Podcast vom 23.11. bezeichnet. Das hat ihn aber nicht daran gehindert, am Galadiner im Stadtcasino persönlich teilzunehmen. Das nennt man
Wasser predigen und Wein trinken. Widerlich.
Franz Bloch-Bacci meint
Wenn mann sich den Schurni-Lohn mit Naturalien aufbessern kann….
Andreas meint
ich bin eigentlich wegen der Linzertorte hier… .
Anyway: en Guete!