Hinter den Kulissen herrscht bei den Bürgerlichen derzeit eine gewisse Hektik, gespeist von einer noch grösseren Nervosität.
Die beiden Traditionellen unter den Bürgerlichen Parteien, die FDP und die CVP, müssen ernsthaft damit rechnen, dass sie am 25. Oktober ohne Vertreter in der Regierung dastehen werden.
Ein solches Ergebnis wäre das nächste grosse Basler Erdbeben seit 1356, weil die politische Landschaft des Stadtkantons mit einem solchen Wahlausgang auf Jahre hinaus eine völlig andere wäre.
Die beiden Parteien haben denn auch allen Grund, sich ernsthaft mit einem Ausscheiden aus der Regierung auseinanderzusetzen: In den eidgenössischen Wahlen vom letzten November kam die FDP auf einen Wähleranteil von noch 6%, fast vier Prozent Verluste, und die CVP rutschte gar unter die fünf Prozent-Marke: 4.6%.
Demgegenüber legten die Grünen um 6,5% zu und erreichten 17.7%, genügend Stimmen also, um Anspruch auf einen zweiten Sitz in der Regierung zu erheben.
Nun gut, lokale Wahlen folgen etwas anderen Spielregeln als nationale Ausmarchungen.
Doch derzeit spricht nichts dafür, dass die Grünen im Herbst zu den Verlierern zählen könnten.
Weshalb die Parteipräsidien der LDP, FDP, CVP und SVP in Gespräche eingestiegen sind, wie sie ihre Kräfte bündeln könnten. Wobei es dieses Mal, so hört man, wenig Geschmäcklerisches in Sachen SVP geben soll.
Besonders von der schwächsten Partei im Umzug, der CVP.
Die Übungsanlage, von der in den vier Parteien-Gesprächen offenbar ausgegangen wird, weil sie alternativlos scheint: Die Bürgerlichen treten mit vier Kandidaten an, mit Conraden Cramer (LDP), Baschi Dürr (FDP), Lukas Engelberger (CVP) und ….. Joël Thüring (SVP).
Im Jahr 2020 mit vier Männern also.
Weil die drei Traditionellen mit ihren Bisherigen antreten müssen (alternativlos eben) und die SVP niemand anderen, zumindest theoretisch wählbaren hat als Joël Thüring.
Ein moderater SVPler, wie er als Grossratspräsident nach links und rechts gezeigt hat.
Während die FDP und die CVP gar nicht anders können, als den Schulterschluss mit der SVP zu suchen, hätte einzig die mit 15.3% inzwischen stärkste bürgerlichen Kraft, die LDP, die Alternative des Alleingangs.
Conradin Cramer kann man im Gegensatz zu Engelberger und Dürr als gewählt betrachten. Auch ohne die Stimmen aus dem SVP-Lager.
Weshalb die Überlegungen bei der LDP dahin gehen könnten, bei den Regierungsratswahlen alleine zu marschieren (Listenverbindungen sind bei den Grossratswahlen ohnehin nicht möglich) und sich aus einer Position momentaner Stärke als „Die anständigen Bürgerlichen“ zu positionieren.
Weil es längerfristig durchaus in deren Interesse sein kann, wenn es im bürgerlichen Lager zu einer Bereinigung käme, d.h., wenn in einem ersten Schritt die CVP marginalisiert würde.
Die Partei kann auch gut ohne FDP in der Regierung leben, weil sie in einer von den Grün-Linken dominierten Regierung ihr bürgerliches Profil konkurrenzlos schärfen kann.
Zumal niemand ernsthaft davon ausgeht, dass der SVP dieses Mal der Sprung in die Regierung gelingt.
Für die SP bedeutet diese Ausgangslage, dass sie mit vier Kandidaten antreten muss: Mit zwei Männern und zwei Frauen.
Alternativlos
Weil das bürgerliche Lager als ernsthafter Gegner wegfällt, kann sie es nicht zulassen, den Grünen quasi kampflos einen zweiten Sitz zu überlassen, respektive – worst case für die SP -, dass die Basta in die Regierung einzieht.
Die Gegner der verbürgerlichten SP sind neu die Links-Grünen.
Gregor Stotz meint
Und wo ist jetzt Frau Gautschi in diesem Szenario?
M.M. meint
Out.
Frauen werden bei den Bürgerlichen nur nach vorne geschubst, wenn‘s nichts zu gewinnen gibt.
gotte meint
einer, der, wäre er hier geborener secondo, gemäss dem eigenen parteiprogramm nach dem griff in die parteikasse ohne zweite chance ausgeschafft worden wäre soll regierungsrat werden. klar, kann mann machen.
Urs Eberhardt meint
Dank heigisch, Gotte!