Weil diese Woche die Herbstsession begonnen hat, kann man durchaus mal einen Blick auf die eidgenössischen Wahlen vom nächsten Jahr werfen.
Und sich mit dem politisch erfolgreichen Hassobjekt des Baselbieter Politbiotops beschäftigen: Elisabeth Schneider-Schneiter.
Denn um es vorwegzunehmen: Das Auffälligste an ihr, die seit acht Jahren für die CVP im Nationalrat sitzt, ist die tiefe Abneigung, die ihr permanent entgegenschlägt. Partei- und geschlechtsunabhängig, also querbeet.
Das habe ich so noch selten erlebt.
Die kollektive Abneigung, die auch mal in blanken Hass umschlägt, kann man als ihre «unique selling proposition» bezeichnen. Weshalb sich niemand darüber wundern würde, hätte sie ihre Karriere unter den Landsknechtspruch «Viel Feind, viel Ehr» gestellt.
Das geflügelte Wort hat bekanntlich seinen Ursprung in der Schlacht von Vicenza, wo Georg von Frundsberg 1513 das zahlenmässig überlegene venezianisches Heer vernichtend schlug.
Weil einige ihrer Kritiker ob ihrer Wallungen doch etwas irritiert scheinen, versuchen sie diesen mit scheinbar rationalen Erklärungen beizukommen.
Beispielsweise indem sie sagen, die Schneider-Schneiter sei alles, nur nicht bürgerlich, also links.
Was angesichts ihrer Funktionen als Präsidentin der Handelskammer und als Vorstandsmitglied von Economiesuisse etwas lächerlich scheint.
Wem die Argumente ganz ausgehen, stochert in alten Wunden: Wegen ihres Engagements für die gescheiterte Fusions-Initiative wird sie unbaselbieterischer Umtriebe bezichtigt.
Ja, die Frau ist konsequent flexibel.
Und gilt deshalb in Bern als bestvernetzte Mehrheitsbeschafferin.
Was man als Kompliment auffassen kann.
Schliesslich gehts in der Hauptstadt um nichts anderes als ums Zimmern von Mehrheiten.
Dass sie als Bundesrats-Kandidatin gehandelt wird – na ja, das pusht sie vor allem selber.
Seis drum. Fakt ist, dass die nach gängigen Kriterien erfahrenste Bundespolitikerin keine Chance hat, als Ständeratskandidatin der bürgerlichen Parteien den 2007 an die SP verlorenen Ständeratssitz zurückzuholen.
In einem gemeinsamen Kraftakt.
Weil die SVP, von ihr ganz realistisch eingeschätzt, null Wahlchancen hat, einen der ihren durchzubringen, hat sie das Feld grosszügig der FDP überlassen.
Daniela Schneeberger, rechts der Mitte politisierend, und der als liberal apostrophierte ewige Hoffnungsträger Balz Stückelberger gelten deshalb seit Wochen als die letztverbliebenen Kandidaten.
Seither spielen sich die beiden gegenseitig den Ball zu.
Während sich Stückelberger, bar jeglicher Erfahrung im Berner Parlamentsbetrieb, doch, weil Mann, trotzdem ohne die geringsten Bedenken sich versiert genug fürs Amt hält, plagen Daniela Schneeberger grosse Selbstzweifel.
So wie immer.
Weil der beiden liebste Lösung, ein Jobsharing, halt nicht geht, werden die politischen Turteltäubchen wohl irgendwann eine Münze hochwerfen müssen: Kopf oder Zahl?
Wenn wir diese Ausgangslage vor Augen haben und mal alle nicht wie sonst in Schnappatmung fallen, dann muss man nüchtern festhalten, dass von den Dreien Elisabeth Schneider-Schneiter die Kandidatin mit dem besten Leistungsausweis für das Amt wäre.
Aber eben.
So wird halt der Baselbieter Ständeratssitz noch für viele weitere Jahre von einem Sozialdemokraten besetzt.
Nussbaumer wird, entgegen der verbreiteten Erwartung, die Lifestyle-Bäuerin Graf im zweiten Wahlgang schlagen.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 12. September 2018
Sissacher meint
Nein, ich glaube nicht, dass Nussbi es bei diesem Versuch schaffen sollte. Wär ja was ganz Neues. Maya Graf kriegt Stimmen aus dem ganzen Politspektrum, ist bekannt wie ein bunter Hund und kann parteiübergreifend arbeiten. Sie solle danach vom Ständerat direkt in den Bundesrat wechseln.
Observer meint
Den Drehflügelprofiteur und -lobbyisten Nussbaumer haben wir gesehen. Den Geografen Reber, von Beruf Mitschwimmer, haben wir gesehen. Frau Graf, die Landliebe, haben wir nun wirklich gesehen. Praktisch alle haben wir lange, sehr lange schon gesehen.
Bringold Margareta meint
Ja und? Alle drei haben wir schon einige Jahre gesehen, aber ich mag die drei durchaus noch ein paar Jahre länger auf dem Politparkett sehen. Nussbaumer macht als Nationalrat einen guten Job. RR Reber zeigt als „Mitschwimmer“ Ausdauer. Mit dem Kollegialitätsprinzip ist für ihn wohl nicht mehr möglich. Und NR Graf würde als Ständerätin die Standesinteressen des Kantons vertreten. Sie wird von einem grossen Teil der Bevölkerung akzeptiert.
Sissachr meint
Ich sage nicht, dass Eric seinen Job nicht gut macht – im Gegenteil! Ich halte viel von ihm – aber in den Majorzwahlen hat er’s meist recht schwer!
Observator meint
Sehr treffend, alles, über die Schneider-Schneiters-Stückelbergers und Schneebergers dieser überschaubaren (übersehbaren) Welt. Zum Glück alles Namen, die nach Kurzaufenthalt im Rampenlicht keiner mehr nennt. Trifft sich gut, Ihre Glosse: eben erfahren wir, dass die Benkner Streberin nun noch ihr eben politmatur gewordenes Töchterle pushiert. Henusodenn, forza!