Es grenzt an eine fast schon krankhafte Realitätsverweigerung, wenn man im Kanton Basel-Landschaft „bürgerlich“ mit „haushälterisch“ gleichsetzt. Die bürgerliche Mehrheit hat gestern im Landrat einmal mehr sehr deutlich vorgeführt, wer in Finanzfragen das Sagen hat: sie.
Man kann hier die treffende Bezeichnung von Herrn Blocher für die Macher dieser Klüngelpolitik einschieben: classe politique.
Bis zum 31. März verweigern sich die Bürgerlichen jeglicher Diskussion um das einzig wirklich interessante politische Thema im Kanton Basel-Landschaft: die Sanierung der Kantonsfinanzen.
Deshalb freuen wir uns, die „Katze im Sack“ zu kaufen, wie Urs Buess heute in der Basler Zeitung schreibt. Aber es ist eigentlich viel einfacher: Die halten uns zurecht für blöd.
Denn am Resultat der nächsten Regierungsratswahlen wird sich nichts ändern: die Bisherigen werden alle wieder gewählt.
Also was soll’s. Nicht mal die zwei, drei Sitze, die zwischen den Bürgerlichen herumgeschoben werden, werden etwas ändern.
Warum auch.
Das Baselbiet ist – ja was denn? Eigentlich nichts, hat die NZZ letzte Woche festgestellt, ein Kanton ohne Identität.
Ein Regierungsrat des Stadtkantons meinte kürzlich zu mir, er begrüsse es, wenn Verhandlungspartner eine eigenständige Position vertreten. Dann könne man auf Augenhöhe Gespräche führen. Aber mit den Baselbieter Regierungsräten sei äusserst mühsam zu verhandeln, weil die dauernd ihren Minderwertigkeitskomplex gegenüber der Stadt vor sich her tragen.
Die Leserbriefschreibe aus Zunzgen (respektive vom Abstimmungskomitee zugeteilt) zum Theater: ja genau so ist es.
Urs Buess macht heute in der BaZ einen Vorschlag für parteiunabhängige Citoyens: Schreibt irgendeinen wählbaren Kandidaten auf den Wahlzettel und provoziert damit einen zweiten Wahlgang, weil das absolute Mehr erhöht wird.
Der fände nach dem 31. März statt. Dann hätten wir im Baselbiet tatsächlich mal spannende Wahlen.
h.s. meint
Urs Buess kann ich nur unterstutzen. Schreiben sie auf Ihr Wahlzettel 5 Namen. Nur nicht die von die 5 Regierungsräte. Nochmals ein Vorschlag: Manfred Messmer (Arlesheim), Siro Imber (Allschwil), Siegfried Heinzl (Reinach), Monika Ribar (Binningen), Isaac Reber (Sissach)
M.M. meint
Starten wir also die Aktion DENKZETTEL. Das ist ein Wahlzettel mit fünf wählbaren BürgerInnen aus dem Kanton Baselland, die nicht in der Regierung sitzen. Das gibt jedes Mal fünf Stimmen gegen das tiefe absolute Mehr.
Das sind fünf Stimmen für einen zweiten Wahlgang.
Ähem – ich will nicht Regierungsrat werden. Ich bin zu alt.
quer meint
„Das Baselbiet ist – ja was denn. Eigentlich nichts,…“
Treffer! Das ist der Schlüsselsatz. In der Tat findet der Halbkanton BL als eigenes Fundament nur den Trotz vor. Und auf solchen Fundamenten läßt sich nunmal keine Politik gestalten. Egal, ob links oder „bürgerlich“. Wer als Basis das „Nichts“ hat, wird auch nichts gestalten können.
Ein roter Faden, der sich durch die gesamte Existenz von BL zieht. Schon deshalb sollte BS das ganze Konglomorat am langen Arm verhungern lassen.
Allerdings: Sobald die in BL ihren Trotz besiegen und sich zur Vernunft durchringen können, wird in einem wiedervereinigten Kanton beider Basel die rot-grüne Herrlichkeit ihr Ende finden.
Und das findet die Linke grauslich.