Ist ja nun wirklich kein Problem, dieser Umstieg von der Atomwirtschaft auf die erneuerbaren Energien. Die gibt es in Hülle und Fülle. Man muss sie nur nutzen.
Und so weiter uns so fort.
Das Einzige, was offensichtlich beim Umstieg stört, ist der Mensch.
Nein, es sind nicht die Bosse der Stromfabriken (männlich), nein, nicht die verbohrten bürgerlichen Politiker (männlich), nein, nicht die bösen Lobbyisten (männlich).
Es sind die ganz normalen Bürger, die ihren Abfall sortieren und lautstark protestieren, Atomenergie sei UNVERANTWORTLICH!
Zum Beispiel die Leute von Kaiseraugst.
Dort will die Axpo ein Holzkraftwerk bauen. Und was haben die Leute? „Angst vor dem Holzkraftwerk“, (Titel im Lokalblatt). Die Leute fürchten den Feinstaub, der vom Erneuerbareenergiekraftwerk erwartet wird.
Der erzeugt Lungenkrankheiten und Krebs.
16 Einsprachen sind erfolgt, weil das Dorf schon genug belastet sei. „Wir wollen, dass Kaiseraugst wieder bewohnbar wird“ (Frau).
Nun wird sich ob dieser Aussage ja jeder die Augen reiben, wenn er denn die Lust verspürte, morgen in Kaiseraugst vorbeizuschauen.
In der Schweiz fallen pro Jahr 700’000 Tonnen Altholz, zwei Millionen Tonnen Energieholz und mehrere Hunderttausend Tonnen Grünschnitt an. Damit liessen sich mehrere Holzkraftwerke speisen. Stellt die Axpo fest.
Und, ist zu ergänzen, das Holzzeugs wächst dauernd nach. Erneuerbar eben.
Pro Tag sind es 13 zusätzliche Fahrten fürs Holzkraftwerk, bei rund 10’000 Fahrten durchs Dorf überhaupt. Die haben ja alle ein Auto.
Ja und dann ist es noch so, dass man mit diesem Holzkraftwerk Strom für 2’200 Haushalte produzieren kann und mit der Abwärme 4’100 Haushalte heizen könnte.
Ein ähnliches Projekt in Bischofszell ist kürzlich am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. In Kaiseraugst wird das wahrscheinlich auch der Fall sein.
Aber wie gesagt, Null Problemo, dieser Ausstieg aus der Kernkraft.
Null Problemo, dieser Umstieg in die Erneuerbaren. Auf dem Papier und in den Parteiprogrammen.
LINDER meint
Man muss ja nur mal die Wirtschaftspresse lesen und mitverfolgen, wie der schweiz. Solarindustrie-Zulieferer Meyer Burger mächtig Geschäfte mit Asien (insb. Indien und China) macht. Und das mit Ländern, die sicherlich nicht einfach Geld und Subventionen aus dem Fenster werfen. Auch wenn es derzeit noch staatliche Förderprogramme braucht; Wenn man sich so verhalten würde, wie die Ewiggestrigen, dann würde man den Zug verpassen und die Chinesen werden das Rennen machen.
PS. Das mit dem Holzkraftwerk Kaiseraugst ist typisch und lässt sich auch ‚copy-paste‘-mässig auf andere Dinge übertragen, z.B. beim Verkehr. Selber hat man in den schönen Vorortsgemeinden Basels zwei Autos in der Garage, möchte natürlich gerne mit grünen Umfeld wohnen dürfen, und erachtet es fast als Menschenrecht, damit in die Stadt zu fahren. Aber wehe, es baut jemand ein Haus vor sein eigenes Häusschen und man sieht den Wald nicht mehr….oder eine Umfahrungsstrasse würde in akustischer Nähe seines Eigenheims plaziert werden. Oder man könnte nicht einfach mehr gratis in der Stadt parkieren. Dann würde Zeder und Mordio geschrien..
Martin Müller meint
Und, ist zu ergänzen, das Holzzeugs wächst dauernd nach. Erneuerbar eben.
Chabis. Oder haben Sie etwa schon ganze Bäume schon nur zum Kamin einer Holzschnitzelzeizung heausfliegen sehen?
Die einzigen erneuerbaren Energien sind Wasserkraft und Erdöl (wobei es bei Letzterem einfach ein wenig zu lange dauert). Alles andere sind regenerative Energieformen. Bestenfalls.
Martin Müller meint
Also der erste Satz wäre ein quote gewesen…
Guntram Rehsche meint
Mit der Bemerkung, «Erdöl sei neben Wasserkraft die einzige erneuerbare Energie» machen Sie sich schlicht lächerlich.
Die einzig wirkliche Erneuerbare Energie, oder meinetwegen regenerative, ist die Sonennenergie – von der sich ja auch Wind- und Wasserkraft ableiten.
Die Sonne schickt rund das 10’000fache der Energiemenge jährlich zur Erde, die wir effektiv brauchen. Und das für die nächsten 4 Millionen Jahre. Hat da noch jemand was gesagt von «nicht erneuerbar»? Für uns und unsere Ur-, Ur-, Ur-, Ur-, Ur-, Ur-, Urenkel reicht es allemal!
Eusebius meint
nachts, wenn die Sonne nicht scheint, zapfen wir ganz einfach den Mond an.
Wahrscheinlich habe ich den Guntram falsch verstanden. Er wollte sich doch nie mehr mit M.M. „befassen“, weil nach eigenen Angaben zu….
Guntram Rehsche meint
Schauen wir doch mal in die weite Welt – und zu der gehört die Schweiz bekanntlich auch. Was da so läuft bezüglich der Erneuerbaren, wurde diese Woche publik und diese Fakten sprechen eine andere Sprache: Das globale Politnetzwerk REN21 zeigt in seinem jüngsten Bericht, dass das weltweite Interesse an erneuerbaren Energien ungebrochen ist. 2010 sind demnach erstmals mehr Photovoltaik-Anlagen als Windräder ans Netz gegangen.
Die große Nachfrage nach erneuerbaren Energien hält weltweit an. Im vergangenen Jahr haben Photovoltaik, Wind, Biomasse und Wasserkraft etwa 16 Prozent des globalen Energieendverbrauchs abgedeckt, wie der jüngste Bericht des globalen Politnetzwerks Renewable Energy Policy Network for the 21st Century (REN21) zeigt. Dies sei umso erstaunlicher, da es im vergangenen Jahr weiterhin eine wirtschaftliche Rezession, sinkende Marktanreize für Erneuerbare und niedrige Erdgaspreise gab. Dennoch seien die regenerativen Energiequellen weiter ausgebaut worden und erreichten mittlerweile ein Viertel der gesamten Stromproduktionskapazität.
Besonders bei der Photovoltaik verzeichnete REN21 dabei enorme Zuwachsraten. Die Photovoltaikmärkte hätten sich verglichen mit 2009 verdoppelt. Allein in Deutschland seien im vergangenen Jahr mit 7400 Megawatt mehr Photovoltaik-Leistung installiert worden als weltweit im Jahr 2009. Auch die Photovoltaik-Märkte in Japan und den USA hätten sich nahezu verdoppelt. Als Gründe für diese Entwicklung führt REN21 die stetig sinkenden Preise für Photovoltaik-Module sowie die umfangreichen staatlichen Anreizprogramme zur Solarförderung an. Erstmals seien in Europa so auch mehr Photovoltaik-Kapazitäten ans Netz gegangen als Windkraftanlagen. Beim globalen Zubau domierte 2010 aber auch weiterhin die Windenergie, gefolgt von Wasser- und Solarenergie.
Aber es ist schon so – die ewigen Skeptiker lassen sich auch durch Fakten nicht überzeugen. Erstens kennen sie sie meistens nicht. Und zweitens erweisen sie sich als faktenresistent.
Patrix meint
Nachfrage != Praxistauglichkeit. Was passiert wohl wenn die staatlichen Anreizprogramme wegfallen?
Guntram Rehsche meint
Schon mal davon gehört, dass die Einspeisevergütungen (KEV) in allen Ländern eine (zwar unterschiedliche) Degression kennen? M.a.W. wird die Vergütung regelmässig gesenkt. Bestes Beispiel die KEV für Photovoltaik in der Schweiz, die in den beiden letzten Jahren über das gesetzlich vorgesehene Mass hinaus jeweils um 18% gesenkt wurde. Nochmals m.a.W. die KEV-Lösung ist eben genau darauf angelegt, auszulaufen, in den meisten Ländern so rund um das Jahr 2020. Das ist übrigens der Unterschied zu den Landwirtschaftssubventionen, deren Ewiglaufen offenbar niemand zu stören scheint.
Patrix meint
Dann bin ich ja mal gespannt, ob die in 2020 wirklich auslaufen oder aufgrund der sonst drohenden Versorgungslücke (da kaum einer eine unrentable Anlage erneuern wird) mehr oder weniger stillschweigend verlängert wird.
Guntram Rehsche meint
Selbst wenn die KEV verlängert werden sollte, spielte das dannzumal nur noch eine untergeordnete Rolle, weil die Gestehtungskosten der Erneuerbaren dannzumal zumindest nahe bei den Kosten der konventionellen liegen werden, also viel weniger finanzielle Mittel nötig sein werden.
Hierzu das Beispiel Solarenergie resp. Photovoltaik:
– KEV in CH 2009: rund 65 Rp.
– KEV in CH 2010: rund 52 Rp.
– KEV in CH 2011: rund 43 Rp.
– KEV 2020 (bei geringerer Senkung der Vergütung, ca. 10%: 19 Rp.
Und diesen Gestehungspreis vergleiche man mal mit dem heute bereits erreichten Endverbraucherpreis von durchschnittlich 23 Rp. schweizweit – und nehme bei den konventionellen auch noch eine (wohl) unausweichliche Preissteigerung an.
Elisabeth Schoch meint
Die KEV war als Starthilfe gedacht und war niemals als Durchfinanzierung gedacht. Nach einigen Jahren soll der freie Markt spielen. Dann ist Schluss mit der Subventionitis… 🙂
Martin Müller meint
Also, wenn Sie wissen, was im 2020 ist, rate ich Ihnen, Herr Rehsche, Ihre Zeit nicht mit Kommentaren zu vergeuden, sondern sich schleunigst an der Börse entsprechend zu positionieren.
Guntram Rehsche meint
Als lange gedienter Wirtschaftsjournalist muss ich Ihnen sagen, dass ein stark wachsender Markt noch längst keinen Börsenerfolg garantiert. Bestes Beispiel ist die Informatikbranche, in der trotz gigantischem Wachstum die meisten Unternehmen pleite gegangen sind. Den Rest erspare ich Ihnen.
Michael Przewrocki meint
Und Vosellers Solarbootreise war doch trotzdem weitsichtig.
Elisabeth Schoch meint
Ausgezeichneter Artikel. Das zeigt deutlich, in welcher Zwickmühle die Energiepolitik gelandet ist.
Man hat der Bevölkerung Feinstaub so lange vorgegaukelt, bis das alle glaubten. Dabei ist heute wesentlich weniger Feinstaub in der Luft als noch vor 10, 20 oder auch 50 Jahren. Das Krebsrisiko hätte also dementsprechend schon abnehmen müssen.
Das Problem ist, dass wir es eben nie eine Lösung geben wird, ohne Nachteile. Es gilt die Nachteile gegeneinander abzuwägen. Das Restrisiko der AKWs hat man lange als machbare Lösung empfunden (weil kein „böses“ CO2) und jetzt plötzlich ist das Restrisiko schlimmer als CO2 (siehe Deutschland mit 50% Kohlekraft).
Und noch eine Tendenz hat eingesetzt. Mit dem nicht entsorgbaren Atommüll wehrt sich heute die Bevölkerung im Voraus für etwaige Nebenschäden. In den 70ern war man an den AKW-Standorten noch froh um Arbeitsplätze. Inzwischen kümmert sich aber keiner mehr, ob Arbeitsplätze vorhanden ist. Hauptsache vor der Haustüre beginnt die Idylle, die einen glauben lässt, dass die Welt noch in Ordnung ist und man nicht permanent die Güterabwägungen machen muss.
Wir sind zu einer Freizeit-, Luxus- und „bitte nicht hier“-Gesellschaft mutiert…
Ich wünsche allen ein sonniges Wochenende. Mögen die Ozonwerte da bleiben wo sie sind: zurzeit grad ausgeblende 🙂