
Habe den 70-Seiten Essay „Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen“ von Jonathan Franzen gelesen.
Seine Thesen zum Klimawandel sind ernüchternd:
- Die Diskussion wird von unrealistischen Hoffnungen geprägt.
- Der Klimawandel ist – mit welchen Massnahmenzielen auch immer – nicht mehr zu stoppen.
- Die Summe aller Massnahmen zur Einhaltung eines fiktiven Temperaturziels ist nicht finanzierbar.
- Die menschliche Natur wird sich in absehbarer Zeit nicht grundsätzlich ändern.
Ich denke, er liegt nicht falsch mit seiner Einschätzung.
Frantzen sieht zwei Möglichkeiten, wie wir mit der drohenden Klimakatastrophe umgehen können: Entweder wir hoffen weiter, mit Wärmepumpen und Solarstrom dagegen anzukämpfen, oder akzeptieren, dass „das Unheil“ eintreten wird.
Erkenntnis: Man sollte keine solchen Bücher lesen.
Andrea Müller meint
Vielleicht solltest Du (und Frantzen) versuchen, auch Infos zum Thema ausserhalb der Mainstream-Bubble zu lesen.
Das Gefühl der Hilflosigkeit wird dabei allerdings nicht viel besser.
Patrick meint
Bei Menschen/Texten die „ Die Summe aller Massnahmen zur Einhaltung eines fiktiven Temperaturziels sind nicht finanzierbar.“ sagen, hab ich jeweils nur eine Frage: wie bewältigen wir die finanziellen Folgen der Nicht-Einhaltung der Klimaziele?
M.M. meint
Recht einfach: Beides sind fiktive Kosten, die niemand kennt.
Patrick meint
Von den einen haben wir Schätzungen (zum Beispiel https://www.theguardian.com/environment/2023/oct/09/climate-crisis-cost-extreme-weather-damage-study). Ob die Methodik korrekt ist, kann ich nicht abschätzen. Aber sogar falls das ganze 10fach zu hoch ist, ist die Zahl noch … gross (sprich damit liesse sich bereits einiges an Massnahmen finanzieren).
Abgesehen davon frage ich mich, was „es ist zu teuer“-Argumente wirklich aussagen wollen. „In Wohlstand aussterben“ scheint mir keine erstrebenswerte Vision für die nächsten 100 Jahre zu sein.
M.M. meint
Zu teuer – a) der Aufwand bringt von einem gewissen Punkt an keinen tatsächlichen Nutzen (CO2-Reduktion) und b) soziale Verwerfungen aufgrund steigender Energiekosten (Frankreichs Arbeiter, Aufstieg Rechtspopulisten, Bauern usw.)
Kurz: Umweltideals Verhalten muss man sich leisten können.
Was die nächsten hundert Jahre anbelangt, die ich mich an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit nicht erleben werde, so ist sie mit „dystopisch“ wohl am besten umschrieben. Sofern man das, was die Tageschauen uns Tag für Tag erzählen, für ernst nimmt.