Ehrlich gesagt, ich kann den Jubel nicht nachvollziehen, den die Wahl des Handelskammerdirektors Martin Dätwyler da und dort ausgelöst hat.
Insbesondere bei seiner Partei, der FDP.
Der Mann belegt mit seinen gerade mal 623 Stimmen den letzten Platz aller Gewählten seiner Partei.
Oder anders verglichen: Er hat kaum mehr als die Hälfte der Stimmen geholt, die der abgewählte Direktor der Wirtschaftskammer erreicht hat.
Ich meine, wir reden hier immerhin vom Direktor der Handelskammer beider Basel.
Und genau das ist mein Thema: Wie kommt der Direktor der Handelskammer beider Basel nur auf die Idee, sich ins Landparlament wählen zu lassen und dort in irgendwelchen Kommissiönlis nutzlose Stunden zu verbringen, um Einfluss zu simulieren?
Martin Dätwyler befindet sich als Landrat auf der falschen Flughöhe.
Der Direktor der Handelskammer beider Basel gehört allenfalls in den Nationalrat, so wie es sein Vorgänger angestrebt und mit den zweiten Platz fast erreicht hatte, aber sicher nicht in ein Provinzparlament.
Weil sich die internationalen Konzerne, die bei der Handelskammer das Sagen haben, wohl nur am Rande für die Niederungen der Baselbieter Politik interessieren (müssen).
Wenn die was wollen, lassen sie ihren Direktor mit den Regierungen parlieren.
In Basel, Liestal und in Bern.
Die brauchen deshalb niemanden im Parlament eines halben Kantons, der bei dieser oder jener Vorlage ein paar Worte zu verlieren gedenkt.
Die Wünsche seiner Organisation kann der Direktor mit ein paar Telefonanrufen von Basel aus erledigen. An alle Parteien.
Doch jetzt hockt er in der FDP-Fraktion und ist damit für die anderen Parteien kein neutraler Gesprächspartner mehr. Wer ihn und seine Handelskammerideen künftig unterstützt, unterstützt in erster Linie die Liberalen.
Das ist der Unterschied zwischen Buser und Dätwyler: Ersterer hat seine Gewerblerbasis im Landkanton, während der andere vor allem international operierende Unternehmen vertritt, für die Baselland nicht mal eine Fussnote wert ist.
Ausser, dass man sich halt auch lokal ein wenig engagieren muss, weil es gut fürs Image ist.
Dass ihn seine Präsidentin gar noch ermuntert hat, für den Landrat zu kandidieren, ist irgendwie logisch.
Weil der Landkanton die vertikale Höhe ihrer politischen Umlaufbahn ist, selbst wenn sie im fernen Beijing irgendeinem chinesischen Minister die Hand schüttelt.
Also: In den Landrat schickt man einen Subalternen, wenn man den meint, dort Flagge zeigen zu müssen. So wie in Basel den Herrn Urgese. Wobei der immerhin noch FDP-Parteipräsident ist.
Früher hatte die Handelskammer den Herrn Piller, ebenfalls FDP, im Landrat platziert. Und ihn mit einem gut gefüllten Koffer mit Barem für Wahlen und Abstimmungen ausgestattet.
Das reichte für genügend Einfluss.
Aber da hiess die Interessensvertretung der Industrie noch Handelskammer Basel. Das „beider“ kam später hinzu, nachdem sich der Gewerbeverband mit der Bezeichnung „Wirtschaftskammer“ grösser machen wollte, als sie war und ist.
Urs Eberhardt meint
Herr Dätwyler geht verdienstvoll, im Interesse der Region, also gerade auch der grossen Player, voll ins Entwicklungsgebiet. Knallharte Mission. Hilfe zur Selbsthilfe. Politische Grundlagenarbeit in einem Kanton, dessen Nomenklatura starr und stur seine praktisch vollständige Abhängigkeit von Europa, vom Bund, von den Nachbarkantonen, vom Stadtkanton glatt negiert.
Dazu noch dies:
https://www.blick.ch/news/politik/so-unterschiedlich-sind-kantone-von-bilateralen-abhaengig-baselbieter-waeren-ohne-eu-arm-dran-id15205852.html
M.M. meint
Na dann freuen wir uns auf den tapferen Helden. Der uns vor dem Untergang rettet.
Gotte meint
saladin wollte ohne ochsentour direkt nach bern – hat bekanntlich trotz unendlichen geldflüssen nicht geklappt.
M.M. meint
12000 Stimmen, zweiter Platz hinter Schneeberger mit 500 Stimmen mehr, die 10 Jahre im Landrat sass und mal Landratspräsidentin war, 500 Stimmen vor Stückelberger – das muss man schon mal nachmachen.