Ich habe mich mehr oder weniger von den lokalen Medien verabschiedet. Was im Grunde genommen, überhaupt keine Rolle spielt.
Denn es ist inzwischen eben so, dass Journalisten auf der ganzen Welt sich zur gleichen Zeit mit den gleichen Problemen befassen, auf auffallend ähnliche Weise.
Früher waren es die Agenturen der dominierenden amerikanischen Newsorganisationen, welche für die weltweite thematische Gleichschaltung besorgt waren.
Heute simulieren die Journalisten vom Tagi selbst Weltspitze.
Doch weshalb soll ich für etwas bezahlen, das sich auf die internationalen Leitmedien (NYT, Guardian, FT, WP) beruft, die ich selbst abonnieren kann?
(Ja, ich zahle inzwischen wieder für Journalismus.)
Wer meint, die Zukunft gehöre ohnehin dem Lokaljournalismus, der müsste den endlich neu erfinden.
Was heute als Lokaljournalismus produziert wird, ist der Journalismus, den meine Generation in den 70ern von den angelsächsischen (und der Zeit und dem Spiegel) übernommen haben.
Allen voran marschierte damals die Nationalzeitung. Die Redaktion am Aeschenplatz hat damals den Journalismus (in der Schweiz) revolutioniert.
Dass Online eine andere Art des Journalismus fordert, scheint noch nicht bis zur Generation Internet durchgedrungen zu sein.
Die These von Marshall McLuhan „Das Medium ist die Botschaft“ haben in der digitalen Welt bis jetzt lediglich Facebook und Google umgesetzt.
Was man von denen lernen kann: Es genügt nicht mehr, die Leser nur informieren zu wollen.
Die Rolle des neuen Journalisten besteht darin, die Leser direkt in das Gespräch einzubeziehen. Sich diesen auch offline zu stellen und sie an der Entwicklung von Geschichten teilhaben zu lassen.
Was das Lokale braucht, sind Mitarbeiter, welche komplizierte Zusammenhänge – z.B. die Endlosgeschichte zur Wirtschaftskammer – visuell aufbereiten.
Und es braucht Autoren, die schreiben können.
Sowohl kürzere und als auch längere Beiträge, klug geschrieben auf den Punkt gebracht.
Mit eingebauten Überraschungen.
Ob die derzeitige Journalistengeneration den Wandel schafft, wage ich zu bezweifeln.
Wer vom 20Minuten journalistisch sozialisiert wurde – schrilles Häppchen-Geschreibe aufgrund von zwei Telefonaten – , kommt aus einer anderen Zeit.