Es ist schon merkwürdig mit Herrn Blocher. Seit den 90er Jahren markiert er den starken Mann, hat die schweizerische Politik mit markigen Auftritten und schonungslosen Worten bestimmt, wie kein anderer Politiker zuvor.
Und jetzt, am Ende seiner Karriere, wird er zur Heulsuse.
Möglich, dass das nicht nur an der Zürcher Staatsanwaltschaft liegt, sondern auch an den Hormonen. Männer im Alter ersetzen Testosteron durch Östrogene.
Möglich aber auch, dass er einem, den schon seit Jahren Messerstechergespenster aus unruhigem Schlaf erwachen lassen, nun vollends dem Verfolgungswahn erliegt.
Muss man sich um Herrn Blocher Sorgen machen? Nein. Herr Blocher ist ein Politiker der radikal zeichnenden Art. Er zünselt und vertuscht danach, dass er das Feuer gelegt hat.
Siehe Basler Zeitung.
Welch schäbige Nummer hat er da abgeliefert: Sie war’s, sie war’s, sie war’s. Der Mann hatte nicht den Schneid hinzustehen und zu sagen: Ja, ich habe die Basler Zeitung gekauft.
Er habe das Schlimmste befürchtet, habe um Leib und Leben gefürchtet, deshalb habe er seine Tochter vorgeschoben. Was uns zur Frage führt: Leidet Herr Blocher unter Verfolgungswahn?
Und jetzt diese Untersuchung der Zürcher Staatsanwaltschaft: Welch eine larmoyante Nummer. Er werde politisch verfolgt, ein Komplott sei im Gang, bis hinauf zur Justizministerin, fantasieren seine noch verbliebenen Getreuen von Presse und AUNS.
Der letzte Hilferuf des Zünslers: „Immunität, Immunität, Immunität“.
Ach wie kleinkariert.
Da nimmt man sich doch einfach einen Anwalt, schreibt eine kurze Stellungnahme und wartet in aller Ruhe ab, was die rausfinden. Wenn man denn so gehandelt hat, wie man es selbst darstellte.
Was ja zu bezweifeln ist, schliesslich kennen wir inzwischen unseren Pappenheimer.
Doch wie gesagt, wer seit Jahren auch tagsüber fremde Gespenster jagen muss, dessen Denken läuft wohl unweigerlich in Richtung Wahnvorstellungen. Das würde ihm so passen, wenn er seinen politischen Sinkflug mit der Begründung „ich bin ein Opfer“ abfedern könnte.
Bringen wir es auf den Punkt: Herr Blocher ist ein alter Knacker (da ich auch schon über 60 bin, kann ich das so hinschreiben), der den Zeitpunkt eines geordneten Abgangs unter Applaus verpasst hat.
So gilt denn für ihn die Regel: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
PS, Humor: Das Korrekturprogramm zeigt beim Begriff „Blocher“ folgende Bemerkung an: „Dialekt erkannt. Bitte überprüfen Sie, ob Sie ein gebräuchlicheres Wort verwenden wollen.“ Ich habe daraufhin „Mörgeli“ eingegeben. Da meldet das Korrekturprogramm: „Keine Rechtschreibevorschläge.“
merlinx meint
Aus „moralischer Sicht“ – dieser fromme Blickwinkel drängt sich wegen der Herkunft des Hauptdarstellers geradezu auf – kann die Angelegenheit auf die Frage zurückgeführt werden: Wie verhält man sich am besten, wenn man von Freunden, Kollegen oder „Gesinnungsgenossen“ über eine von ihnen mutmasslich begangene Gesetzesübertretung informiert wird.
Wer von uns hat sich nicht schon in dieser Lage befunden. Je nach dem prickelnd oder abschreckend, – man ist nun Mitwisser, möchte aber nicht unbedingt tauschen. Vielleicht helfen, wenn’s geht, aber ausser in Notsituationen gilt immer, sich raushalten, sich nicht Einmischen.
Sich als Hilfs-Sheriff aufspielen, das gefährliche Subjekt gleich in den Schwitzkasten nehmen und dem Büttel übergeben, könnte einem grossen Respekt verschaffen (ihm zB in der Bankenunterwelt …).
Den verständnisvollen und besorgten Beichtvater geben und den armen Sünder soweit präparieren, dass er sich selber stellt und somit den Richter milde stimmt, ist oft ein guter Ausweg aus der heiklen Situation.
Aber was tut er? Entsprechend seiner „histrionischen Veranlagung“ wählt er einen dritten Weg, er nimmt die paar mutmasslichen „Kleinkriminellen“ in seine Theatertruppe auf, gegen Versprechen einer guten Gage, klar, und instrumentalisiert sie, um einen politischen Gegner zu erledigen: Im politischen Stegreif, darin ist er ein Meister.
Sie sind nun seine Komparsen und er ihr Komplize. Er wird sich nicht herausreden können. Nicht in diesem Stück.
Und in seiner Paraderolle als „deus ex machina“ werden wir ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Das momentane Gezanke um Immunität ist blosse Kulissenschieberei und im nächsten Akt muss er zuerst mal die Hosen runterlassen …
(Wer mit Polit-Theater nichts anfangen kann, soll’s als Reality-TV nehmen …
Aber dieser Mann tingelt nun seit Jahren mit seiner zweitklassigen Truppe durch die Lande und führt immer das gleiche Stück „Wie ich die Schweiz rettete“ auf.)
C.P. meint
Wie sehr Herr Blocher die Schweizerpolitlanschaft pervertiert hat, zeigt sich nun auch in der Debatte um seine Immunität.
Da wird tatsächlich darüber spekuliert, ab wann diese denn Geltung hat. Aus dem Umfeld von Herrn Blocher ist zu vernehmen, diese gelte bereits ab der Wahl. Man hätte ja dann ein Wählermandeat. Dass zur Ausübung dieses Amtes eben dann noch ein Schwur/Gelöbnis auf die Verfassung dazugehört, scheint diesen Kreisen (nicht ganz erstaunlich) völlig fremd zu sein.
Selbstverständlich gilt die Immunität erst ab diesem Bekenntnis. (Wer sich weigert diesen Eid abzulegen, verzichtet auf das Amt. Gemäss Verfassung)
Das perverse nun: Herr Blocher beansprucht Immunität (im Prinzip die Folge seines Eides auf die Verfassung) um damit den Folgen einer allfälligen Straftat zu entgehen. Mehr noch, er und seine Anwälte versuchen zu „rechten“ um die aufgrund Eides auf die Verfassung entstandene Immunität auf den Wählerwillen (also nicht auf die Verfassung) auszuweiten. Ist etwas kompliziert. Aber im Prinzip zeigt sich hier die Perversion (die man in der SVP Politk ständig feststellen kann) auf eindrückliche Art und WEise. Oder ist es einfach Dummheit. Oder sonstwas patalogisches.
Haguhans meint
Da Blocher in der Sache als Parlamentarier gehandelt hat stützt er sich völlig zurecht auf seine Immunität. Und das solange, bis diese allenfalls von der zuständigen Kommission aufgehoben wird. Bis das geschieht gibt es kein Verfahren und auch nichts zu plaudern. Die Polizei hat lediglich „potentiell beweisrelevantes Material“ gefunden. Also haben die noch gar nichts. OSA Brunner täte besser daran zu schweigen. Das müsste er aber selbst am besten wissen.
P.S. Für Blocher gilt genauso die Unschuldsvermutung wie für *mutmassliche* Kriminelle aus dem Kosovo. Also Vorsicht mit Anschuldigungen.
h.s. meint
Da die Staatsanwaltschaft gemäss Gesetz auch nach Beweise der Unschuld suchen soll, kann potenziell beweisrelevantes Material sogar positiv gedeutet werden. Es ist ein Floskel.
Obwohl ich weiss, dass fast Niemand gleicher Meinung ist, möchte ich doch befürworte, dass wir für unsere Parlementarier die absolute Immunität einführen. Es Parlementarier soll ohne Druck die Executive kontrollieren können.
Henry Berger meint
Mittlerweile finde ich es auch erschreckend, wie dieser Mann das „Volch“ polarisiert. Wenn man die Publikums-Kommentare in den On-Line-Ausgaben der Zeitungen liest, so gibt es eigentlich nur noch Menschen die Blocher für einen Ganoven, die SVP für eine kriminelle Vereinigung und EWS und Hildebrandt für Heilige halten.
Auf der anderen Seite ist EWS eine Hexe, Hildebrandt ein Ganove und die Justiz eine „kriminelle Vereinigung“
Ich will nicht dramatisieren, aber für den Zusammenhalt der Schweiz ist das nicht gut!
Henry Berger meint
….zwei Sorten Menschen…
wollte ich sagen
C.P. meint
Ob Spuhler damals ahnte, auf welch dramatische Weise sich seine Befürchtung realisieren wird. Ob er -die andern befinden sich im selben paranoiden Dämmerzustand, ergo in kompletter Realitatsferne, wie C.B – weiss, was das alles nun bedeutet. Armer Herr Brand 🙂
Anton Keller meint
Die SVP Maseneinwanderungsintaitive, eigentlich eine Inländerbevorzugungsintiative, wäre nicht zustandegekommen, wenn die Angstplakate (die ich hasse!) nicht gewesen wären. Die ähnliche Ecopop-Initiative ohne Angstplakaten hatte keine Chancen.
Nur mit Angst schüren hat man eine Chance gegen die ganzen Medien.
Die Medien bedienen sich nur der SVP, wenn sie damit Empörung ernten können. Interessante, sachbezogene und nicht auf Angst basierende Aussagen wie etwa von Prof. Hans-Ueli Vogt werden höchstens von der Weltwoche publiziert.
Das zeigt gut das Dilemma der SVP-ler, die gerne auf Angstkampagnen verzichten würden.
Gotte meint
ein bisschen mehr östrogen täte nicht nur den männern gut, sondern offensichtlich sogar der weltwirtschaft!