Ich meine, jeder hamstert halt das, was ihm wichtig scheint. Auf das er (oder auch sie) vermeintlich auf keinen Fall verzichten kann.
Besonders wenn die Zeiten noch härter werden. Was sie ja im Tagesrhythmus tun.
Toilettenpapier habe ich nicht auf meiner Prioritätenliste.
Hingegen bin ich heute morgen, noch im Bett, unseren Weinvorrat durchgegangen.
Was mich zur panikartigen Erkenntnis brachte: Spätestens nächsten Dienstag ist die letzte Flasche getrunken.
Bis anhin war das nie ein Problem.
Wir kellern nicht mehr ein, sondern kaufen, was wir so trinken von Woche zu Woche.
Wir halten es wie die Italiener: Wir trinken Wein eigentlich nur zum Essen.
Und zum Kochen.
Ich sagte ihr also beim Frühstück, dass ich heute raus gehe.
Der Originalsatz aus irgendeinem Sciencefiction-Film lautet wohl: Ich verlasse heute den Bunker.
Muss das sein?, fragte sie. Du weisst ja, wir sind gefährdet.
Ich weiss, antwortete ich.
Schweigen.
Wenn wir nicht für Nachschub sorgen, öffnen wir nächsten Dienstag die letzte Flasche Wein.
Pause.
Dann sie: Wenn schon Untergang dann nur mit Wein.
Eben.
Ich giesse Kaffee nach.
Schau, die Sache ist die, in der Not könnte ich sehr wohl auf Toilettenpapier verzichten, aber sicher nicht auf Wein.
Sie sagte dann: Ich komme nicht mit. Sie habe sich nun mal vorgenommen, jetzt mal zwei Wochen einfach zuhause zu bleiben. Von wegen Coronavirus-Quarantäne.
Falls wir uns doch noch irgendwo angesteckt hätten.
Wir müssen ja nicht gleich beide krank werden.
Manchmal ist sie sehr direkt. Und das macht einem Mut.
Nach dem Frühstück fuhr ich los, zur Manor im St. Jakobpark.
Wenig Verkehr auf der Autobahn.
Erwarten mich Absperrungen oder gar Panzerfahrzeuge – Gedanken, die zur Stimmung passten.
Die Hälfte des Parkhauses war zugesperrt.
Beim Eingang musste ich nochmals zurück zum Auto; ich hatte den Zweifränkler für den Einkaufswagen vergessen.
Den hat sonst immer sie dabei.
Im Laden war die Zahl der Kunden überschaubar, sie hätte auf alle Fälle der neuesten Regeln des Bundesrates genügt. Wir umkurvten uns mit unseren Einkaufswagen trotzdem grossräumig.
Gemüse. Wurzelgemüse, das hält länger. Verschiedene Salate. Aubergines. Dann noch Tiefkühlgemüse, man weiss ja nie.
Ich bin kein Vegetarier, aber ohne Gemüse könnte ich nicht leben.
Käse. Olivenöl, kann man auch nie genug zuhause haben. Eier. Frischer Fisch für heute und Sashimi-Lachs für die nächsten Tage.
Und dann eben Wein.
Wir trinken selten Roten, also fast immer Weissen. Im Moment sind es Weine aus Portugal und Spanien, die unsere Mahlzeiten begleiten.
Nach einer halben Stunde war der Einkaufswagen so voll, wie man es von einem Hamsterer erwarten kann.
Die Ware versorgt, auf die Autobahn und zurück in den Bunker.
Doch halt!
Im Tal fahre ich beim Rietschi, meinem Weinkeller, vorbei und stelle verblüfft fest: Der hat ja geöffnet.
Der Bundesrat ist also mit mir der Meinung, bei Wein handle es sich um ein Lebensmittel!
Nochmals zwei Kartons: Pino Blanc und Heida aus dem Wallis.
Man muss gerade in einer Krise die Prioritäten richtig setzen.
Jetzt bin auch ich wieder in Quarantäne.
Jean Ackermann meint
Bin gerade seit einer weile daran meinen Weinkeller massiv zurückzufahren. Ob wohl das Corona ein Warnschuss ist. Sollte mir das ganze nochmals überlegen!!
Michael Przewrocki meint
Rotes Kreuz hatte(weiss nicht ob wieder lieferbar) genialen Schlüsselfinder. Der wurde offenbar Spendern zugeschickt. Nummer auf den Spender lautend. Dieses Metallteil lässt sich bei den meisten Wägeli kurz einstecken und schon ist es frei. Es dient genau diesem Zweck. Und zum Zurücksenden des verlorenen Schlüsselbundes wenn ihn der Finder in den Postkasten eingeworfen hat. Ich schwöre auch auf GPS-Tracker. Beides zusammen.
Walter Steinmann meint
Allen Weinfreunden empfehle ich die erste virtuelle Weindegustation des innovativen Winzers, Olivier Mounir, am 2. April 18 Uhr:
https://rhodan.ch/blogs/news/wallisersonnenschein-live-mit-dem-winzer-wein-degustieren
Weil wir auch in Zeiten von Corona als ü65 noch Neues entdecken wollen.
Robert Schiess meint
Man kann Wein auch online kaufen, bei verschiednesten Anbietern, beispielsweise bei http://cavahispania.ch/, der gratis liefert. Auch andere Händerl liefern………………..