In Deutschland rufen Tausende auf ihrem Marsch durch die Strassen nach dem „Khilafah“, fordern einen an die Scharia gebundenes Kalifat.
Männer und Frauen demonstrieren – folgerichtig – in nach Geschlecht getrennten Kolonnen.
In Grossbritannien ziehen Hunderttausende mit dem antisemitischen Schlachtruf „From the river to sea Palestine will be free“ durchs Zentrum. Der Antrag auf die Registrierung einer „Party of Islam“ wurde aus formalen Gründen vorerst abgelehnt.
Es ist schon ein paar Jahre her, seit ich „Unterwerfung“ von Michel Houellebecq gelesen habe. D.h., ich habe irgendwo in der Mitte des Romans damit aufgehört. Weil ich den Sog der Düsternis nicht mehr ausgehalten habe.
Houellebecq verspricht keine leichte Kost.
Doch jetzt habe ich ihn wieder hervorgeholt, was heisst: ich habe ihn in meiner Amazon-Bibliothek reaktiviert.
Weil mir die Politparabel Unterwerfung angesichts der laufenden Ereignisse geradezu prophetisch aktuell zu sein scheint.
Der Roman wurde 2015 in Frankreich veröffentlicht, erschien im gleichen Jahr auch auf Deutsch. Er spielt im Jahr 2022 und handelt von einem Literaturwissenschaftler an der Sorbonne, so eine Art schöngeistiger Bartleby, der sich also aus allem rauszuhalten versucht.
Und gerade deshalb mittendrin ist in den politischen Umwälzungen.
In Frankreich Wahlen stehen Wahlen an. Es herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Die Konservativen und die Sozialisten verbünden sich mit der Partei der Muslim Brüder, um die Rechtsextremen zu verhindern.
Was dazu führt, dass nicht nur erstmals ein Muslim Präsident der Republik wird, sondern eine Religionspartei die Macht im laizistischen Staat übernimmt.
Der neue Präsident ist kein Terroristenmonster, sondern ein gebildeter Mann, der die Eliteuniversitäten besucht hat. Die Veränderungen werden nicht mit Gewalt vorangetrieben, sondern gesittet-demokratisch per Gesetzgebung.
Der von vom Staat verordnete muslimische „Way of Live“ zeigt sich schon bald im Alltag. Das Übliche halt: Kleidervorschriften für Frauen, die man mit hohen Kindergeldzahlungen aus dem Strassenbild drängt, Kinder haben erzielt ein gutes Einkommen.
Die Sorbonne wird zu einer muslimischen Universität und deshalb wird dem Protagonisten des Romans gekündigt, weil man Wissenschaftler, die sich um die französische Literatur des 19. Jahrhunderts kümmern, nicht mehr brauche.
Er könne ja an eine private Universität wechseln, wird ihm im Kündigungsschreiben mitgeteilt. Oder mit einer üppigen Rente in Pension gehen.
Wir schreiben das Jahr 2023 – auf meiner X-Timeline werden mir seit Wochen nicht nur Videos von „Free Palestine“-Protesten in Grossstädten Europas gezeigt, muss ich die unsägliche Solidaritätskundgebungen der Thunberg-Jugend „mit dem Palästinensischen Volk“ zur Kenntnis nehmen, jetzt überschwemmen auch noch Videoclips von protestierenden US-Studenten von Top-ranking-Universitäten den Kanal.
Weisse, reiche Elitestudenten, Schwule, Lesben – („Queers for Palestine“) wünschen mit „Allahu akbar“-Rufen den Untergang der westlichen Kultur herbei.
Houellebecq lässt eine seiner Romanfiguren, den zum Islam konvertierten Universitätsrektor, von der neuen Zeit schwärmen:
„Der massive Zustrom von Einwanderern mit einem traditionellen kulturellen Hintergrund, der noch geprägt ist von natürlichen Hierarchien, der Unterwerfung der Frau sowie dem Respekt vor den Alten, ist eine historische Chance für die moralische und familiäre Wiederaufrüstung Europas, sie werde dem alten Kontinent die Aussicht auf ein neues goldenes Zeitalter eröffnen.“
Die abendländischen Kulturen seien dem Untergang geweiht, weil sie die Kernstruktur der Familie und damit den Bestand der Bevölkerung angegriffen hätten. „Hierauf folgt logischerweise das Zeitalter des Islam.“
Am Ende des Romans, es ist noch immer kein Vergnügen, ihn zu lesen, unterwirft sich der Ich-Erzähler der normativen Kraft des neuen Faktischen, entscheidet sich also für die Rente und gibt sein intellektuelles Leben auf.
Konnte man Houellebecqs Roman bei seinem Erscheinen noch als Satire begreifen, muss man ihn heute wohl als Realsatire verstehen.
Wobei die Schwulen, Lesben und Sonstiges, die sich im Westen auf die Seite der Hamas schlagen, die Fantasie des Autors in Sachen Satire noch um einiges schlagen.
Rampass meint
Ob die Protagonisten der LGBTIQ*-Community in Gaza eine Regenbogenfahne hissen könnten? Aber sicher. Die Konsequenzen wären: „Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber.“
Gut beschrieben hier: https://www.achgut.com/artikel/gays_for_gaza_rinder_fuer_mcdonalds
Daniel Flury meint
Hauptsache, der frühe Vogel versteht die Beweggründe der Katze und legt sich aus Verständnis dafür hin, damit die sie Sekunden später fressen kann.
Noch gibt es viele Vögel … .
R. Bertschmann meint
Und die Prügel, die er dafür einstecken musste, der Houellebecq. Auch in Arlesheim gibt es grundsätzlich Empörte, darunter ein GR, die einen – mir nicht bekannten – Beitragschreiber tadeln, wenn er, wertfrei, auf einen islam. Kulturverein in Arlesheim hinweist (Quell: FB/Meta „Du weisch, dass de vo Arlesheim bisch, wenn….“). Klar, nicht alles ist ungut, aber manches schon.