In der Stadt, genauer auf dem Theaterplatz, haben sie heute gegen Herrn Blocher, Herrn Somm und Herrn Leutenegger demonstriert. Weil wir da zufällig vorbeikamen, haben wir zugehört.
Was soll man denn tun, meinte eine Bundespolitikerin zu mir? Sie hat die BaZ noch immer abonniert und kann als Politikerin nicht auf diese verzichten.
Kann man verstehen.
Ja, was kann man tun? Gar nichts, weil derart viel Geld im Spiel ist, die neu/alten Besitzer stehen das durch. Doch die Sache wird sich auf eine ganz andere Art und Weise erledigen, als die neu/alten Beisitzer der BaZ meinen.
Das Basler Publikum wird sich in seiner Mehrheit der Zeitung einfach entziehen. Das ist ein taugliches Mittel gegen die publizistische Besatzungsmacht, um im Bildbereich des Herrn Blocher zu bleiben.
Die begreifen einfach nicht, welchen Stellenwert die BaZ für Basel hat. Klar haben wir alle über das Blatt geschnödet. So wie wir übers Essen in der Kunsthalle gelästert haben.
Und trotzdem gingen wir hin und lasen die BaZ.
Die Basler Zeitung gehörte zu Basel wie die Fähren.
Für Herrn Blocher und seine Kumpels ist die BaZ ein Stück Papier mit gedruckten Buchstaben darauf. Deshalb liegt für ihn die Reaktion „der Basler“ völlig ausserhalb seines Horizonts.
Dabei gibt es gar keine Missverständnisse: Herr Blocher ist ein Dörfler und kein Städter, schon gar nicht ein Basel-Städter.
Anfangs der 2000er Jahre habe ich ein Konzept für die Bürgergemeinde geschrieben. Es ging um das Selbstverständnis der Bürgergemeinde Basel. Meine These war, die Bürgergemeinde müsse den Begriff „Heimat“ zurückerobern, zurückgewinnen, der von der SVP in den 90er Jahren usurpiert worden war.
Heimat – ach was ist das für ein verstaubter Begriff. Wer will sich schon „Heimat“ auf die Fahne schreiben. Und überhaupt, was ist das eigentlich, Heimat.
Heimat kann man so definieren, dass es etwas ist, für das man bereit ist zu kämpfen. Und ich habe in meinem Konzept die Frage gestellt – für was würden denn die Basler kämpfen – wenn man die Läckerli verbieten würde? Wenn die Fähren abgebaut würden? Wenn die Fasnacht verboten würde?
Würden sie für diese Selbstverständlichkeiten, welche am Rheinknie für Begriff Heimat stehen, kämpfen?
Das Konzept wurde teilweise umgesetzt. Beim Rest fand man, es sei ein interessanter Gedankenansatz, aber Heimat und Bürgergemeinde?
Die Basler Zeitung hatte ich nicht erwähnt.
Doch sie ist, sie war, eben auch ein Stück Heimat, gehörte zu Basel wie die Mittlere Rheinbrücke. Das ist es, was Herr Blocher und seine Kumpels partout nicht begreifen können.
Die publizistische Besatzungsmacht in Zug hat keine Ahnung, wie die Leute hier in Basel ticken. Na klar kann sie die BaZ zum Dreh- und Angelpunkt eines nationalkonservativen Zeitungskonglomerats machen. Egal.
Man müsste sich einfach gelegentlich überlegen, die Beifügung „Basler“ wegzulassen, weil das für etwas ganz anderes steht, als sich Herr Somm so auszudenken im Stande ist.
„Zeitung“ genügt. Man will sich doch sicher nicht dem Vorwurf aussetzen, den Leuten eine Mogelpackung zu verkaufen.
PS: Nein, wir sind keine Nazis, wenn schon sind wir Mitglieder der Résistance. Und Herr Blocher ist auch kein Jude, sondern eine Witzfigur.
PS 2: Auch das haben die alt/neuen Besitzer geschafft: Jedes Inserat in der BaZ ist von jetzt an eine politische Manifestation. Inserenten mögen das nicht.
Liberopoulos meint
Zwar ein guter Artikel. Aber Heimat mit einer Zeitung gleichstellen, finde ich übertrieben. Hier geht es doch primär um „Anti-Blocher“, wie die erwähnte Politikerin sicher auch ist. Würde der Herr Wanner von der AZ sich die BAZ krallen, wie er es mit der bz gemacht hat, so würde das von den Baslern zwar ärgerlich zur Kenntnis genommen, aber demonstrieren – Nein.
C.S. meint
Üblicherweise bin ich ja stiller Mitleser Deines Blogs. Nun verspüre ich den Drang, mich zu äussern:
Dein Beitrag zu BaZ/Blocher ist nicht nur das meilenweit Beste, was ich dazu gelesen habe.
Du bist schlicht auch der Einzige, der die m.E. wirklich relevante Thematik erfasst und aufgenommen hat. Die BaZ wird Basel & Umgebung „weggenommen“. Das treibt „ergraute Häupter“ auf den Theaterplatz.
Ich wünsche Dir schöne Feiertage
Thomas Pfluger meint
Der Hammer, dieser Beitrag. Sie haben mich richtig aufgemuntert. Schön, gibt es Leute wie Sie. Frohe Weihnachten!
bugsierer meint
traefer samstagsrant.
peter bichsel hat den begriff heimat so auf den punkt gebracht: „heimat ist dort, wo du deinen aerger hast.“
C.P meint
Tja, wenn wir schon hier sind. Sie sind zu streng mit Gysin, werter MM. Hätte Horst Wessel in schweizerdeutsch ge-di(c)tet, dann hätte er „aufwachen“ verwendet. Da bin ich mir sicher. Der „Pöbel“ weiss das halt nicht ;-)Basta!
Peter Gysin meint
Saublöder Titel! Die Demonstration zeigt ja deutlich, dass der Pöbel nicht bei Blocher „einkaufen“ will. Die indoktrinierten Demonstranten merken gar nicht, dass sie von den politisch korrekten Drahtziehern vorsätzlich verblödet werden! Zeit zum Aufwachen!
M.M. meint
Es heisst nicht „Aufwachen“. Es heisst „erwache“!