Die beiden Lokalzeitungen füllen heute Dienstag nochmals die Spalten mit den Schlagzeilen vom Sonntag: Gysin basht Wagner. (bz-artikel)
Jemand meinte gestern zu mir, die hätten das miteinander abgesprochen, das sei deren Strategie, um die FDP und den Wagner in den Medien zu halten.
Natürlich ist das Quatsch.
Aber die Aussage illustriert den Tiefpunkt der Glaubwürdigkeit, die von Hans Rudolf Gysin.
Und selbstverständlich ist auch das, worüber wir ein frühmontägliche Spekulationsballönchen haben steigen lassen, ein Thema: Kommt sie nun, die Wirtschaftskammerliste oder kommt sie nicht?
Sie kommt nicht, sagt Herr Gysin. Und auch ein frühzeitiger Rücktritt komme für ihn nicht in Frage. Obwohl er kürzlich in den Wandelhallen Berns ein intensives Gespräch mit Urs Steiner geführt habe. Anschliessend ging’s zum Nachtessen ins Bellevue.
Das war nach der denkwürdigen Atomausstiegsabstimmung, an der Herr Gysin nicht teilgenommen hat.
Damit hätten wir diese Variante nun vom Tisch. Oder?
Merke: die meisten Politiker halten es noch immer mit Adenauer: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.
Im Übrigen zeigen Gysins Äusserungen in den beiden Lokalblättern, wie weit der einstige FDP-Frontmann der politischen Realität entrückt ist. Er bildet sich noch immer ein, die FDP könne im bürgerlichen Lager die Leaderrolle spielen, glaubt allen ernstes, seine Partei habe es in der Hand, mit wem auch immer Listenverbindungen einzugehen.
Offensichtlich hat er nicht gelesen, dass die SVP schon kurz nach den Regierungsratswahlen gesagt hat, sie steige allein in die Herbstwahlen ein, dass diese Partei ihm die Schuld an der Abwahl von Herrn Krähenbühl gibt.
Und es scheint ihm entgangen zu sein, dass sich in der Mitte eine neue Kraft geformt hat.
Die CVP, der Hans Rudolf Gysin generös eine Listenverbindungsangebot gemacht hätte, hätte er noch etwas zu sagen, hat mit kluger Taktik die Führungsrolle in der Mitte übernommen – in einer Gruppierung, die als politische Kraft zur SVP aufschliessen kann.
Es ist ja genau die Anlehnung an die SVP, welche der FDP den pragmatischen Schulterschluss mit der Mitte verbaut hat.
Der einzige Vernünftige im Umzug scheint der Arlesheimer Nachwuchsmann und ebenfalls Nationalratskandidat Balz Stückelberger zu sein. Für ihn ist dies Auseinandersetzung Wagner – Gysin schlicht „inakzeptabel“, sagt er der BaZ:
Wahlkämpfe gewinnt man nicht mit öffentlich ausgetragenem Hickhack.
Recht hat er.
PS: Urs Steiner ist im Gespräch als Nachfolger von Adrian Ballmer, der sich aller Voraussicht nach nicht vier Jahre wird halten können.
Blindtext meint
Der Konflikt innerhalb der Baselbieter FDP könnte auch eine Art reinigendes Gewitter sein. Denn Martin Wagners Polemik gegen die SVP führt dazu, dass sich die Partei endlich – nun halt gezwungenermassen – mit einer Kernfrage beschäftigt. Nämlich ihrem Verhältnis zur SVP. Jetzt muss die FDP Farbe bekennen. Will sie weiterhin mit der SVP kuscheln (Modell Gysin, Hermann), obschon sich diese Partei mit ihrem Angriff auf die Personenfreizügigkeit derzeit sehr wirtschaftsfeindlich gebärdet? Oder will sich die FDP dem Mitte-Block anschliessen (Modell Wagner), der im Herbst möglicherweise zum Wahlsieger wird?
De gustibus non est disputandum meint
Er war in bern im bundeshaus an diesem bedeutungsvollen Morgen. Während der abstimnung war er jedoch nicht im saal. Vielleicht war er kaffee trinken? Oder auf dem WC?
Gotte meint
gysin hat nicht teilgenommen an atomabstimmung? damit bestätigt er, was er die letzten 25 jahre in bern gemacht hat: abwesend sein.