Die europäische Solarbranche liegt am Boden, wobei die Sonne nördlich der Alpen wetterbedingt eh nicht die Strahlkraft aufbringt, um als Energielieferant eine bedeutende Rolle zu spielen.
Die Windenergie hebt in den zumeist von lauen Lüftchen gestreiften Schweiz nicht wirklich ab.
Und beim Ausbau der Wasserkraft sieht es auch nicht mehr so rosig aus, wie noch vor wenigen Jahren beschworen.
Doch alle wollen die Energiewende. Subito.
In einer amüsanten Runde habe ich kürzlich den anwesenden so um die 40-Jährigen gesagt: Na dann läutet sie doch einfach ein, die Energiewende.
Realistischerweise wird die so aussehen, dass man da was tun wird und dort noch was. Was vor allem viel Geld kosten wird.
Worauf die so um die 40-Jährigen ganz ernsthaft meinten, Strom sei eh viel zu billig. Der müsse massiv verteuert werden, um „die Leute“ zum Umdenken zu bewegen.
In Klammer: Manchmal habe ich das Gefühl, denen sei noch immer nicht bewusst, dass sie es sind, die die nächsten dreissig Jahre den Karren ziehen müssen. Klammer geschlossen.
Ich habe daraufhin gerantwortet: Na dann verteuert doch den Strom, wenn ihr es euch leisten könnt. Ich meine mich, als bald mal hauptberuflicher Müssiggänger, beisst das nur noch am Rande.
Die Realität sieht so aus, wie eine heute in der NZZ veröffentlichte Studie aufzeigt, auch wenn man sie gerne anders hätte:
Die Autoren zweifeln an der Erreichbarkeit des bundesrätlichen Ziels, den Stromverbrauch zu drosseln, ja ab 2020 sogar zu senken, denn wirtschaftliche Entwicklung und Energieverbrauch seien weiterhin eng verbunden. Auf der Angebotsseite werden die Ansichten rund um die erneuerbaren Energien kritisiert.
Die Potenziale für Wind seien hierzulande deutlich tiefer als in Deutschland, und ein entsprechend forcierter Ausbau der Photovoltaik sei teuer, auch wegen der nötigen Reserveenergie (Solarbranche und viele Experten erwarten allerdings weitere Preissenkungen).
Die angenommenen Ökostrom-Zubaupotenziale einer ETH-Studie von 2011 wie auch bundesrätliche Prognosen werden bemängelt. In der Tat erscheint der vom Bundesrat anvisierte Zubau von über 20 Terawattstunden Jahresproduktion an grünem Strom verglichen mit Studien von Umweltverbänden als sehr hoch. Die entsprechenden Potenziale werden mittlerweile vom Bund redimensioniert.
Na klar werden jetzt geneigte Leser sagen, dass dies eine Studie der Elektrizitätswirtschaft sei und dazu noch von Herrn Borner verfasst.
Sagen wir es so: Wir haben es derzeit mit Wetten auf die Energiezukunft zu tun, von der derzeit niemand weiss, was sie bringen wird.
Denn, schreibt die NZZ:
Zum zentralen Streitobjekt wird aber die Frage der wirtschaftlichen Tragbarkeit. Ein Ausstieg aus der Kernenergie würde, so die Studie, zu einer Verteuerung der Energiepreise beitragen und damit zur Abwanderung energieintensiver Branchen führen, die nicht so einfach durch neue wirtschaftliche Tätigkeiten kompensiert würde. Allerdings halten die Autoren fest, dass all dies schwer abzuschätzen sei. Bekanntlich ist der politische Wille vorhanden, energieintensive Branchen von zu hohen Preisen zu verschonen – zulasten der Haushalte.
Wobei wir wieder bei den Kosten wären. Wenn ich lese, was aufgrund der Volkserziehung demnächst alles teurer werden soll (Verkehr, Strom, Treibstoff, weitere Abgaben, Subventionen für Strom und Verkehr für Geringverdiener und Alleinerziehende usw.), dann sage ich:- na dann krempelt mal schön die Ärmel hoch und steigert das Bruttosozialprodukt.
Oder kommt einfach mal auf den Boden der Tatsachen zurück.
merlinx meint
@L. Degen: Sie scheinen mir der richtige Mann zu sein, um die paar störrischen Gegner der Windräder-Parks im Jura endlich zur Räson zu bringen …
Haguhans meint
Na ja, wer um die 40 ist wurde von 68ern gezeugt und indoktriniert. Was ein Wunder…..
Lothar Degen meint
Ich bin überzeugt davon, dass sie ein guter PR Berater sind. Dass heisst aber noch lange nicht, dass sie auch eine Ahnung von Energie haben.
Ginge es nach ihnen und anderen, ähnlich ignoranten Leuten, würden wir heute noch in der Postkutsche über den Gotthard fahren. Weil nach damaligem Verständniss ein solcher Tunnel gar nicht möglich war. Ein paar Jahre früher war männiglich noch der Überzeugung, dass Geschwindigkeiten über 30km/h mit der Bahn per se tödlich seien.
Deshalb ist aus ihrer Sicht auch eine Energiewende nicht möglich. Das stimmt, solange man so denkt wie sie.
Je mehr Leute ihrer Denkart sich auf’s Altenteil (sie nennen das beschönigend Müssiggang) zurückziehen, desto besser!
M.M. meint
Ja, ja. Und früh morgens würde ich dann auf die Zeitung warten und danach auf die Briefpost. Nachdem ich den Holzofen eingeheizt habe.
In Deutschland haben sie auch so ihre Probleme mit der Windkraft:
Wo die Riesenräder rosten
Haguhans meint
Und ich sage: Wir brauchen neue moderne AKWs oder wir können gleich einpacken.
Patrix meint
Im konkreten Fall reichen einfache Physik- und Mathematik-Kenntnisse auf Volksschul-Niveau völlig aus (und die hat auch ein PR-Berater). Die alltäglich notwendigen Energiemengen können mit Wind und Sonne selbst dann nicht abgedeckt werden wenn wir die Schweiz mit Windrädern und Solarzellen vollpflastern. Natürlich kann man auf Innovation und Einsicht hoffen, aber sollten wir da nicht zuerst Erfolge sehen bevor wir den Ast absägen auf dem wir sitzen?
PS: Sag ich als 45jähriger der den Karren ja jetzt ziehen darf…
M.M. meint
Schön 🙂
Patrix meint
Ich lass mich zum Dank gerne mal auf einen mit meinen AHV-Geldern finanzierten Kaffee einladen sofern ich mich mal auf die andere Seite des Bözberg verirren sollte 🙂
M.M. meint
Ich muss da einen Irrtum aus der Welt räumen: Ich werde nicht in Pension gehen. Bin altersmässig noch nicht so weit.
Entlege mich einfach des Zwangs, den feste Mandate mit sich bringen.
Was ich genau machen werde, weiss ich noch nicht.
Ist mir im Moment auch ziemlich egal.
Was die AHV anbelangt – da habe ich in den letzten 25 Jahren ziemlich viel Geld einbezahlt.
Markus Saurer meint
Vielen Dank für diesen Kommentar. Ich war selber an der Studie beteiligt und bin übrigens unabhängig. Wie ich die Sache erlebt habe, gilt dies auch für die anderen Autoren.
Götti meint
@ Markus Saurer: ich kenne den NZZ-Artikel. Wo bekommt man die Studie oder eine Zusammenfassung davon?
PS. auch der Solar-Artikel in der heutigen WW ist interessant. So Zeugs kommt bei mir NIE UND NIMMER auf’s Hausdach