In den Medien landauf landab ist mal wieder die Rede von der angeblichen Demütigung der USA wegen der vermeintlichen militärischen Schlappe in Afghanistan.
Was wohl eher der Schadenfreude geschuldet ist, als einer nüchternen Betrachtung.
Fakt ist: Die USA haben seit dem 2. Weltkrieg Kriege und Interventionen verlorgen – Vietnam, Intervention im Libanon, Afghanistan. Andere Auseinandersetzungen endeten in einem Patt – Korea, Somalia. Bei vielen waren sie erfolgreich, z.B. in Bosnien.
Doch in solchen Kategorien gedacht, gibt es keine Nation, die derart oft gedemüdigt wurde, wie die USA.
So what.
Haben die Niederlagen die USA geschwächt, ist das Land zusammengebrochen? Droht das Land auseinanderzubrechen wie die Sowjetunion nach dem verlorenen Afghanistandkrieg?
Quatsch.
Innenpolitische Themen waren und sind weitaus wichtiger für die Politik der USA als eine vermeintliche Demütigung auf dem internationalen Parkett.
Weshalb gilt: Who cares?
Deshalb mochmals: Nüchtern betrachtet sind die USA aus Korea, aus Vietnam gestärkt hervorgegangen. Auch wenn seit Jahrzehnten der Niedergang der Vereinigten Staaten herbeigeschrieben wird.
Allein – da ist nichts dergleichen festzustellen.
Ausser, dass kein Land auszumachen ist, das den USA den Platz ernsthaft streitig machen kann. (Ja, ja, China – schauen wir mal, wie weit die in den nächsten zehn Jahren mit ihrer Diktatur und ihrer kommunistischen pseudo-privater Unternehmen tatsächlich kommen.)
Als demütigend wird die neue Zusammenarbeit der USA mit den Taliban gewertet, was hingegen nichts als ein logischer nächster Schritt nach dem Ausstiegsentscheid Bidens ist.
Wenn man davon ausgeht, dass die USA im Pentagon und im Aussenministerium, bei der CIA und sonstwo ziemlich intelligente Köpfe beschäftigt, die Lagen analysieren und daraus Schlüsse ziehen können.
Klar, und auch irren.
Wenn man sich die aktuelle Entwicklung am Tag 13. nach dem verkündeten Sieg der Taliban anschaut, dann stehen die dort, wo sich vor einem Monat die nationale Regierung befand: Sie können das Land nicht kontrollieren.
Jetzt nehmen wir doch einmal an, die Strategen in Washington hätten genau dies vorausgesehen – und ich bin mir sicher, einige haben das getan. Dann war der abrupte Rückzug ein ziemlich cleverer Schachzug, die Taliban zu besiegen. Und aus einer neverending Story herauszukommen.
Kurz und mit Schrecken.
„Weglaufen ist die beste Methode“ ist die 36. List, die der chineschische Genera Tan Daoji, eine Art chinesischer Machiavelli, in seinen 36 Strategeme festgehalten hat.„Sich ergeben ist eine vollständige Niederlage, ein Vergleich ist eine halbe Niederlage. Flucht bietet die Chance, später doch noch zu gewinnen. Der Rückzug war dann nur ein taktischer Zug.“
Mit dem Drohnenangriff auf einen IS-Planer – („Wir haben das Ziel getötet“) – haben die USA gezeigt, dass sie sich jederzeit und an jedem Ort einmischen können.
Das ist neue asymmetrische Kriegsführung. Es wird nicht die letzte Aktion in Afghanistan gewesen sein.