Die FDP Basel-Stadt steigt also mit zwei Kandidaten ins Regierungsratsrennen, mit den Herren Haller und Dürr. (Dem unterlegenen Herrn Faller kann man einen Achtungserfolg zugestehen.)
Mit dem Zweierticket wollen die Die Liberalen die linke Mehrheit in der Regierung kippen.
Gut möglich, dass gestern Abend in der Versammlung ein paar Hingebungsvolle allen Ernstes daran glaubten, dies zu wollen.
Doch wer nur ein wenig unser politisches System versteht, der weiss, dass es für die Bürgerlichen viel besser ist, wenn sich im Herbst weder im Grossen Rat noch in der Regierung an den bisherigen Mehrheitsverhältnissen etwas ändert.
Die Mehrheit im Parlament und nicht die in der Regierung ist der entscheidende Faktor, um in diesem System Politik gestalten zu können. Siehe die letzten vier Jahre, die in Basel bürgerliche Jahre waren.
Deshalb wird sich die Linke weniger um die Mehrheit in der Regierung sorgen, als sich darauf konzentrieren, die Mehrheit im Parlament zu gewinnen. In der Regierung in der Minderheit, im Parlament in der Mehrheit, das ist der Stoff, aus dem die linken Träume gewoben werden.
Dann kann man den bürgerlichen Regierungsrat vor sich hertreiben.
Insofern kann man Herrn Dürr als gewählt betrachten, denn er wird aus taktischen Gründen sehr viele Stimmen aus dem linken Lager erhalten. Selbst Herr Haller muss nicht als ferner-lief-Kandidat gewichtet werden, ausser auch die Bürgerlichen, was zu erwarten ist, wollen aus taktischen Gründen an der linken Regierungsmehrheit festhalten.
Spielball im Game um die Neuordnung der Machtverhältnisse ist Herr Morin. Für beide Seiten.
PS: Die schlechteste Option für die Bürgerlichen ist zugleich die unwahrscheinlichste: die Mehrheit in der Regierung UND im Parlament. Ihre Politik würde dreimal im Jahr an der Abstimmungsurne zerpflückt.
KarlLinder meint
Etwas präziser bittesehr: Was heisst denn bürgerliche Mehrheit im Parlament? Eigentlich war die vergangene Legislatur ein Glücksfall in Sachen Nachhaltigkeit. Ökologische Vorhaben wurden durchgesetzt, ebenso aber Finanz- und Wirtschaftspolitische Vorhaben. Ausschlaggebend dafür war Grünliberal, nicht bürgerlich. Und die Chancen stehen nicht allzu schlecht, dass es so bleiben wird. Dann dürften auch z.B. Vorhaben Erfolg haben, die Ladenöffnungszeiten in BS zu liberalisieren, aber auch Wohnquartieraufwertungen oder autofreie Einkaufsstrassen in der Innenstadt, also alles vernünftige Dinge. Und zum Regierungsrat: Schauen wir doch mal, was passiert, wenn im 2. Wahlgang noch 1-2 Sitze unbesetzt sind, aber die SVP, FDP, GLP und GP ihre Sitze noch erkämpfen müssen/dürfen. Dann wäre fast alles denkbar.
Henry Berger meint
Herr Messmer ich wohne in Basel und bin politisch eher dem linken Spektrum zuzuordnen. Aber etwas werde ich sicher nicht machen: Herrn B. Dürr wählen. Um mindestens eine Stimme geht Ihre Theorie also bereits nicht auf…
Henry Berger meint
Das mit dem taktischen müssen Sie mir zudem noch erklären: Was ist daran „taktisch“ wenn ich neben den drei SP-Kanditaten noch einen FDP’ler wähle? Ich kann doch die drei Kanditaten der SP wählen und die übrigen Linien frei lassen, resp. gleich die SP-Liste einwerfen.
Jetzt bin ich aber gespannt auf Ihre Erklärung, wieso ich taktisch z.B. noch Herr Dürr wählen soll????
M.M. meint
Sie wählen Ihre Sozialdemokraten und beruhigen damit Ihr Herz und Ihr Gewissen.
Dann wählen Sie noch Haller und Dürr (letzteren noch als Regierungspräsident) und Sie haben die bürgerliche Mehrheit.
Grossredner Dürr ist im Präsidialamt politisch aufs Abstellgleis gestellt, Morin wird gekippt – denn den brauchen künftig weder die Linke noch die Bürgerlichen.
Dann wählen Sie noch ihre Leute in den Grossen Rat in der Hoffnung auf eine linke Mehrheit – perfekt.
PS: Bürgerliche Wähler setzen dagegen auf Haller. Der redet weniger und macht seinen Job. Morin ist in dieser Konstellation ein Glücksfall – sofern es bei der bürgerlichen Mehrheit im Grossen Rat bleibt.