Auf dem Höhepunkt des Vietnamkriegs lief mir der schon Jahre zuvor erschiene Roman „Der hässliche Amerikaner“ über den Weg.
Der Roman, dessen Handlung in einem fiktiven asiatischen Land spielt, prägt das Bild „des Amerikaners“ bis heute.
Dieses Bild vom arroganten Westler, der unfähig ist, die Kultur anderer Länder, deren Menschen, deren Werte und Traditionen zu verstehen.
Der Amerikaner ist der Massstab aller Dinge auf diesem Planeten und darüber hinaus.
Was soll’s – wenn da seit geraumer Zeit nicht auch noch dieser hässliche Schweizer wäre.
Der „hässliche Schweizer“ unterscheidet sich vom „hässlichen Amerikaner“ im fremden Land lediglich dadurch, dass er nicht mal die Kultur, die Menschen, deren Werte und Traditionen in seiner unmittelbaren Nachbarschaft versteht.
Deutsche, Franzosen, Italiener, Österreicher – dazu alles, was noch weiter weg wohnt erst recht, ist ihm zutiefst fremd.
Was ihn verständlicherweise verunsichert.
Ein ziemlich blödes Gefühl, das er mit Arroganz und übersteigertem Selbstwertgefühl vertuscht.
Wen wundert es also, dass die Schweizer ausserstande sind, zu verstehen, dass Europa samt dessen Werte sich seit einem Jahr in einem existenziellen Kampf befinden.
Stattdessen glaubt die Schweiz, dieses Fettauge in der europäischen Suppe, allen Ernstes, der Krieg in der Ukraine sei einzig eine schicksalshafte Prüfung Gottes des Allmächtigen für ihre – NEUTRALITÄT.
Und sie denken: Das mit den Russen und den Ukrainern wird sich eh über kurz oder lang erledigen lassen.
Zum Beispiel in Genf.
So kommt es denn, dass die Schweizer Armee Panzer des neuesten Typs lieber noch weitere Jahre in feuchtigkeitsresistenten Unterkünften sorgsam pflegt.
Statt jetzt von den paar Hundert zehn, vielleicht zwölf Exemplare an unsere Nachbarn abzugeben.
Indirekt an die Ukraine also.
Ein Land – es sei auch noch erwähnt – das jenen Kampf gegen einen übermächtigen Feind führt, den die Schweizer als feuchte Träumerei von der nationalen Unbeugsamkeit (gegenüber der EU) in den Kommentarspalten der Onlinemedien ausleben.
Wir brauchen die, sagen die wackeren Schweizer Mannen.
Für den Tag nämlich, an dem der Russe in Basel am Rhein steht. Oder in Liechtenstein einmarschiert.
Sollte es tatsächlich so weit kommen, dann brauchen wir keine Leos nicht mehr.
Marc Schinzel meint
Völlig einverstanden. Viele bei uns scheinen noch immer nicht gemerkt zu haben, welch tiefgreifende Zäsur dieser brutale russische Angriffs- und Eroberungskrieg gegen die Ukraine für Europa – samt Schweiz – darstellt. Das ist nichts, was rasch vorbei geht oder was man schulterzuckend beiseite schieben kann. Egal, wie der Krieg ausgeht: Solange Putin Russland regiert, werden wir nie mehr nur annähernd normale Beziehungen mit Russland haben. Darauf sollten wir uns einstellen. Besser heute als morgen.
Rampass meint
Bevor der Russe in Basel steht, muss er noch ein paar NATO Länder durchqueren.
Klar, dass die gut gewarteten Leos aus der Schweiz sehr gesucht sind. Einmal volltanken und aufmunitionieren reicht – schon sind sie einsatzbereit. Was man von den deutschen Exemplaren nicht behaupten kann. Somit dürfte wohl klar sein. wo die Schweizer Exemplare direkt, nicht indirekt, landen würden.
Dass der „hässliche Schweizer“ mit 25% Ausländeranteil andere Kulturen nicht „verstehen“ soll, ist doch ziemlich weit hergeholt, wird in diesem Blog aber immer wieder mal suggeriert.
Das weiss sogar chatGPT besser:
„Allerdings gibt es einige Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, dass ein Schweizer die Kultur seiner Nachbarländer versteht. Zum Beispiel haben Schweizer aufgrund der geografischen Lage und der offenen Grenzen oft mehr Kontakt mit den Nachbarländern als Menschen in anderen Ländern. Auch die Mehrsprachigkeit in der Schweiz kann dazu beitragen, dass Schweizer eine bessere Verständigung mit ihren Nachbarländern haben.“
Arlesheimreloadedfan meint
Ich als Schweizer,glaube rein gar nichts.Was die üblichen Verdächtigen ihrem Gott in Herrliberg nachplappern,lässt mich Kalt.
Ich würde sämtliche Leos subito zum Alteisen Preis nach Deutschland verkaufen.
Aber 14 Panzer als ernsthafte Hilfe für die Ukraine zu sehen ist dumm.
Die Schweiz hat seit 1990 Abermilliarden aus dubiosen Ukrainischen und russischen Quellen weitergeleitet und alle Augen geschlossen.
Dass und nur dass macht unsern Ruf aus.
Und diese Rolle wird uns bei jedem Versuch ein Teil Europas zu werden,auf die Füsse fallen.
j. ackermann meint
Voltaire lässt Candide der Welt empfehlen, nachdem er überall dabei war, „man solle zuerst seinen eigenen Gartn pflegen“. Als Schweizer, inmitten eines wahnsinnigen Zyklons, keine schlechte Empfehlung, und wenns als Fettauge ist.
Henry Berger meint
Umgekehrt stimmt es auch: Deutschland und den meisten Deutschen ist die Schweiz zutiefst fremd – Kommentare zu Artikeln über die Schweiz haben ein unterirdisches Niveau und triefen von Selbstgerechtigkeit….
Michael Przewrocki meint
Hat der Spiegel keine(n) CHzer Korrespondente(I)n mehr?