Zu meinen Lieblingssätzen von Politikern gehört der, wonach sie „sehr viele positive Rückmeldungen bekommen haben“. Je nachdem von ihrer nächsten Umgebung, von Parteimitgliedern oder gar aus der Bevölkerung.
Den Satz diktieren Politiker beider Geschlechter Journalisten ins Smartphone, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen.
Wie zum Beispiel Frau Pegoraro, die vorgestern zur Überraschung ihrer Partei ihr Weitermachen über 2015 hinaus erklärt hat.
Wäre Frau Pegoraro eine emanzipierte Frau, dann wäre sie zurückgetreten mit der zeitgemässen Begründung, sich von nun an „mehr Zeit meiner Familie zu widmen, die in den letzten Jahren auf vieles verzichten musste.“
Denn Männer in Führungspositionen und in ihrem Alter verabschieden sich heutzutage mit diesem Satz (und ebenfalls gut gefüllter Schatulle) aus der Tretmühle.
Nun gut.
Auf alle Fälle deutet wenig darauf hin, dass die FDP über den einsamen Entscheid ihrer Regierungsrätin begeistert ist. Vielmehr hätte man sie lieber nächstes Jahr mit einer Standing Ovation und einem Blumenstrauss ins Privatleben verabschiedet.
Dies scheint auch ein Nebensatz der Parteipräsidentin zu unterstreichen, wonach man „erst im Frühjahr entscheiden werde, mit wie vielen Kandidaten“ die FDP in den Wahlkampf steigt.
Gut, die Bemerkung könnte man auch so deuten, dass sie die virtuelle BüZa-Liste gemeint hat.
Denn die FDP, die mit zwei bis drei Sitzverlusten rechnen muss, wird wohl kaum mit zwei Kandidat_Innen ins Regierungsratsrennen steigen, ausser sie will es dem Wahlvolk überlassen, Frau Pegoraro zu verabschieden.
In den nächsten Monaten, und damit der wichtigen Vorwahlkampfzeit, wird die Spesenaffäre die Schlagzeilen beherrschen. Da wird die FDP exponierter als die bürgerlichen Partner im Regen stehen. Zum einen wegen Herrn Ballmer und zum anderen, weil Frau Pegoraro als letzte der alten Garde gelten wird.
Die CVP und SVP mit ihren neuen und damit völlig unbelasteten Regierungsleuten, schauen im Trockenen zu. Die SP gesellt sich dazu, dank dem Rücktritt von Herrn Wüthrich.
Was die Wählerinnen und Wähler wollen, ist ein Neuanfang, (habe dazu viele positive Rückmeldungen bekommen).
Den Neuanfang glaubwürdig verkörpern würde beispielsweise der Birsfelder Gemeindepräsident Christof Hiltmann. Der 42-jährige „Shooting Star“ hat nicht nur erfolgreich Wahlen gewonnen, sondern auch die für den nächsten Karriereschritt nötige Nähe zur Wirtschaftskammer.
Dass die bürgerlichen Partner der SVP als wählerstärkster Partei im Landkanton den Anspruch auf einen zweiten Regierungssitz streitig machen können, glauben nur Frauen.
Das Wahlpaket der Büza-Partner könnte demnach so aussehen: Lauber (CVP), Weber (SVP), XY (SVP), Hiltmann (FDP) und XY (EVP).
Und später im Jahr tritt für das bürgerliche Lager als Ständeratskandidat gegen voraussichtlich Maja Graf (Grüne) und XY (SP) Christoph Buser (FDP) an.
Er hat, wie jeder Bürgerliche, nur minimste Chancen, zu gewinnen. Aber mit einer Doppelkandidatur hat er den Nationalratssitz auf sicher.
Und wenn’s mit dem Teufel zugeht, haben die Liberalen am Wahlsonntag gar zwei Sitze, weil Frau Schneider Schneiter (CVP), die letztes Mal nur wegen der Doppelkandidatur gewählt wurde, rausfliegt.
eric müller meint
Was ich mir fast sicher bin ist, Christoph Buser wird im Nationalrat sitzen. Die FDP hat genug Wunden zu lecken und der Stimmbürgerschaft vorzumachen, dass sie nun geläutert seien. Der Reputationsverlust wegen der Honorargeschichte ist enorm. Also zwei NR-Sitze sehe ich auf keinen Fall. Christof Hiltmann könnte eine Alternative sein (oder eigentlich die einzige). Ob er wirklich so erfolgreich Wahlen gewonnen hat, über das lässt sich diskutieren. Ohne die Linken, die nur Botti abschiessen wollten, hätte er nie gewonnen. Aber es ist passiert und er macht seine Sache gut und Botti kann im Stillen lachen, denn Hiltmann fährt seine Linie weiter. Hiltmann bringt auch den richtigen Ausbildungsrucksack mit und wäre für die Regierung ein Gewinn. Die FDP täte gut daran, solche Exponenten zu fördern. Und ja, er hat genügen Nähe zur Wirtschaftskammer. Mal gucken was in nächster Zeit so alles passiert!
h.s. meint
Also, hier geht den FDP-Gaul mit M.M. durch. 2 Nationalratssitze für die FDP sind eine Illusion. Eine Sitz ist den Maximum aller Freude. Was der Leser auch ableiten kann aus die Vorhersage des Sitzverlust in den Landrat. Ein FDP-Resultat von 11-12 Sitze im Landrat ergibt ein schlechteres Nationalratswahlresultat als letztes Mal. Und da war es schon Knapp.
Den Sitz von Elisabeth Schneider-Schneiter ist ganz sicher nicht durch die FDP bedroht. Da sehe ich ganz andere gefahren.