Zufällig eine frühere Mitarbeiterin getroffen.
Beim Optiker.
Wie lange ist das her, seit wir uns letztmals gesehen haben – dreissig, vierzig Jahre?
Auf alle Fälle zu einer Zeit, als für Journalismus noch genug Geld vorhanden war.
Beim Kaffee werden die Jahrzehnte mit „Was-inzwischen-geschah“ auf eine Viertelstunde geschrumpft.
Und dann Corona.
Sie redet über ihre Zeit mit Corona so, wie man letztes Jahr über Corona geredet hat – die Ruhe, die Isolation, der Lockdown, was man sonst noch so gemacht hat.
Und überhaupt das Wetter im Frühjahr 2020.
Bin überrascht, dass das alles noch immer ein Thema ist.
Sie schaut auf ihr Handy.
Eine Freundin hat ihr eine Textnachricht geschickt; sie und ihr Mann seien eben positiv getestet worden.
Shit, sagt sie, ich war gestern den ganzen Abend mit ihr zusammen.
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Ah ja, der Brexit: Die EU hat eben die Fördermittel für 115 britische Wissenschaftler gestrichen.
Wegen des Streits über das Nordirland-Protokoll.
Ursprünglich hatten sich die Briten und die EU im Rahmen von Horizon Europe auf ein Förderprogramm von 80 Mia. Pfund verständigt.
Was jetzt davon übrig bleibt – noch ganze 18 Förderbeiträge.
Allerdings werden die Mittel nur ausbezahlt, wenn die Empfänger ihre Forschungsvorhaben an einer Universität in der EU fortsetzen.
So sind die Regeln.
Und die werden von der EU gemacht.
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Travail Suisse ist bereit, die Anmeldefrist für EU-Firmen von 8 auf 5 Tage zu verkürzen.
Wenn das in dem Tempo weitergeht, sind wir im Januar 2032 bei einem Tag.
Sagt Wachovsky.
Dann können wir mit der EU auch über Horizon Europe reden.
Sage ich.
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Wachovsky sagt: Es sieht ganz danach aus, dass die Durchmesserlinie – Sie wissen schon, das „Herzstück“ – und die „autofreie Brücke“ über den Rhein zeitgleich eingeweiht werden.
Ah ja – wann denn?
Am Sankt Nimmerleinstag um Halbsechs.
Versuche dagegenzuhalten – allein, mir fällt nichts ein.
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Anonymus meint
Ähm, habe ich etwas verpasst: wer zum Teufel ist Wachovsky?
Und, gestatten Sie mir die Bemerkung, Sie werden immer defätistischer… das Alter?
U. Haller meint
Defätistischer? Nein, tiefgründiger, nachdenklicher. Jedenfalls immer besser – für mich wenigstens. Einige nennen das Altersweisheit. Ich mag diesen Begriff zwar nicht, doch ein Körnchen Wahrheit steckt doch dahinter. Und immer noch um Welten besser als die teils kleinkarierten Kommentare unseres „Bildungsbürgertum“ in den Sozialen Medien. Da kann man sich nur schämen.
PS Noch etwas, werter Anonymus: Ich habe hier schon verschiedentlich moniert, dass man doch mit seinem vollen Namen für seine Statements stehen möge. Das gilt weiterhin. Das gilt für Sie wie für die vielen anonymen Follower hier. Ich bevorzuge Gespräche mit einem mir bekannten Gegenüber, nicht mit einem anonymen Phantom.
Franz Bloch meint
Ich bin auch für „volle Namen“. Wofür steht denn bei Ihnen das „U“?
U. Haller meint
Meine ehem. Schulkollegen – allesamt Lateiner – nannten mich Ursus. Nomen est omen? Vielleicht. Auf das -us lege ich jedenfalls keinen Wert. 😀
Franz Bloch meint
Alles klar, sehr geehrter Herr Urs!
Anonymus meint
Lieber Herr Haller,
es gibt einige gute Gründe, wieso man in so einem Blog nicht mit seinem richtigen Namen kommentiert. Wichtiger ist, so finde ich, dass man trotzdem anständig bleibt und sich an die allgemeinen Spielregeln hält. Die Anonymität darf nicht dazu dienen, die Sau rauszulassen. Meine Meinung.
M.M. meint
Ob anonym oder nicht ist hier egal. Mich interessieren die Argumente.
Wer in die Ecke pinkelt, fliegt raus.
Passiert immer wieder mal.
Michael Przewrocki meint
Etwas mehr googlen dann kommt man drauf.