Feier in kleinem Kreis in der Kunsthalle.
Zur Wahl von Frau Baume-Schneider in den Bundesrat – eine sympathische Frau, politisch versiert, machtpolitisch erfahren und dazu noch das jurassische Revoluzzer-Gen.
Wir sind happy.
Weil das auch staatspolitisch eine kluge Wahl war, wir werden den Jura anders wahrnehmen als bisher.
Um es gleich auch noch festzuhalten: Angestossen haben wir nicht auf die Nichtwahl von Frau Herzog.
Weil man ihr nicht (allein) die (zweite) Abfuhr in die Schuhe schieben kann.
Verloren hat das politische Basel, der Kanton Basel-Stadt, weil diese Ecke der Schweiz keine Ahnung hat, wie die Schweiz hinter dem Jura tickt.
Man weiss nur: Basel tickt anders.
Klären wir auf.
Von jenseits des Juras betrachtet, werden die Basler in zwei Varianten wahrgenommen: als HD-Läppli – Basler sind luschtig oder als Hans-Peter Tschudi – Basler sind staubtrocken, beide Typen ausgestattet mit diesem eigenartig harten Dialekt.
Denn das sind die Bilder, die im kollektiven Unterbewussten der Schweiz aufpoppen, wenn von Basel die Rede ist: HD-Läppli mit seiner Bettdecke auf dem Tornister im Kasernenhof und Hans-Peter Tschudi mit der Schere in der Hand bei der Eröffnung eines Autobahnabschnitts.
Beides kurlige Typen also, die niemand wirklich ernst nehmen muss.
Eva Herzog hat den staubtrockenen Tschudi gegeben, eine Rolle, die ihr sprichwörtlich auf den Leib geschnitten ist.
Nicht gewählt wurde eine typische Vertreterin der sich selbst genügenden politischen Biosphäre Basel.
Eine aus jener Stadt der Schweiz, die zugleich ein Kanton ist, in dem man linksgrüne Urbanfantasien voll ausleben kann, spröde lustlos, versteht sich, von wegen schlechtem Gewissen, weil es immer noch andere gibt, denen es nicht so gut geht.
Finanziert aus den beiden Steuerquellen Roche und Novartis.
Die sprudeln seit Jahrzehnten derart üppig, dass man sich am Rheinknie dem Irrtum hingibt, Basel-Stadt sei wichtig für die Schweiz.
Es ist die Pharmaindustrie, Stupid!
Weil man grossartig zu sein scheint, ist es nicht sooo wichtig, wer zu den Sessionen nach Bern fährt.
Hauptsache kurlige Typen halt.
Deshalb wählt man die ehemalige Finanzdirektorin Eva Herzog. Aus Dankbarkeit fürs Verteilen des Quellwassers und weil Anita Fetz keine Lust mehr hatte.
Man delegiert Sibel Arslan und Mustafa Atici, die in Bern Ja-was-denn-eigentlich vertreten.
Ah ja, irgendwas mit Minderheiten.
Dank eigenartiger Listenverbindungen reingschmuggelt hat sich noch eine gewisse Frau Christ.
Ach ja, fast vergessen: Dann ist in Bern mit Frau Falkenstein noch der Erbhof der Familie Eymann vertreten.
Das war’s denn schon mit der Basler Vertretung in Bern.
Das war auch mal anders, als Basler wie Eugen Dietschi, Peter Dürrenmatt, Alexander Euler, Helmuth Hubacher, Andreas Gerwig, Carl Miville, Ruth Mascarin, Gertrud Spiess in Bern tatsächlich eine Rolle spielten.
Wir stiessen an mit: „Vive le canton du Jura!“
Übrigens:
Heute wurde nicht nur die politische Laufbahn von Frau Herzog beendet – obwohl sie in Bern noch ein paar Jahre ihre Runden drehen mag, was soll’s – heute hat sich überdies Sebastian „Baschi“ Dürr gleich selbst aus der politischen Umlaufbahn geschossen.
Biosphärentypisch – die geneigte Leserschaft weiss inzwischen was das heisst: Aus Selbstüberschätzung.
Am Sonntag hatte sich der notorische Anzugträger augenzwinkernd von seinem Telebaselpublikum verabschiedet.
Um gestern Dienstag seine Kandidatur für den Ständerat bekannzugeben.
Gestern Dienstag!!!
Wie politisch blöd muss man eigentlich sein, um so was zu tun?
Sorry, das nehme ich sofort zurück: Dürr ist nicht blöd, selbstverständlich nicht, sondern lediglich unausstehlich ehrgeizig.
Deshalb kann einer wie er nicht mal einen Tag abwarten, um zu schauen, wie es mit der Eva läuft.
Kann er nicht, es könnte sich ja jemand vor ihm zu Wort melden.
Nein, einer wie Dürr ellbögelet selbst dann ungestüm nach vorne, wenn es noch gar nichts zu verteilen gibt.
Aber wie sagt man in Bayern: „Basst scho“
Franz meint
Der beste Kommentar heute.
Die Basler sind unbeliebt und man will nichts mit ihnen zu tun haben.
Und in der Bubble hier will man es auch nach Jahrzehnten einfach immer noch nicht checken.
In der Tat ein Biotop welches viele drinnen und draussen abschreckt.
Henry Berger meint
Danke für dieses treffende Beschreibung der Basler Politik. Es ist effektiv so, dass Basel als rot-grüner Kosmos wahrgenommen wird, indem bürgerliche Politik noch knapp geduldet ist (dafür tragen die Bürgerlichen einen rechten Teil Mitschuld).
Es wird keine gut-schweizerische Konsenspolitik betrieben, bei der alle massgeblichen politischen Strömungen einbezogen werden sondern knallharte grün-rote Machtpolitik mit Unterstützung von ganz links. Damit fürchte ich auch, dass sich Basel immer weiter von der Schweiz entfernen wird und dieser rot-grüne Kosmos ist heute Frau Herzog auf die Füsse gefallen. Ich kann nachvollziehen, dass ein Ständerat aus Uri oder ein Nationalrat aus dem Rheintal mit Nationalrätinnen wie Frau Arslan etwas „fremdelt“.
Und dann noch dies: Die SP hatte doch heute überhaupt keine Strategie. Nach dem zweiten Wahlgang hätte man sich doch innerhalb der SP auf eine Kandidatin einigen sollen – man hätte entscheiden können ob eher die städtische oder rurale Schweiz im BR vertreten sein sollte. Hätten alle SP-Mitglieder der Bundesversammlung Herzog gewählt, so wäre sie jetzt Bundesrätin. Dass dieses Zweier-Ticket erst seit ca. 20 Jahren Mode ist, hat man wohl vergessen. Früher hätte man sich bereits im Vorfeld auf eine Kandidatin einigen müssen und diese „Einigung“ wäre heute vor dem 2. Wahlgang fällig gewesen – nun hat man sich von Aussen die Bundesrätin aufdrücken lassen, dafür haben sich alle in der SP lieb und „gschpühren“ sich fest….