In den letzten Monaten habe ich deutlich mehr als ein gutes Dutzend Stunden die Brexit-Debatten im britischen Unterhaus verfolgt, fasziniert vom welthistorischen Thema, beeindruckt von Stil und Tradition und von den (zumeist) wohl formulierten Argumenten.
Inzwischen ist einiges weg. Zum Beispiel das beeindruckt sein.
Etwas nüchtern beurteilt: Das Unterhaus ist auch nur ein Nationalrat. Der einzige Unterschied zum Schweizer Parlament ist die Sprache, diese Karikatur von einem Königshaus-Englisch.
Das Englische der schottischen und nordirischen Volksvertreter ist gegenüber dem Oxbridge etwa so elegant wie das Hochdeutsche der Walliser und Appenzeller zu dem der Nachrichtensprecher der ARD.
Was kein Abstrich am Gehalt des Gesagten bedeuten muss.
Was jetzt in der Endphase der britischen Brexit-Diskussion hinzukommt, ist anschauen zu müssen, wie die Fassade in sich zusammenfällt. Da bleibt nichts mehr vom britischem Empire, da breitet sich nur noch tiefste Provinz aus.
Weil alles gesagt ist, drehen sich in der Echokammer von Westminster und in den Studios der BBC die Argumente im Kreis: Die der Politiker, die der Experten und die der Journalisten.
Brexit – da kommt nichts mehr ausser dieser Abstimmung, vor der sich inzwischen alle zu fürchten scheinen wie der Teufel das Weihwasser.
Doch ob morgen oder übermorgen oder erst am 21. Januar – für die ParlamentarierInnen gibt es kein entrinnen: sie müssen Farbe bekennen.
Auch wenn sie meinen, sich mit der Absetzung von Frau May für ein paar Stunden Luft zu verschaffen.
Und ich denke, die meisten Beobachter und Akteure auf dem Kontinent werden froh sein, wenn sie endlich gehen, die Briten.
Doch dann geht das Drama erst richtig los.