Hier befassen wir uns zum letzten Mal mit der TagesWoche. Sie ist nicht mehr der Rede wert.
Sie hilft mit, den Zeitungsboom in Basel vorzutäuschen und wiegt die Journalisten in der trügerischen Hoffnung, es gäbe für sie so etwas wie eine Zukunft in der Produktion von gedrucktem Papier. Die gibt es nur für Urs Buess, dem Co-Chef. Denn der hat ein Alter erreicht, dass es gerade noch so hinhauen wird bis zur Pension.
Ungefähr dann wird Frau Oeri den Geldhahn zudrehen.
Wer also bei der TagesWoche als Dreissigjähriger arbeitet, folgt dem falschen Mann und setzt auf das falsche Produkt. Der Onlinezug ist für die TagesWoche definitiv abgefahren. Das kann man nicht nur an den geradezu lächerlich wenigen Kommentaren auch bei „heissen“ Themen ablesen, sondern auch beim Communitybuilding (Neudeutsch für „Mitglieder werben“).
In den letzten 14 Tagen ist die „TagesWoche Community“ gerade mal um 111 Personen angewachsen.
Mein Gott.
Das werden also, wenn es in diesem Tempo weitergeht, bis in einem Jahr 2’900 Leute mehr sein. Der Abozuwachs dürfte ungefähr diesen Zahlen folgen.
Das war’s zur TagesWoche.
Nehmen wir zum Beispiel die Basler Zeitung. Das Unternehmen verteilt seit ein paar Wochen jeden Sonntag 200’000 Exemplare der 7. Ausgabe in alle wichtigen Haushalte. Sie tut das noch bis im April. Danach, schreibt der Verlag, müsse man für die Sonntagsbaz bezahlen.
Ein echter Markttest also über die Zukunft der Zeitung auf Papier. Sie soll, so wird herumgeboten, gerade mal 6’000 Abonnenten für ihr Sonntagsblatt gefunden haben.
Sieht so die Zukunft aus?
Die Zukunft sieht so aus, dass in den nächsten Wochen im Einzugsgebiet der BaZ ein Mehrfaches an iPads der neuesten Generation verkauft werden. Zum einen steigen die Early Adopters (ich) auf das neue Modell um (ich) und zum anderen werden nun die Late Adopters dem Trend folgen. (Nebenbei bemerkt: Die Ankündiung, das iPad2 als deutlich billigere Version im Markt zu halten, war die eigentliche Sensation der Apple-Show in San Francisco).
Werfen wir einen Blick auf die USA, so sprechen die Zahlen eine klare Sprache: Die Verlagsindustrie ist die am schnellsten Schrumpfende Industrie überhaupt. Allein zwischen 2007 und 2008 gingen 28,5 % der Jobs im Print verloren. Die gute Nachricht: Im gleichen Zeitraum verzeichnete Online ein Jobwachstum von 20,4%.
Wer es etwas genauer haben will und lieber einen vergleichbaren Markt heranzieht, bekommt es hier schwarz auf weiss: Im Jahr 2034 erscheint die letzte gedruckte Tageszeitung.
Im Jahr 1992 waren es noch 26 Millionen verkaufte Tageszeitungen, 2002 23,2 Millionen (minus 11%) und 2011 nur noch 18,8 Millionen (minus 19%). Die Statistik sagt uns voraus: 2022 werden noch ca. 11 Millionen Exemplare verkauft – und 2034 ist dann Schluss.
Das Problem liegt nicht allein bei den Lesern, welche schon heute ihre abonnierte Zeitung praktisch gratis geliefert bekommen (die Abopreise decken kaum die Verteilkosten), sondern bei den Financiers der Zeitungen, den Inserenten.
Wie dramatisch die Lage ist, sieht man Sonntag für Sonntag in der BaZ. Selbst ein Gratisblatt mit einer Auflage von 200’000 Franken schafft es nicht mehr, mit den Inserateeinnahmen einen ausreichenden Deckungsbeitrag zu erlangen.
In den USA sind die Anzeigenerlöse auf ein 60-Jahrestief gefallen, zwei Drittel der Buchungen gingen seit 2000 verloren.
Zu den grossen Gewinnern zählen Google und Facebook. Statt Inserate zu schalten bauen die Unternehmen Social Media-Redaktionen auf und kommunizieren mit den Kunden in den Social Networks.
Mark meint
Zum letzten Mal TagesWoche? Eletronische Medien verdrängen Zeitungen aus Papier? Ich gehöre zu denen, die ihr Natel ausser Betrieb gesetzt haben! Brauche ich nicht! Gemütlich vor dem Feuer sitzen mit einem Tabel-Ding vor der Nase? Die letzte Ausgabe der TagesWoche brachte Themen, welche ich auf den elektonischen Seiten nie finde!
merlinx meint
Doch. Aufmunternde Worte an Spätaufsteher und interessante Links zum Thema dünngewalzter Zellulosebrei, getrocknet und bedruckt.
(wird noch gebraucht für die offline-Rentner in Cafés oder im GGG-Lesesaal.)
Seiten und Kolumnen,
Zeilen und Worte,
Titel und Punkte
Alles hab ihr gelesen.
Nun ist verblichen die Schrift
Braun und brüchig das Papier,
Verpuzzelt sind Bild und Text,
Verloren der Sinn.
Was man früher jemandem, wenn’s sein musste, schwarz auf weiss unter die Nase halten oder zusammengerollt über die Rübe ziehen konnte, wird einem jetzt auf dem Tablett, ja Brettlein, serviert, schaut einen an, wie von weit weg, und gehorcht doch auf den leisesten Wisch, – du weisst nicht mehr, bist du jetzt drinnen oder draussen oder beides zugleich.
Aber stellt euch nicht länger so an: Der Geist hat sich nur auf einer neuen materiellen Grundlage niedergelassen;
und wenn’s sein muss, kann die Botschaft auch mit dem Lichtschwert in die Luft geschrieben werden …
Konkret: Den Laden in der Stadt, wo ich diese Dinger testen und miteinander vergleichen könnte, habe ich bis jetzt noch nicht gefunden.
Das Angebot und Präsentation in den Buchhandlungen ist mickrig bis beiläufig und die Beratung oberflächlich bis mangelhaft (irgendwie verständlich …).
Und dann noch Android vs iOS – genau diese Aporie wollte ich doch vermeiden.
Aber ich warte nur noch bis zum 16. des Monats …
M.M. meint
inzwischen muss man sich hinten anstellen. Lieferzeit war gestern 21. März.
Ich mache da übrigens keine Glaubensfrage daraus. Ich will ein Ding, das jetzt funktioniert und meinen Bedürfnissen entspricht.
Habe seit einem Jahr Android-Telefon. Muss ehrlich gestehen, dass ich mit dem Ding nicht klar komme und noch keine einzige zusätzliche App runtergeladen habe.
Der einzige Vorteil: Man kann damit telefonieren. Und, man kann ein WLAN-Hotspot einrichten. Deshalb habe ich mir ein iPad bestellt, das nur WiFi-tauglich ist.
Das „alte“ hat noch eine Sim-Karte. Das monatliche Datenpaket bezahle ich jedoch bereits fürs Smartphone.
Raphael meint
Ich finde die Sonntags BaZ bietet andere Inhalte als die täglich auf uns einprasselnden Newsströme aus dem Internet. Zu dem gibt es die Sonntags BaZ doch auch als ePaper für Ihr geliebtes iPad.
Henry Berger meint
Genau, Sie haben es erfasst, „elektronisch“ heisst das Zauberwort und Herr Messmer fragt zurecht, was die Zustellung von „Altpapier“ eigentlich noch soll…
Michael Przewrocki meint
Suter?