2000 Franken, lese ich, kosten monatlich zwei Kita-Tage in der Woche für zwei Kinder. Das sei doch eindeutig zuviel Geld. Für eine Mutter, die arbeiten gehe. Schliesslich bleibe da unter dem Strich, gerade bei Gutverdienern, vom Zweitverdienst nicht mehr viel übrig.
In Frankreich sei alles viel besser. Dort müssten ALLE nur 200 Franken bezahlen. Für die Ganztagsbetreuung. Für einen Monat.
Das ist so ein Thema, bei dem ich mir so um Halbneun beim french pressed Kaffee sage: Leute, das interessiert mich nun wirklich nicht mehr.
Mal abgesehen davon, dass ich die Rechnung Fraueinkommen minus Kinderbetreuung gleich wenig übrig, für eine grundsätzliche Fehlüberlegung halte.
Wir haben schon immer mit GEMEINSAMEN Einkommen gerechnet.
Ich denke also: Wenn Ihr wollt, dass „DER STAAT“ für Eure Kinderbetreutungskosten à la française aufkommt – na dann macht das doch. Setzt das politisch durch und bezahlt dann Steuern à la française.
So was mal nüchtern durchgerechnet, würden die 2000-Franken-Stöhner wohl auf die Welt kommen lassen.
Denn Vollzahler, das sind Doppelverdiener, die locker zwischen 10’000 und 20’000 Franken im Monat verdienen. Wenn davon der Staat die Hälfte oder noch mehr abschöpft – jeden Monat direkt vom Einkommen – dann ist das wohl alles andere als lustig.
Ich kenne Doppelverdiener, die zahlen für ihre beiden Autos mehr als für die monatliche Kinderkrippe. Und für Kleider, Schuhe, Handtaschen und Männer-Gadgets erst recht. Von den selbstverständlich gewordenen zweimal Ferien im Jahr mal ganz abgesehen.
Wir haben vier Kinder.
Nach allgemeiner Übereinstimmung, haben wir rund 4 Mio. Franken aufgewendet, bis die sich mit Eigenverdientem ihr Überleben gesichert haben.
Zeitweise haben wir drei Haushalte mit allem Drum und Dran finanziert.
Nun stellt sich die Frage – hätten wir jetzt 4 Mio. Franken auf der hohen Kante, wenn wir keine Kinder hätten? Sind wir bescheiden: zumindest zwei Millionen?
Ich behaupte mal: keineswegs.
Zum einen hätte ich wohl kaum den Druck gespürt, mehr verdienen zu müssen. Was ja mit über Jahre hinweg ziemlich eingeschränkter Auszeit vom Beruf erkauft wurde. Und zum anderen hätten wir wohl vor Jahren uns ein Haus gebaut und noch eine Ferienwohnung in den Bergen dazu.
Und überhaupt.
Es mag abgedroschen klingen: Wir haben in all den Jahren als Einkomensfrankendurchlauferhitzer – wir waren am Ende jedes Monats ziemlich pleite – noch nie eine Kosten-Nutzen-Rechnung gemacht. So was zu machen, waren mir meine Kinder noch nie wert.
Wir waren – ökonomisch und lebensplanerisch gemessen – ziemlich unbedarft. Wir gingen nämlich davon aus: Irgendwie werden wir das schon schaffen.
Wir lebten all die Jahre nach der Devise, die mir dieser Ausderhandleser beim Bahnhof in Old Delhi mit 20 auf den Weg gegeben hatte: „Money comes and money goes“.
Und das war auch gut so.
PS: Bin ich mit dieser Haltung jetzt eigentlich für oder gegen diesen Familienartikel, der zur Abstimmung gelangt? Ich müsste mich mal damit befassen.
Vielleicht morgen oder übermorgen.
Wenn ich Lust dazu habe.