Hört man den Leuten zu, liest man die Medien, glaubt man den Politikern, dann stehen uns schon seit Jahrzehnten ganz schlimme Zeiten bevor; nichts als Krieg, Terror, Klimawandel, Währungskollaps, Krankheiten und Verbrechen.
Auf nichts scheinen wir so aus zu sein, wie auf schlechte Nachrichten. Wie oft gleitet ein harmlos begonnenes Gespräch in irgendwelchen Gefühlsmüll ab.
Die Angst der Menschen vor der Zukunft ist ein todsicheres Geschäft.
Gestern Abend habe ich beispielsweise diesen Beitrag des britischen Finanzmagazins MoneyWeek „The End of Britain“ gelesen. Darin wird beschrieben, wie der Kollaps Englands unmittelbar bevorsteht – insbesondere wegen der nicht mehr einzulösenden Rentenversprechen. Hält man es bis weiter unten aus, so stösst man auf ein Angebot, wie man seine Moneten vor dem drohenden Staatsklau retten kann.
Und so geht es heute weiter: Herr Blocher warnt vor stillem Staatsstreich, Islamisten stellen neue Forderungen, China überholt uns wirtschaftlich, wir frieren und in Sidney schwitzen sie.
Klammer auf: Ich sollte mal wieder zum medizinischen Check-up, man weiss ja nie in meinem Alter. Klammer zu.
Nicht von ungefähr bilden in unserem Kulturkreis zwei grosse Sterbeszenen die zentralen Mythen: das Schierlingsbecherende des Sokrates und die Kreuzigung Christi.
Der Osten bietet als Rezept gegen die Angst vor der Zukunft an, nur noch im Moment, im Jetzt zu leben. Denn sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft seien nichts als Illusionen. Nur der Moment sei echt.
Mag ja sein, dass dies „in einer Kultur, in der die Zahl der Götter die der Menschen übersteigt“ (Sloterdijk) hilft, das tägliche Chaos zu meistern.
Für unseren Kulturkreis ist das jedoch kompletter Unsinn.
Kürzlich habe ich diesen Gedanken aufgeschnappt, der, wie mir scheint, nicht nur vernünftig ist, sondern auch unserer Denkart entspricht:
We worry because we are built to anticipate the future. Nothing can stop us from worrying, but science can teach us how to worry better, and when to stop worrying.